Nach dem Aufstand

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Die Schicksale der großpolnischen Aufständischen während des zweiten Weltkrieges

Bogumił Rudawski

Im September 1939 begann die deutsche Besetzung Großpolens. Auf der Grundlage des Erlasses von Adolf Hitler vom 8. Oktober 1939 wurde die gesamte vorkriegszeitliche Woiwodschaft Posen zusammen mit einem großen Teil der Woiwodschaft Łódź und einem Teil der Woiwodschaften Pommern und Warschau als Reichsgau Wartheland direkt dem Deutschen Reich einverleibt. In den Plänen der Deutschen wurde dieses Gebiet als „Exerzierplatz des Nationalismus“ betrachtet und sollte ein vorbildlicher Reichsgau des Deutschen Reiches werden. Dieses Ziel bildete die Grundlage der Germanisierungspolitik des Warthelandes, die nach ideologischen und rassistischen Voraussetzungen realisiert wurde. Die als niedere Rasse eingestuften Polen sollten Untergebene der herrschenden Rasse, d.h. der Deutschen sein. Deswegen fielen sie der brutalen Vernichtungspolitik zum Opfer, und es war außerdem geplant, sie einem breiten Spektrum unterschiedlicher Diskriminierungspraktiken auszusetzen, welche die Polen gänzlich aus jeglicher Form politischen und gesellschaftlichen Lebens ausschließen sollten. Die großpolnischen Aufständischen, unter welchen sich viele Personen befanden, die sich um die Entwicklung des unabhängigen Polen verdient gemacht haben, waren eines der Ziele der antipolnischen Politik der deutschen Regierung.

Die Schicksale der Aufständischen während des Krieges verliefen sehr unterschiedlich, oft tragisch. Viele von ihnen wurden durch die Besatzungsmächte, sowohl deutsche als auch sowjetische, vernichtet, indem sie zum Ziel von Vernichtungsaktionen wurden. Die einen boten Widerstand und organisierten konspirative Arbeitskreise. Andere wiederum kämpften an unterschiedlichen Kriegsfronten. Aber besonders die gegen die Aufständischen gerichtete Vernichtungspolitik prägte sich dem Gedächtnis der polnischen Gesellschaft ein. Sie starben nur wegen der bloßen Tatsache ihrer Teilnahme am Großpolnischen Aufstand und für – und das ist besonders hervorzuheben – ihre spätere Aktivität im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben des zwischenkriegszeitlichen Polens. In vielen Fällen erwies sich die aufständische Vergangenheit als ein zusätzliches grausames Argument, das gleichsam die Einstufung der Aufständischen als „Feinde“ des deutschen Staates „vervollständigte“. Das grausame Paradox bestand darin, dass sich unter den Teilnehmern der aufständischen Kämpfe viele wahre Patrioten befanden, die mit viel Engagement an dem Wiederaufbau des polnischen Staates nach 1918 teilnahmen. Wie auch ebendieses Gefühl ihrer patriotischen Pflicht es ihnen gebot, dem Deutschen Aggressor aktiven Widerstand zu leisten.

Natürlich können hier die Schicksale der Aufständischen in den Jahren 1939-1945 nicht ausführlich zur Sprache kommen. Es werden nur die Geschichten ausgewählter Personen erzählt, die einerseits eine biographische Exemplifizierung der gesamten Generation der Aufständischen, und andererseits eine Beschreibung der Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit der Besatzungsmacht darstellen sollen.

