Kulissen des Großpolnischen Aufstandes

UNABHÄNGIGKEITSORGANISATIONEN IN DER PROVINZ POSEN ENDE XIX. UND ANFANG XX. JAHRHUNDERTS

Janusz Karwat

Vor dem ersten Weltkrieg entstanden vor allem an den deutschen Gymnasien und Universitäten Organisationen, denen größere Gruppen polnischer Studenten angehörten. Bis 1885 waren die Vereine polnischer Studenten legal tätig. Später wurde es den Polen durch die preußische Obrigkeit verboten, eigene Vereine und Verbände zu gründen, sowie sich an der Arbeit von Organisationen außerhalb der Universitäten zu beteiligen. Am 12. Juli 1896 wurde eine Dachorganisation mit geheimem Charakter ins Leben gerufen: der Verband der Vereine Polnischer Jugend in Deutschland (Związek Towarzystw Młodzieży Polskiej w Niemczech). Eines der Ziele der Satzung des Verbandes war die nationale und Bildungstätigkeit der polnischen Auswanderer in Deutschland. Im Jahr 1897 zählte der Verband 250 Mitglieder, die 11 Vereinen angehörten. Die Entdeckung der Tätigkeit des Verbandes durch die Polizei führte am 25.-27. Juni zum Prozess der polnischen Akademiker vor dem Reichsgericht in Leipzig. 16 Studenten wurden zu einer 3-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Danach war die Großzahl der polnischen Vereine an den deutschen Hochschulen im Rahmen des Verbandes der Vereine Polnischer Jugend im Ausland (Zjednoczenie Towarzystw Młodzieży Polskiej za Granicą) mit dem Sitz in Genf tätig (es waren u.a. polnische Organisationen aus Aachen, Berlin, Chemnitz, Dresden, Freiburg, Greifswald, Halle, Heidelberg, Karlsruhe, Leipzig, München, Würzburg und Wrocław).

Den größten Einfluss unter den polnischen Studenten hatte der Polnische Jugendverband „Zet“, dessen Reichweite sich auf alle Teilungsgebiete und ausländische Universitäts-Zentren, in denen Polen studierten, erstreckte. Er wurde am 14. Januar 1887 in Krakau auf die Initiative von Oberst Zygmunt Miłkowski ins Leben gerufen, und propagierte den Unabhängigkeits- und Demokratiegedanken. Die Organisation hatte eine dreistufige Struktur, d.h. 3 Stufen der Einweihung der Mitglieder (Kollegen, Genossen, Brüder). „Zet“ war eine Art patriotischer Orden und strebte danach, die organische Arbeit mit der Irredenta zu verbinden – wie sein Aktivist Stanisław Szwedowski schrieb. Die oberste Leitung des Verbandes bildete die „Centralizacja” („Zentralisation”), die in den alljährlichen Versammlungen gewählt wurde. Ihr unterlagen die Landkreiskomitees, denen die Delegierten aus mehreren akademischen Zentren angehörten. Die Kreise (10) aus dem Deutschen Reich waren im Landkreis Posen versammelt. Der Leitung des Landkreises unterlagen die Hochschulkreise, die Nationale Gruppe (Grupa Narodowa), die theologische Gruppe „Swoi“ („Landsleute“), die Gymnasialkommissare (aus Pommern, Schlesien und Posen), die Monatszeitschrift „Brzask“ („Morgengrauen“), und seit 1912 der Kommissar für militärische Ausbildung. Die Nationalen Gruppen stellten eine Übergangsphase zwischen den geheimen gymnasialen Kreisen und dem „Zet“ dar. Im Jahr 1908 wurde ein Gymnasialrat ins Leben gerufen, an dessen Spitze bis 1919 folgende Personen standen: Antoni Wierusz, Tomasz Graczykowski, Witold Jeszke, Wincenty Kruszka, Pfr. Czesław Piotrowski und Zygmunt Zaleski. Die Kommissare, denen die Gymnasien der Provinz Posen unterstanden waren u.a.: Czesław Chmielewski, Władysław Hedinger, Witold Jeszke, Władysław Likowski, Leon Strehl, Jan Plackowski und Maksymilian Wilimowski. Die Posener Landkreis-Stelle von „Zet“ unterschied sich von den anderen Landkreisen durch innere Stabilität. „Zet“ im preußischen Teilungsgebiet hatte keine Konkurrenz, wie es im russischen Teilungsgebiet der Fall war. Unter seiner Leitung gestaltete sich – in den letzten beiden Jahrzehnten vor dem Kriegsausbruch – eine neue Generation polnischer Intelligenz im preußischen Teilungsgebiet. Er trug auch beachtlich zur Entstehung polnischer Handwerker- und Arbeiterorganisationen in Berlin, Leipzig, München, Wrocławiu, in Rheinprovinz und in Provinz Westfalen bei.

