Verlauf der Aufstandskämpfe

KÄMPFE AN DER SÜDFRONT 10. – 15. Januar 1919

Marek Rezler

Die Südfront war im Januar 1919 nicht besonders bedroht. Obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft in Kępno, Syców, Milicz und Międzyborze starke deutsche Abteilungen stationierten, denen die polnische Seite nicht viele Streitkräfte entgegensetzen konnte, so hatten doch die Kämpfe auf diesem Abschnitt eher einen lokalen Charakter. Gegen die Aufständischen traten selten reguläre Abteilungen an, der polnischen Seite kam auch der nicht allzu große Kampfgeist des Gegners zugute. Hier überwogen eher Gefechte mit Prestige-Charakter.

Die Kämpfe um Ligota bildeten eine der Kampfepisoden an der Südfront im Zeitraum vom 10. bis zum 14. Januar 1919. Die Bilanz dieser Kämpfe war folgende:

10. Januar: die Aufständischen eroberten Sarnowa,

11. Januar: Verlust von Sarnowa infolge eines unerwarteten Angriffs der Deutschen,

11. Januar: Eroberung von Słupia duch die Deutschen,

12. Januar: Verlust von Ligota,

13. Januar: Zurückeroberung von Ligota,

15. Januar: Gefecht bei Kobyla Góra und Ligota,

14. – 15. Januar: Kämpfe um Granowiec.

Ein Beispiel für die Kämpfe aus dieser Zeit ist der Verlauf des Gefechts in der Umgebung von Kobyla Góra am 15. Januar 1919. Der Anführer der Aktion war Zygmunt Wieliczka, der Stabschef des Militärischen Bezirks VII. Für die Eroberung von Kobyla Góra waren folgende Streitkräfte vorgesehen:

  1. Erste Gruppe: 4. Kompanie des Grenz-Bataillons (80 Leute, 1 schweres Maschinengewehr, Befehlshaber Leutnant Mieczysław Szreybrowski).

Aufgabe: Marsch über Rogaszyce, Kochłowy und Parzynów, Einnahme der Stellungen gegenüber dem Hügel 284 (heute 253,6);

  1. Zweite Gruppe: Befehlshaber Leutnant Feliks Pamin, in folgender Zusammensetzung:

– Skalmierzyce-Kompanie (50 Leute),

– Pleszew-Kompanie (30 Leute),

- 2 leichte Maschinengewehre.

Aufgabe: Marsch über Rojów, Myślniew in Richtung Ligota.

Man beabsichtigte, am 15. Januar, um 7.00 Uhr morgens die Ligota, Trzykamienie und Hügel 284 besetzenden Deutschen zu umzingeln und diese Punkte zu erobern.

Am 14. Januar, um 19.00 Uhr verließen beide Gruppen Ostrzeszów. Eine halbe Stunde später wurde ohne Widerstand seitens der Deutschen der 4 Kilometer entfernte Ort Rogaszyce besetzt; so gab es zumindest Z. Wieliczka in seinem Bericht vom 18. Januar an – in den militärischen Realien ist das aber nicht gewiss. Ähnlich nahm man ohne größere Hindernisse Myślniew ein, und traf hier nur deutsche Reiterpatrouillen an. Um 23.30 schloss sich in Myślniew der Gruppe von Pamin die Abteilung aus Mikstat an, die aus 50 Soldaten bestand und ein leichtes Maschinengewehr mit sich führte.

In der Nacht vom 14. zum 15. Januar wurden ohne Widerstand Kochłowy, Parzynów und Jawor besetzt, beide Gruppen haben miteinander Kontakt aufgenommen. Vor 5.00 Uhr morgens ging die Abteilung aus Mikstat nach Kobyla Góra. Pünktlich um 7.00 Uhr (gemäß dem Plan) wurde ein gelungener Angriff auf Ligota und den Hügel 284 ausgeführt. Nach dem bereits erwähnten Bericht von Z. Wieliczka beliefen sich die Verluste der deutschen Seite auf 61 Getötete und 46 Kriegsgefangene, bei den Aufständischen gab es 3 Gefallene und 9 Verletzte. Vor 10.00 Uhr machten sich die beiden Gruppen aus Kobyla Góra zurück nach Ostrzeszów auf.

Das war ein Beispiel einer ziemlich typischen Aktion an der Südfront. Es kam damals nicht zu entscheidenden Gefechten, einzelne Orte nahm man infolge von Angriffszügen, die von den aufständischen „Stützpunkten“ ausgingen ein; ein solcher Stützpunkt war Ostrzeszów. Ähnlich handelten auch die Deutschen. Es bewährte sich die Regel, der zufolge die aufständischen Truppen dann erfolgreich im Kampffeld agieren, wenn der Soldat entschlossen und kampfbereit und der Befehlshaber eines niedrigen oder mittleren Dienstgrades über die erforderlichen Qualifikationen und Fähigkeiten verfügt.