Verlauf der Aufstandskämpfe

VORSTOSS AUF NOWE KRAMSKO (NEU KRAMZIG) 2.-3. Februar 1919

Marek Rezler

Nach dem Empfang der Nachricht über die Besetzung von Nowe Kramsko (Neu Kramzig) durch die Deutschen beschloss die polnische Führung, von Babimost aus einen Angriff auszuführen und das Dorf zurückzugewinnen. Die Informationen zu dieser Aktion, über die wir verfügen, sind zwar sehr allgemein gehalten, aber sie erlauben es dennoch, sich ausreichend zu orientieren, was die Taktik der Aufständischen betrifft. Vor allem sind die Nachnamen der polnischen Befehlshaber unbekannt, und man weiß auch nicht viel über die Ziele der gesamten Aktion – neben des Vergeltungsstrebens und dem Wunsch, auf die Offensivhandlungen der deutschen Seite zu antworten.

Am 2. Februar 1919 um die Mitternacht versammelten sich auf dem Marktplatz von Babimost 152 Aufständische mit drei leichten Maschinengewehren. Diese Abteilung wurde in drei Gruppen aufgeteilt; in jeder von ihnen gab es Leute aus einem konkreten Gebiet, die aus Nowe Kramsko und der Umgebung stammten. Die erste Gruppe (28 Leute und 1 leichtes Maschinengewehr) führte einen Marsch entlang der Eisenbahngleise aus, die aus Babimost nach Sulechów führten, und besetzte die Stellungen entlang des Feldweges, in einer Entfernung von 1 km nördlich von Nowe Kramsko. Diese Gruppe sollte den Deutschen, die versuchen würden, sich über die nördlich vom Dorf gelegenen Wege fortzubewegen, den Rückzug abschneiden. Die zweite Gruppe (89 Leute) führte einen Marsch von Babimost nach Kuligów, und dann über die Waldschneisen durch die Wojnowskie-Wälder aus. Man sollte eine Schwarmlinie auf der Höhe des südlich von Nowe Kramsko gelegenen Friedhofes bilden, die Pfarrei einnehmen und das Dorf von den feindlichen Soldaten befreien. Die dritte Gruppe (27 Leute, vorwiegend Freiwillige) führte anfänglich einen Marsch mit der zweiten Gruppe aus, ging dann aber weiter über das eingefrorene Wojnowskie-See und nahm die Stellungen am Waldrand ein, nördlich von Stare Kramsko. Die Aufgabe dieser Gruppe war die Eroberung der deutschen Kanonen-Batterie, die am Waldrand, südlich von dem Ort Kolesin lokalisiert war.

In Nowe Kramsko befand sich zu dieser Zeit eine Kompanie deutscher Infanterie, die etwa 150 Soldaten zählte und durch den Rittmeister von Kleist angeführt wurde; es waren vorwiegend infanterisierte Ulanen des 10. Regiments aus Sulechów. Diese Streitkräfte besetzten die Kirche, die Schule und das Landgut, welches noch zusätzlich mit einem Verhau aus Stacheldraht abgesichert wurde. Südlich von Kolesin wurde eine aus vier Kanonen bestehende Kanonen-Batterie, fast ohne Schutz lokalisiert.

Um 4.00 Uhr nahmen alle polnischen Gruppen die geplanten Stellungen ein. Die dritte Kolonne, die nicht die Kanonen antraf, die sie erbeuten sollte, bewegte sich in Schwarmlinie weiter fort, in Richtung Kolesin. Sie wurde aus den Gebäuden im Dorf beschossen und schlug sich zwischen Kolesin und Wojnowskie-See nach Nowe Kramsko durch. Erfolgreich verlief auch der Angriff der zweiten Gruppe. Die überraschten Deutschen verteidigten sich nur in der Kirche, und nur sehr kurz in der Schule. Die Großzahl der Besatzung nutzte die Dunkelheit und die geringe Zahl der ersten Gruppe, und zog sich in nördlicher Richtung zurück.

Die polnischen Verluste beliefen sich auf 6 Getötete und 17 Verletzte, und deutsche auf: 4 getötete Offiziere und 32 Soldaten, 30 Verletzte, 25 Gefangengenommene. Die Aufständischen erbeuteten: 7 schwere und 2 leichte Maschinengewehre, mehr als 40 Handgewehre, 15 Tsd. Stück Munition, 6 Pferde, eine Feldküche und einen Munitionswagen für schwere Maschinengewehre.

Das Dorf wurde auf diese Weise eingenommen – wenn auch nur vorübergehend, da die Deutschen infolge eines Gegenangriffs es erneut besetzten. Es muss festgestellt werden, dass im Kampf sich die bisherigen Vorzüge und Fehler bestätigten, wobei aber in den Situationen, die Entschlossenheit und Mut erforderten, die Aufständischen der deutschen Seite überlegen waren. Die schnell und zügig durchgeführte Aktion und die Nutzung des Überraschungseffekts endeten mit Erfolg. Der Angriff auf Nowe Kramsko, der taktisch gesehen nicht allzu begründet war, war trotzdem ein Zeugnis der Leistungsfähigkeit und der Initiative der polnischen Führung. In der Regel sollte der Angriff auf den Ort nicht frontal, sondern in Gruppen verlaufen, unter Verwendung der Elemente der Umzingelung und des Abschneidens den Deutschen der Rückzugswege. Der theoretisch richtige Plan wurde jedoch praktisch auf sehr abweichende Weise ausgeführt. Wenn die Zusammenarbeit der Gruppen versagte, kamen die technische Überlegenheit und die Routine der Deutschen zum Vorschein, wodurch die Pläne der Aufständischen vereitelt wurden.