Anfänglich gehörten die Mitglieder von „Zet“ (Brüder) auch der Nationalen Liga (LN - Liga Narodowa) an. Nach 1899 haben sich zwei Richtungen entwickelt: die sozialistische Richtung (Organ „Promień” („Strahl“) und nationale Richtung („Teka“), deren Einfluss sich auf Galizien und das preußische Teilungsgebiet erstreckte. Weil die Nationale Liga die Unabhängigkeitsidee in den Hintergrund stellte, wurde die Zusammenarbeit zwischen „Zet“ und LN eingestellt. Nach 1910 war die „Centralizacja” in Leipzig und München tätig, und ihr gehörten folgende Personen an: Aleksander Dubiski, Ignacy Nowak, Brunon Nowakowski, Stefan Rosiński und Leon Suchowiak. Vor dem I. Weltkrieg setzte „Zet“ auf den Unabhängigkeitskampf und hatte eine sowohl antirussische als auch antideutsche Haltung. Er warf der Kommission der Konföderierten Unabhängigkeitsparteien (Komisja Skonfederowanych Stronnictw Niepodległościowych) und Józef Piłsudski Einseitigkeit bei militärischen Vorbereitungen und das Ignorieren der Angelegenheiten des preußischen Teilungsgebietes vor.

Zet” wurde bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges zur wichtigsten Organisation, die die Konspiration im preußischen Teilungsgebiet leitete. Gemeinsam mit den ihm unterstehenden Organisationen wirkte er effektiv der Germanisierung polnischer Studenten entgegen. Der Verband hatte hier keine solche Konkurrenz wie es in den anderen Teilungsgebieten der Fall war. Er strebte bewusst eine Vereinigung der organischen Arbeit mit den Bemühungen um die nationale Befreiung an. Dem „Zet“ gehörte die Mehrzahl großpolnischer politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher Aktivisten und die Geistlichkeit der Zwischenkriegszeit an. Vor dem Kriegsausbruch begegneten sich in dieser Organisation die Einflüsse von Endecja (Nationalen Demokratie) und der Piłsudczycy (Gefolgsleute von Piłsudski).

Seit 1912 wurde die Abteilung für körperliche Ertüchtigung und militärische Ausbildung gegründet. Man bot praktische Veranstaltungen an, regte die Mitglieder dazu an, als Freiwillige in die deutsche Armee einzutreten, um in den Kreisen die Funktion der militärischen Ausbilder übernehmen zu können. Die ersten militärischen Referate von „Zet“ entstanden in Berlin, Dresden, Heidelberg, Leipzig, München und Wrocław. Vor dem Kriegsausbruch wurde die militärische Ausbildung an 11 deutschen Hochschulen durchgeführt und sie wurde von 130-150 polnischen Studenten absolviert, d.i. ca. 22 % der in Deutschland studierenden Polen. Bei der Ausbildung bediente man sich der deutschen Anleitungen, Unterrichtsbücher, die aus Krakau mitgenommen wurden, sowie der Karten und Waffen, die von den Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurden, die einen einjährigen militärischen Dienst absolvierten. Man realisierte das Programm einer Schulung des Infanterie-Soldaten mit den Elementen der Zug-Taktik. In München und Berlin gehörten den Schützen-Trupps auch die polnischen Arbeiter an. Die Funktion der Ausbilder übernahmen u.a. Kazimierz Glabisz, Bohdan Hulewicz, Józef Górski, Stanisław Krzeczyński, Tadeusz Lechnicki und Stanisław Marcinkowski.

