Verlauf der Aufstandskämpfe

DIE ERSTE SCHLACHT UM SZUBIN (SCHUBIN) 2. – 8. Januar 1919

Marek Rezler

In Kürze gewann nach dem Ausbruch der aufständischen Kämpfe in Posen die Netze-Linie, die Polen von Pomorze Zachodnie (Pommern) und dem stark germanisierten Bydgoszcz, das eine ernsthafte Gefahr für den Aufstand darstellte, trennte, an besonderer Bedeutung. Schon am 1. Januar 1919 wurde Nakło – ein wichtiger Eisenbahnknoten, über den die Transporte der deutschen Ober-Ost-Armee, die in das Deutsche Reich kraft der sog. Białystok-Vereinbarung zurückkehrten, verliefen, befreit. Nakło wurde übrigens später auf Anordnung der Entente-Staaten, die im Entstehen dieses „Korkens“ eine ernsthafte Gefahr für die Stabilisierung der Situation in dieser Region sahen, an Deutschland zurückgegeben. Es wurden auch siegreiche Gefechte bei Mrocza, Ślesin und Wysoka ausgetragen. In dieser Situation kam eine besondere Bedeutung den Kämpfen an der Netze-Linie zu, und die Nordfront wurde zur wichtigsten Front des Großpolnischen Aufstandes. Auch hier kam es in den Tagen 2.-8. Januar in der Umgebung von Szubin und Chodzież zu nahezu gleichzeitigen Kämpfen. Sie werden gesondert besprochen, weil der Szubin-Abschnitt in Kürze noch zu einem Ort intensiv ausgetragener Kämpfe werden wird.

Der erste Versuch der Eroberung Szubins fand am 2. Januar 1919 statt. In der Nacht vom 2. zum 3. Januar besetzten die Grenzschutz-Soldaten erneut das Städtchen, und die lokalen Aufständischen schlossen sich den Abteilungen aus der Umgebung an. Am 3. Januar 1919 versammelten die Deutschen in Schubin die Streitkräfte, die für eine Aktion in Richtung Żnin und Kcynia vorgesehen waren. Es waren folgende:

III. Grenzschutz-Bataillon (Befehlshaber Leutnant Drost),

(Leichte-) Feldartillerie-Zug,

Abteilung, die aus lokalen Deutschen und den Siedlern aus der Umgebung zusammengesetzt war (Befehlshaber Leutnant Manthey).

Insgesamt waren es etwa 380 Leute, 2 schwere und 2 leichte Maschinengewehre und 2 Geschütze.

Am 5. Januar kam es bei Sobiejuchy zu einem Gefecht zwischen der deutschen Abteilung, die losgeschickt wurde, um Żnin zurückzuerobern und der Żnin-Abteilung von Marceli Cieślicki, welches für die Deutschen mit einer Niederlage endete. In Szubin selbst fing man mit dem Internieren der Einwohner polnischer Nationalität und ihrem Abtransport nach Bydgoszcz, und dann in die in Szczecin Dąbie und Goleniów errichteten Lager an.

Die ungünstige Entwicklung der Ereignisse auf dem Szubin-Abschnitt nötigte das Oberkommando zur Vorbereitung des Plans einer Einnahme dieses Städtchens und der Entfernung der lästigen deutschen Garnison. Die gesamte Aktion sollte Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski, der Befehlshaber der Nordfront leiten. Für die Realisierung dieser Aufgabe wurden vier aufständische Abteilungen bestimmt:

aus Września Befehlshaber Władysław Wiewiórowski

aus Kcynia Befehlshaber Jan Sławiński

aus Gniezno Befehlshaber Stanisław Szaliński (der sich in Nakło aufhielt)

aus Żnin Befehlshaber Marceli Cieślicki

Man plante, die Stadt durch einen konzentrisch erfolgenden, gleichzeitigen Angriff aus vier Richtungen einzunehmen: von Norden und Westen sollten die Aufständischen aus Gniezno und Kcynia kommen, von Süden – aus Żnin, von Osten – aus Września. Der Anfang des Angriffs wurde für den 8. Januar 1919 um 8.00 Uhr morgens geplant.

Um die festgelegte Zeit und gemäß dem festgelegten Plan erschienen nur zwei Abteilungen, die Kcynia-Gniezno-Abteilung (Angriff entlang der aus Nakło und Kcynia führenden Straße) und die Żnin-Abteilung, entlang der aus Żnin führenden Straße. Insgesamt waren es 500 Leute. Die Września-Abteilung von Wiewiórowski verspätete sich wegen dem Glatteis auf der Straße.

Trotz der nachteiligen Situation und der Abwesenheit der für den Vorstoß aus östlicher Richtung vorgesehenen Aufständischen entschied man sich für einen Angriff – allerdings brach der Angriff unter dem Feuer der deutschen Verteidigung zusammen. Die Kcynia-Abteilung von Józef Codrow, der durch die Nakielska-Straße in die Stadt vordrang, wurde durch einen Gegenangriff, mit großen Verlusten in den Reihen der Aufständischen, zurückgedrängt. Infolge dessen wurde der Angriff der nordwestlichen und südlichen Gruppen abgewehrt. Die östliche Gruppe, die durch W. Wiewiórowski angeführt wurde, griff alleine, schon nach der Niederlage der Nachbarn, an. Und auch dieser Angriff endete mit Niederlage. Der Bahnhof wurde nicht erobert, so dass sich die Aufständischen mit großen Verlusten zurückziehen mussten. Es wurde u.a. der Befehlshaber der Gruppe verletzt; er wurde gefangengenommen und starb am 13. Januar in einem Krankenhaus in Bydgoszcz an seinen Verletzungen.

Der Versuch, Szubin einzunehmen endete mit einer schweren Niederlage für die Aufständischen: es gab 23 Gefallene, 20 Verletzte, 92 wurden gefangengenommen. Noch am 8. Januar besetzten die Deutschen Łabiszyn und Żnin, und sicherten auf diese Weise das Vorgelände von Bydgoszcz.

Der wichtigste Grund für die Niederlage war jedoch das Fehlen einer einheitlichen Führung und der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gruppen. Man attackierte in Reihen, nicht in einer Schwarmlinie, an den Flügeln fehlte es an Deckung, und es wurde nicht für Funkverbindung zwischen den Gruppen gesorgt – daher beging man elementare Fehler, die die Deutschen sofort ausnutzten, indem sie gekonnt Szubin verteidigten. Auf der deutschen Seite funktionierte das Zusammenwirken der Infanterie und der Artillerie sehr gut, man wendete Manöver unter Einsatz des Geschütze- und Maschinengewehrfeuers an. Die Aufständischen waren trotz ihrer aufopferungsvollen Haltung und Kampfbereitschaft nicht in der Lage, die Mängel in der Führung zu kompensieren, die die volle Verantwortung für die Niederlage beim ersten Kampf um Szubin trug. Infolge der Kämpfe eroberte man am 8. Januar nicht nur nicht die Stadt, sondern man überließ auch dem Gegner die Initiative, der nunmehr seinen Geltungsbereich vergrößerte.