Verlauf der Aufstandskämpfe

KÄMPFE UM ZBĄSZYŃ (BANTSCHEN) UND KOPANICA (KOPNITZ) 11.-12. Januar 1919

Marek Rezler

Im Unterschied zu den an der Nordfront geführten Kämpfen, die von vorrangiger Bedeutung für den Aufstand waren und über die weitere Entwicklung der Situation entschieden, sollten die an der Westfront ausgetragenen Kämpfe vor allem die Reichweite der Eroberungen der polnischen Seite erweitern. Besonders wichtig war die Neutralisation der starken Garnison in Zbąszyń, die durch die deutsche Bevölkerung unterstützt wurde. Der am 5. Januar unternommene Versuch, die Stadt einzunehmen, endete erfolglos. In dieser Situation fing man an, gleichzeitig einen Plan der Offensive an der Nordfront festzulegen und Angriffsaktionen im Westen vorzubereiten. Es war keine leichte Aufgabe, zumal die Aufständischen, je weiter die Handlungen in dieser Richtung ausgedehnt wurden, in Gegenden kämpfen mussten, in denen die deutsche Bevölkerung immer zahlreicher war. Außerdem stationierten in Wolsztyn, Kargowa, Zbąszyń und Międzychód beachtliche deutsche Streitkräfte, so dass man mit einem Kampf rechnen musste – dessen Folgen nicht zwingend vorteilhaft für die polnische Seite sein mussten.

Am 10. Januar 1919 fand in Grodzisk eine Beratung statt, die der Befehlshaber der Westfront, Leutnant Kazimierz Zenkteler, leitete. Damals wurden Aktionen zur Eroberung von Międzychód und Zbąszyń geplant. Die erste dieser Aufgaben ging schlussendlich nicht über die Vorbereitungsphase hinaus. Aber es wurde viel Mühe in die Eroberung von Zbąszyń investiert. Man legte die Zusammensetzung zweier Gruppen fest, die die Stadt von Osten und Süden attackieren sollten. Allerdings hat sich die Situation schon damals verkompliziert. Die Deutschen kamen an detaillierte Informationen über die geplante Aktion und beschlossen, als erste die östliche Gruppe zu attackieren, und zwar unter Einsatz der Streitkräfte, die in dem 18 km südlich von Zbąszyń gelegenen Ort Kopanica versammelt waren. Angesichts dieser Lage änderte die polnische Seite den bisherigen Plan. Die Gruppe, die für die Aktion aus der Umgebung von Zbąszyń vorgesehen war, wurde zur Aktion gegen Kopanica entsendet. Somit waren für die Aktionen gegen die Besatzung von Zbąszyń folgende Streitkräfte vorgesehen:

  1. Opalenica-Kompanie (ca. 200 Leute, Befehlshaber Leutnant Edmund Klemczak),

  2. Jarocin-Kompanie (ca. 150 Leute, Befehlshaber Zbigniew Ostroróg – Gorzeński),

  3. Śrem-Bataillon (Befehlshaber Stefan Chosłowski) in der Zusammensetzung:

1 Kompanie (ca. 130 Leute, Befehlshaber Józef Muślewski),

Kórnik-Kompanie (ca.160 Leute, Befehlshaber Stanisław Celichowski),

Sektion schwerer Maschinengewehre (Befehlshaber Daniel Kęszycki),

Infanterie-Abteilung (20 Leute, Befehlshaber Witold Unrug),

Sanitätssektion,

Versorgung.

Die deutsche Einheit aus Zbąszyń stützte sich auf eine starke Garnison, die über Maschinenwaffen und Artillerie verfügte und durch deutsche Bevölkerung unterstützt wurde. Ausführlichere Daten zu diesem Thema besitzen wir nicht.

Die Aktion verlief von Anfang an nicht gemäß dem angenommenen Plan, und die Informationen zu diesem Thema sind ungenau und unvollständig. Die Kórnik-Kompanie sollte den Angriff von Norden ausführen, die Jarocin-Kompanie – von Osten, auf das Gebäude der Eisenbahnstation. Ein Teil der Streitkräfte mit unbekannter Zusammensetzung sollte um den Bentschener See herumgehen und von Westen die Stadt attackieren. Die Kórnik-Kompanie hat allerdings nicht die befohlene Linie erreicht, weil sie auf ihrem Marschweg zum Ort der Aktion in Strzyżewo auf starken Widerstand einer verstärkten deutschen Einheit stieß. Die für einen gemeinsamen Kampf mit ihr bestimmte Opalenica-Kompanie konnte trotz der aufopferungsvollen Haltung ihrer Soldaten die Aufgabe nicht ausführen. Im Endeffekt mussten sich beide Kompanien, die Kórnik-Kompanie und Opalenica-Kompanie mit dem Blockieren der Besatzung von Strzyżewo befassen und konnten somit nicht am Sturm auf Zbąszyń teilnehmen.