Zet” war Schirmherr der Tätigkeit der Gymnasialjugend. Im Jahr 1874 gab es im Großherzogtum Posen 16 Sekundarschulen (13 Gymnasien, 2 sog.progimnazja“ (d.i. um 1900 unvollständige Gymnasien, die nur die unteren Klassen umfassten) und zwei Realschulen). Die ersten geheimen Verbände der polnischen Gymnasialjugend entstanden in den 30-er Jahren des XIX. Jh., u.a. „Marianie” („Marianer“) (Ostrów, Poznań, Trzemeszno, Śrem i Wągrowiec). Auf dieser vorherrschenden Welle patriotischer Stimmungen wurde am 19. Februar 1861 die Nationale Gesellschaft (TN - Towarzystwo Narodowe) gegründet, der die Abteilungen: „Krakus” in Leszno, „Zawisza” in Ostrowo, „Kościuszko” in Posen und „Zan” in Trzemeszno angehörten. Nach der Entdeckung der Existenz von TN und nach dem Gerichtsprozess im Jahr 1863 wurden die Gymnasiasten zu geringen Strafen verurteilt (ein Monat Gefängnis). Für die Teilnahme am Januaraufstand 1863/1864 wurden 38 Schüler aus Posen und 19 aus Trzemeszno von der Schule verwiesen. In Kürze wurden alle Gymnasien der Provinz von der Philomaten-Jugendbewegung erfasst. Ende XIX. Jh. wurden Philomaten-Kreise in Berlin, Hildesheim und Westfalen (Gelsenkirchen, Hamborn, Recklinghausen) gegründet. Vor dem I. Weltkrieg entstanden Mädchenkreise in Gniezno, Inowrocław, Ostrowo und Posen. Ein Netz aus geheimen Verbänden breitete sich auch über Pomorze Gdańskie (Pommerellen) (14 kół) und Schlesien (14) aus, und umfasste im Jahr 1914 ca. 1500 polnische Schüler.

Auf die Initiative von „Zet” fand in Juli 1898 in Posen eine Versammlung der Delegierten der Gymnasialkreise aus Großpolen statt, auf der der Verein „Czerwona Róża” („Rote Rose“) gegründet wurde. Dieser Verein übernahm gegenüber allen Philomaten-Kreisen aus Großpolen eine führende Funktion. Im Jahr 1901 fand eine Enttarnung statt, und in den Prozessen in Thorn (1902) und in Gniezno (1903) wurden 88 Schüler für die Bestrebungen im Bereich des Wiederaufbaus des polnischen Staates angeklagt. 53 Gymnasiasten wurden verurteilt und von den Sekundarschulen verwiesen. Danach unterordneten sich die Gymnasialkreise der polenweiten Organisation „Przyszlość” („Zukunft“), die abgekürzt PET genannt wurde. Nach dem Vorbild des Gnesener Kreises wurde allen Kreisen im Jahr 1903 ein einheitlicher Name erteilt - Towarzystwo Tomasza Zana (TTZ) (Tomasz-Zan-Gesellschaft). In der organisatorischen Struktur der TTZ gab es 3 Einweihungsstufen: „Promieniści” (die „Strahlenden“ – ausgehend von der Theorie von T. Zan von der moralischen Ausstrahlung eines Menschen), „Filareci” (Philareten) und „Filomaci” (Philomaten). Die angenommene Satzung bestimmte über die Pflichten in den einzelnen Funktionen, die Konspirationsregeln und den Inhalt des Eides. In Deutschland wurden 6 TTZ-Kreise ins Leben gerufen, an deren Spitze die durch den akademischen „Zet“ entsendeten Kommissare standen. Die Kreise wurden auch durch das lokale Mäzenatentum, polnische Ärzte, Pfarrer, Rechtsanwälte und Gutsbesitzer unterstützt. Seit 1906 wurden in Posen und Krakau während der Sommerferien Kurse für die Kreisleiter organisiert. Im Jahr 1906 waren 56 Kreise der TTZ tätig, die 537 Mitglieder zählten (52 % unter den polnischen Schülern). Es sind mehr als 3900 Namen der Mitglieder der Philomaten-Kreise im preußischen Teilungsgebiet in den Jahren 1860-1919 bekannt. In der Provinz Posen waren es 2300 Namen, in Pomorze Gdańskie – 1200, über 300 in Schlesien und ca. 100 in Rheinprovinz und in Provinz Westfalen. Nach dem Studienbeginn setzten die Mitglieder von TTZ ihre illegale Tätigkeit in „Zet“ fort.

Die Arbeit der TTZ-Kreise setzte sich aus zwei Teilen zusammen: Erziehung und Ausbildung (Selbstbildung). Die Selbstbildung umfasste das Erlernen der polnischen Sprache, der Geschichte, Geographie Polens und politisch-wirtschaftliche Themen, die aus der Perspektive der Bedürfnisse der polnischen Nation und unter dem Aspekt des Wiedererlangens der Unabhängigkeit betrachtet wurden. Das Programm wurde 2,5 Jahre lang in vier Teilen, zwei Mal wöchentlich, in 3-6-Personen-Gruppen unter Leitung der höhergestellten Mitglieder realisiert. Die Aktion der Verteilung der Bücher aus Galizien leitete Zofia Sokolnicka. Es wurde die Monatszeitschrift „Filareta“ (Pfr. Nikodem Cieszyński) herausgegeben. In Ostrowo gründeten die TTZ-Mitglieder den Sportklub „Venetia“. Mithilfe der „Zet“ und der Posener „Straż” („Wache”) wurden vierwöchige Ausflüge nach Galizien organisiert, wo man mit der Idee der Pfadfinderbewegung und mit den Themen der paramilitärischen Ausbildung bekannt gemacht wurde. In den Jahren 1905-1914 nahmen an solchen organisierten Ausflügen 215 Schüler aus der Provinz Posen und 162 aus Pommern, Schlesien, einschließlich der Auswander teil.

Im Jahr 1912 entstanden im Rahmen der TTZ-Kreise Pfadfindergruppen. Der Vorsitzende der Posener TTZ-Kreise Wiktor Jakubowski führte während seines Aufenthaltes in Krakau am 27. Juli Gespräche mit der Kommandantur des Krakauer PDS-Kreises (PDS - Poznańska Drużyna Skautową – Posener Pfadfindergruppe) (Unterfähnrich Michał Żymierski). Im September 1912 führten die Krakauer Ausbilder (Karol Popiel, Zygmunt Karwacki und M. Żymierski) in den Kreisen eine Reihe von Ausbildungstreffen durch. In Kürze entstanden die ersten PDS-Gruppen in Posen (S. Dabiński), in Wszowa (Bronisław Piniecki), Leszno (Stanisław Jórga), Ostrowo (Kazimierz Glabisz), Wągrowiec (Jan Knach), in Gniezno und Inowrocław. Die militärische Arbeit leiteten Adam Rose und S. Dabiński. Im Januar 1914 schloss Zygmunt Karwacki im Namen von PDS einen ausführlichen Vertrag mit TTZ ab. Die im Juni 1914 durchgeführte Lustration des VI. Kreises Posen zeigte, dass 160 PDS-Mitglieder systematische militärische Übungen leiteten. Mehr als die Hälfte realisierte nach dem Bestehen der Rekrutenschule das Programm der Unteroffiziersschule. Alle Gruppen besaßen Waffen und erhielten Anweisungen aus Kleinpolen. Am 15. Juli 1914 wurde nach Krakau für die Manöver der PDS eine aus 120 Personen bestehende Posen-Pommern-Kompanie geschickt.

Zum Kommandanten der PDS im preußischen Teilungsgebiet wurde Jerzy Stam berufen. Nach dem Ausbruch des Weltkrieges wurde der Kurs unterbrochen, und seine Teilnehmer kehrten auf Rat von Bernard Chrzanowski in die Heimat zurück.

Im Herbst 1914 bildeten die Mitglieder der Posener PDS eine Geheime Unabhängigkeitsorganisation (TON - Tajna Organizacja Niepodległościowa) mit Z. Dalski und Henryk Bukowski an der Spitze. Sie zählte ca. 70 Personen. Die leitenden Funktionen übernahmen: Wiktor Dega, Czesław Ganke, Józef Łakiński, Józef Skrzydlewski, Franciszek Wojtasiak und Janusz Zeyland. TON zeichnete sich durch hohen inneren Zusammenhalt aus und pflegte keine Kontakte zu politischen Gruppierungen. Infolge der Einberufung eines Teils ihrer Mitglieder und der Missverständnisse in der Leitung wurde sie im Frühling 1916 aufgelöst.