Einen Angriff auf die Stadt versuchte nur die Jarocin-Kompanie auszuführen, aber ohne die Unterstützung der Nachbarn endete diese Aktion mit Niederlage; die einzelnen Abteilungen haben noch nicht einmal die Ausgangsposition für den Angriff eingenommen. Es gelang nur, zielsicher mit Kanonen den Bahnhof und die Kartoffelstärkefabrik zu beschießen. Schlussendlich wurden die aufständischen Abteilungen in Łomnica versammelt, wo man am 17. Januar einen deutschen Angriff abwehrte und den Gegner in seinen Absichten, nach dem misslungenen Versuch der Polen, Zbąszyń einzunehmen, die Initiative in dieser Region zu übernehmen, bremste.

Die Kämpfe bei Zbąszyń endeten mit einer Niederlage, was aus der Unfähigkeit der polnischen Führung und den fehlenden fachlichen Qualifikationen des Kaders mittleren Dienstranges resultierte. Ausgesprochen kritisch ist die Organisation des Zusammenwirkens zu bewerten, ja dieses fehlte vielmehr ganz und gar. Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass eine vernünftig geplante und groß angelegte Aktion als Chance vergeudet wurde, und die deutschen Einheiten von Zbąszyń bis zum Ende des Aufstandes eine reale Gefahr für den befreiten Teil Großpolens darstellten.

Wie bereits erwähnt, sollte die in Kopanica stationierende deutsche Garnison (ein verstärktes Infanterie-Bataillon) durch die aufständischen Streitkräfte aus Wolsztyn beseitigt werden. Dazu gehörten:

Wolsztyn-Kompanie (ca. 120 Leute, Befehlshaber Leutnant Stanisław Tomiak),

Wielichów-Kompanie (ca. 100 Leute, Befehlshaber Leutnant Kazimierz Szcześniak),

Stęszew-Kompanie (ca. 120 Leute, Befehlshaber Leutnant Paweł Szyfter),

Abteilung aus Rakoniewice (40 Leute, Befehlshaber - Żak – Vorname unbekannt).

Mit der Zeit schlossen sich dieser Gruppe die Aufständischen aus Chobienice, Obra und Kębłowo an.

Der Befehlshaber dieser Streitkräfte war Leutnant Stanisław Siuda.

Am 10. Januar zog die gesamte polnische Gruppierung nach Wolsztyn los, mit der anfänglichen Absicht, am Sturm auf Zbąszyń teilzunehmen. Letztendlich änderte man aber nach dem Empfang der Nachricht, dass die Deutschen Siedlec besetzt hatten, die Richtung des weiteren Marsches, und begann, sich für einen Angriff auf Kopanica vorzubereiten. Das Städtchen wurde morgens am 11. Januar durch einen konzentrisch erfolgenden Angriff von Norden (Stęszew-Kompanie und Wielichów-Kompanie), von Osten (Wolsztyn-Kompanie) und von Süden (Aufständische aus Rakoniewice, Obra, und Kębłowo) erobert. Die perfekte Synchronisierung und der gleichzeitig erfolgende Sturm aller dieser Abteilungen trugen zum Erfolg bei. Leider gelang es nicht, das Städtchen von Westen zu blockieren und die Besatzung von Kopanica zog sich bei Kargowa zurück. Im Unterschied zu den Kämpfen um Zbąszyń, wo es ca. hundert Gefallene und Verletzte gab, waren die Verluste bei Kopanica nicht groß: 1 Getöteter und ein paar Verletzte. Man erbeutete auch viel von deutschen Waffen und der Ausrüstung.

Die Eroberung von Kopanica bestätigte, dass es möglich ist, Erfolge zu erzielen, vorausgesetzt die Handlungen erfolgen synchron und man interagiert gut miteinander – wie bei Łabiszyn. Im Tagesbefehl des Oberkommandos vom 13. Januar 1919 hat dieser Erfolg die höchste Anerkennung der militärischen Führung des Aufstandes gefunden. Gleichzeitig legte das Kommando die endgültige Grenze der Reichweite der aufständischen Handlungen in westlicher Richtung fest, und zwar auf der Linie der Bentschener Seen und des Flusses Obra.

Dennoch muss auch festgestellt werden, dass die polnische Führung während der Kämpfe um Zbąszyń und Kopanica chaotisch handelte, auf eine Weise, die von der Unfähigkeit des Zusammenwirkens und fehlender Gleichzeitigkeit einzelner Phasen zeugte. Der Gegner wurde nur schwach erkundet – im Gegensatz zu den Deutschen, die laufend über die Pläne und Absichten der polnischen Seite informiert wurden. Schon während des Kampfes hatte K. Zenkteler die Situation nicht unter Kontrolle. Die Unzulänglichkeiten auf der Führungsebene wurden, ähnlich wie früher durch das Heldentum der aufständischen Soldaten und die Entschlossenheit der Befehlshaber niedrigeren Dienstgrades kompensiert.