Eine hervorragende Einführung in die Unabhängigkeitsarbeit waren Organisationen mit ethischem Charakter, die „Wiedererstehungsorganisationen“ genannt wurden. Zu ihnen gehörten u.a. Abstinenten-Gesellschaften „Wyzwolenie” („Befreiung“), „Jutrzenka” („Morgenröte“), „Świt“ („Morgengrauen“). Die älteste dieser Initiativen war die im Jahr 1902 durch Wincenty Lutosławski gegründete „Eleusis”. Es war eine polenweite Organisation, in der sich in Galizien Studenten, in Großpolen Gymnasiasten und in Schlesien und Westfalen junge Arbeiter versammelten. Nach „E“ war die moralische, innere Wiedergeburt eine Garantie für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit. Die nationale Wiedergeburt sollte durch die Ausformung einer starken moralischen Formation erfolgen, die bereit und fähig zu aufopferungsvoller Arbeit war. Der Ausgangspunkt der Arbeit an sich selbst war das Praktizieren der vierfachen Enthaltsamkeit: von Alkohol, Tabak, Wollust und Glücksspielen. Die Geistigkeit von „E“ basierte auf der Verbindung der christlichen Elemente mit der „nationalen Offenbarung“ des polnischen Messianismus. Infolge der systematischen praktischen Übungen resultierte eine starke Verbindung der Sphäre des religiösen Lebens mit patriotischen Gefühlen.

Im preußischen Teilungsgebiet unterstützte „E” die Maßnahmen der Nationalen Liga und hatte einen geheimen Charakter. Das Resultat der Handlungen der Krakauer Emissäre (Tadeusz Strumiłło, Jerzy Grodyński, Zygmunt Podgórski) war die Gründung der ersten Kreise von „E“ in den großpolnischen Gymnasien (1905). Den Kreis in Gniezno leitete Józef Kostrzewski („Wielki Eleutryk” – der Große Els), in Posen Bogusław Zielewicz, in Ostrowo Leon Sokołowski und Jan Jachowski, in Śrem Stanisław Janicki, in Leszno Bohdan Hulewicz, in Pleszew Ludwik Bociański. Die „Els“ (so nannten sich die Mitglieder der „Eleusis“) hatten einen beachtlichen Einfluss auf die Entwicklung der großpolnischen Pfadfinderbewegung. In der Provinz Posen im Jahr 1914 zählte „Eleusis“ 80-100 Mitglieder, auch Mädchen. Die Ideen von Eleusis wurden in den Zeitschriften „Świt” und „Filareta” propagiert. In diesen Zeitschriften wurden namentlich die Mitglieder der TTZ kritisiert, weil sie angeblich die deutschen Burschenschaften nachahmen würden. Das führte zur Entfernung der Mitglieder der „E“ aus den Reihen der TTZ. Die Enttarnung führte zur Ausweisung der „Els“ von den Gymnasien in Gniezno (J. Kostrzewski, Kazimierz Łuczewski, Tadeusz Korzeniowski).

Die Bewegung der „Els” in Posen konnte wegen der Notwendigkeit der Konspiration und der hohen ethischen Forderungen nicht zu einer Massenbewegung wie in Galizien werden, wo sie legal war. In den Reihen von „E“ bildete sich eine geistige Formation junger Menschen aus, die in Kürze führend in der Unabhängigkeitsarbeit und im Großpolnischen Aufstand waren. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass die Unabhängigkeit früher kam als die moralische Wiedergeburt, wie es an sich die jungen Philomaten verspürten.

Unabhängigkeitsakzente sind auch unter der Handwerker-, Kaufmann- und Arbeiter-Jugend zum Vorschein gekommen. Diese Jugend hatte bereits Erfahrungen aus den Schulstreiks 1901-1903 und 1906-1907 hinter sich. Es entstanden konspirative, nicht allzu zahlreiche, aber dafür disziplinierte Gruppen der Arbeiter-Jugend. Manche waren sehr radikal eingestellt, so etwa die im Jahr 1908 durch Jan Kąkolewski gegründete Organisation mit militärisch-nachrichtendienstlichem Charakter „Orzeł Biały” („Weißer Adler“), in der sich die Jugend aus der Posener Stadtmitte, Jeżyce und Główna versammelte. Die Kampftruppen mit den Kryptonymen „Wolni Strzelcy” („Freie Schützen“), „Czarna Ręka” („Schwarze Hand“) und „Sokół” („Falke“) sammelten militärische und polizeiliche Informationen und bereiteten sich zu Sabotageaktionen vor.

In Anbetracht des Verbotes der Arbeit der Jugendkreise von „Sokół” („Falke“) wurde im Jahr 1911 die Gesellschaft für Spiele und Unterhaltung „Zorza” gegründet, die Józef Paczkowski, Andrzej Pokrywka und Antoni Wysocki leiteten. Nach dem durch „Sokół” („Falke“) organisierten Pfadfinderkurs wurde die Gesellschaft im Jahr 1913 in eine Pfadfindereinheit mit demselben Namen umgestaltet.

Im Jahr 1903 gründete die Arbeiter-Jugend die Gesellschaft der Selbstbildenden Polnischen Jugend „Iskra“. Auf ihre Initiative wurde 1910 für die Kaufmann- und Bankier-Jugend die Organisation „Ogniwo“ gegründet (Seweryn Krzyżaniak und Stanisław Szulc). Im Jahr 1912 entstand „Brzask” (Stanisław Maćkowiak). Diese Organisationen arbeiteten mit Turnverein „Sokół” zusammen, wirkten bei der Bildung erster Pfadfindergruppen mit. Am 10. Juli 1913 wurde vor dem Denkmal von Adam Mickiewicz eine patriotische Demonstration organisiert. Infolge der Intervention der Polizei kam es zu Unruhen, es wurden 38 Teilnehmer verhaftet und nach dem Prozess zur Gefängnisstrafe verurteilt. 1902 wurde der Vorstand des Verbandes verhaftet und zur Geldstrafe und zur kurzen Gefängnisstrafe verurteilt.

Bei der Entwicklung der großpolnischen Unabhängigkeitsbewegung vor dem I. Weltkrieg kam den kleinpolnischen Inspirationen eine wesentliche Bedeutung zu. Die Großzahl der Organisationen war gedanklich durch die Nationale Liga inspiriert. Auf der Grundlage des Quellenmaterials lässt sich feststellen, dass zu den konspirativen Jugendorganisationen vor dem Kriegsausbruch 800-900 Personen gehörten. Etwa 400 absolvierten vorab eine militärische Ausbildung. Galizien, und besonders Krakau, hatten unter dem Bildungsaspekt einen enormen Einfluss auf die Provinz Posen. Die zahlreichen und systematischen Ausflüge der Posener Jugend nach Krakau entwickelten das Gefühl einer Ideengemeinschaft. Ihre Organisatoren verbanden geschickt Traditionen und religiösen Inhalte mit den Elementen der politischen und paramilitärischen Handlungen.

Ein wichtiges Moment bei der Aufnahme der praktischen Tätigkeit von militärischem Charakter war das 1910 in Krakau organisierte Grunwald-Treffen. An diesem Treffen nahmen mehr als 400 Delegierte aus der Provinz Posen teil. Das Aufkommen von Unabhängigkeits-Jugendorganisationen wurde damals stark durch die ältere Generation kritisiert, die nicht dazu bereit war, solche Aktivitäten zu akzeptieren.

Der Kriegsausbruch und die Einberufung vieler Polen in die Armee bewirkte eine Einstellung der Aktivitäten der Organisationen. Die Arbeit von „Sokół” wurde praktisch eingestellt, und die aktiven, wenn auch nicht immer besonnenen Pfadfinder organisierten auf eigene Hand Zehnertruppen, auch Kampftruppen genannt. Im Oktober 1914 organisierte Bohdan Szeffer die erste Zehnertruppe unter dem Namen „Sęp” („Geier“). Nach drei Monaten wurde sie durch die Polizei entdeckt. Schuld dafür gab man dem aktiven, aber undisziplinierten Pfadfinder-Individualisten Stanisław Nogaj. Weitere Zehnertruppen wurden durch: Józef Jęczkowiak und Alfons Radomski – die Handwerker von der Altstadt/Posen und Józef Nowak (Arbeiter aus Wilda/Posen) organisiert.

Ähnliche Kampftruppen wurden unter den Mitgliedern der seit 1903 in Posen tätigen Gesellschaft der Selbstbildenden Polnischen Jugend (TSMP) organisiert. In der Gesellschaft versammelte sich die Handwerker- und Arbeiter-Jugend. Damals war Zenon Kosidowski ihr Leiter. Sie bereitete sich zu Diversions- und Aufklärungsaktionen in den rückwärtigen Teilen der deutschen Armee vor, falls sich russische Truppen Posen nähern würden. Die Kampftruppen zählten gemeinsam nicht mehr als 50-60 Mitglieder.

Die Konspirateure der Kampftruppe „Sęp” mit Stanisław Nogaj an der Spitze gründeten den Sportklub „Unia“ (am 8. Mai 1915), in dem sie 36 Pfadfinder aus der Pfadfindereinheit „Piast“ versammelten. Der Klub unterordnete sich in Kürze Z. Kosidowski. Im März 1916 arbeiteten in 16 Kreisen der „Unia“ ca. 200 Mitglieder. Eine ähnliche Tätigkeit haben auch die durch die Pfadfindergruppe der Einheit „Zorza“ ausgeübt. Die Mitglieder der Stefana Czarniecki- und Leszek Czarny-Pfadfindergruppe gründeten am 27. Juni 1915 den Sportklub „Czarni“ unter der Leitung von Henryk Linke, und die Pfadfinder von der Leszek Biały-Pfadfindergruppe den Klub „Wisła” (Andrzej Pokrywka, A. Wysocki).

Im April 1917 führten die Mitglieder von „Unia“ mit Stanisław Nogaj an der Spitze eine Propagandaaktion durch, indem sie den Aufruf des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch des Jüngeren „An das polnische Volk“ an den wichtigsten Gebäuden aushängten. Am 15. Oktober 1917 organisierten die Mitglieder der Unabhängigkeits-Kampftruppen in Posen eine Demonstration anlässlich des 100. Todestages von Tadeusz Kościuszko, an der mehrere hunderttausend Menschen teilnahmen. Nach dem Gottesdienst haben die Pfadfinder die Menge zur Teilnahme an einer Straßendemonstration agitiert.

Im Jahr 1915 gründete Franciszek Wojtasik im Königlichen Auguste Viktoria-Gymnasium den Verein der Polnischen Jugend „Kościuszko”. Anfänglich wurden nur Veranstaltungen mit Selbstbildungscharakter für die jungen Handwerker und Kaufmänner durchgeführt. Nach einem Jahr zählte der Verein „Kościuszko” 62 Mitglieder, und Anfang 1918 versammelte er schon 152 Schüler der älteren Klassen aus vier Posener Gymnasien. Der Verein arbeitete in drei selbständigen Bereichen: Volksschulen, Pfadfinderkreisen sowie in „Sokół”-Vereinen und Gymnasien. Er gab die konspirative Zeitschrift „Sami sobie“ („Sich selbst Herr“) heraus.

Ende 1917wurden militärische Übungen durchgeführt: Exerzieren, Elemente der Zug-Taktik, Waffenübungen. Die Geländeübungen wurden im Dębiński-Wald oder im Golęciński-Wald und in der Umgebung von Głuszyna durchgeführt. Sie wurden durch Andrzej Linke, Tadeusz Suwalski und Marian Trzeciakowski durchgeführt. Repressionen gegenüber den Pfadfindern führten zur Auflösung dieser Organisation und machten ein Handeln im Untergrund erforderlich. Ende 1917 Anfang 1918 entstand die Polnische Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes (Polska Organizacja Wojskowa Zaboru Pruskiego), der hauptsächlich Pfadfinder und Deserteure angehörten.

 

LITERATUR

  1. Celichowski Zygmunt, Tajne związki młodzieży gimnazjalnej, Poznań 1920.

  2. Gomolec Ludwik, Organizacje młodzieżowe w okresie przygotowań do powstania wielkopolskiego 1918/1919 roku, Poznań 1970.

  3. Jabczyński Mieczysław, Dziesięć lat szkoły polskiej, Poznań 1929.

  4. Karwat Janusz, Od idei do czynu. Myśl i organizacje niepodległościowe w Poznańskiem w latach 1887 – 1919, Poznań 2002.

  5. Kosmowska Irena, Związki młodzieży polskiej od 1818 roku do naszych czasów, W. 1929.

  6. Kostrzewski Józef, Z mego życia – pamiętnik, Wrocław 1970.

  7. Markwicz Aleksander, Filomaci (1816-1926), cz. I: Wilno-Wielkopolska, Grudziądz 1931.

  8. Paluszkiewicz Marian, Szews Jerzy, Słownik biograficzny członków tajnych towarzystw gimnazjalnych w Wielkim Księstwie Pozn. 1850-1918, P. 2000.