Die Terrorwelle, die im September 1939 ganz Großpolen überflutete, hatte unterschiedliche Gründe, und die an den Teilnehmern der großpolnischen Unabhängigkeitsbewegung verübten Exekutionen waren das Element einer umfassenderen antipolnischen Politik der deutschen Obrigkeit, und ein Racheakt. Eines der wichtigsten Ziele der Deutschen nach ihrem Einzug in das Gebiet der Rzeczpospolita war nämlich das Brechen des Widerstandes der polnischen Gesellschaft durch die physische Vernichtung all jener, die einen solchen Widerstand organisieren könnten. Diese Personen wurden durch den Besatzer als ein „Element mit Führungspotential“ und als „feindliche antideutsche Elemente“ betrachtet, die man unschädlich machen musste, um die Entstehung irgendwelcher Organisationsstellen propolnischer Aktivität zu verhindern. Aus diesem Grund wurden in den ersten Monaten der Besetzung Aktionen mit Präventivcharakter durchgeführt, in deren Rahmen Exekutionen der „polnischen Intelligenz, des polnischen Adels und Geistlichkeit, und generell aller Elemente, die als Träger des nationalen Widerstandes angesehen werden könnten“, so beschrieb es Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, stattfanden. Die in den Dokumenten durch die deutsche Regierung benutzten Begriffe „Intelligenz“, „leitende Schicht“, „radikale polnische Elemente“, „führende Kreise“, „Partisanen“ usw. waren ziemlich ungenau und zugleich weit genug, um es den deutschen Beamten zu erlauben, unter ihnen alle Polen einzustufen, die von ihnen ganz willkürlich für gefährlich befunden wurden. Zu den „führenden Kreisen“ wurden vor allem die Mitglieder der politischen und gesellschaftlichen Organisationen gerechnet, die sich durch eine große patriotische und berufliche Aktivität auszeichneten. So fielen die Aktivisten von Polski Związek Zachodni (Polnischer West-Verband), des Turnvereins „Sokół” (Falke), von Związek Strzelecki (des Schützen-Verbandes), von Stronnictwo Narodowe (der Nationalen Partei) und die Mitglieder des Verbandes der Großpolnischen Aufständischen und des Verbandes der Schlesischen Aufständischen. Es wurden auch Geistliche, Lehrer, Beamte, Rechtsanwälte, Gutsbesitzer und Unternehmer ermordet. Zweifellos hatten diese Handlungen einen Völkermordcharakter. Die künftigen Opfer wurden durch die lokale deutsche Bevölkerung angezeigt. Diese waren auch in den speziellen Steckbriefen erfasst, mit welchen die in Polen einmarschierenden Deutschen ausgestattet waren. Die lokale deutsche Bevölkerung, von welcher ein Teil durch die paramilitärischen Selbstschutz-Abteilungen rekrutiert wurde, war besonders gefährlich, weil sie gut die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse kannte, in welchen die Polen aktiv waren.

Mit der Aufgabe der Durchführung einer Vernichtung der „dem Deutschen Reich feindlich gesinnten Elemente“ wurden mehrere Institutionen beauftragt. Doch die am meisten verbrecherische Aktivität in diesem Bereich haben die Einsatzgruppen und Einsatzkommandos entfaltet, die parallel in den Strukturen der deutschen Polizei und der Wehrmacht funktionierten. Die Einsatzgruppen, die größtenteils vor dem Beginn der militärischen Handlungen gegen Polen formiert wurden, kamen mit den in die Gebiete der Rzeczpospolita einmarschierenden Armeen und verbreiteten sich auf dem beherrschten Gebiet. Für die Vernichtungsaktionen in Großpolen war die Einsatzgruppe VI, EG VI unter der Leitung des SS-Oberführers Erich Naumann zuständig. Sie bestand aus drei Einsatzkommandos, die mit den Nummern 11, 14 und 15 gekennzeichnet waren. Die EG VI kam am 12. September in Posen an und hat innerhalb von zwei nicht ganzen Wochen das gesamte Operationsgebiet unter Kontrolle gebracht, welches mehr oder weniger der vorkriegszeitlichen Woiwodschaft Posen entsprach. Die Aktion der Ermordung der polnischen führenden Schichten wurde mit dem Decknamen „Tannenberg“ gekennzeichnet und sie wurde nach den Richtlinien des bereits erwähnten Reinhard Heydrich durchgeführt. Nur in öffentlichen Exekutionen, die am 20., 21. und 23. Oktober 1939 in 14 großpolnischen Orten stattfanden, wurden mehr als 240 Polen getötet. Einen beachtlichen Prozentsatz der Opfer bildeten dabei die Teilnehmer des Großpolnischen Aufstandes.

 

Am 21. Oktober 1939, am zweiten Tag der Massenerschießungen, am frühen Morgen kam nach Leszno das Einsatzkommando Nr. 14, das durch den SS-Sturmbannführer Gerhard Flesch angeführt wurde. Bekanntlich gehörte diese Einheit der VI. Einsatzgruppe an. Aus den Beamten des Einsatzkommandos wurde ein Standgericht gebildet, vor welchem eine Gruppe von ca. 50 zuvor verhafteten Personen gestellt wurde. Als Zeugen des Prozesses wurden die in Leszno lebenden Deutschen gewählt, die für ihre antipolnische Einstellung bekannt waren. Die Angeklagten wurden der Möglichkeit beraubt, sich zu verteidigen, und der Prozess bestand im Grunde in der Prüfung der Personaldaten der Angeklagten. Nach kurzer Beratung der Richter wurden 20 Personen zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag, gleich nach der Beendigung des Prozesses, um 10.45 Uhr wurde durch die Deutschen die Erschießung der angeklagten Personen vollzogen. Unter den Opfern befanden sich ein paar ehemalige großpolnische Aufständische. Dieses Schema wiederholte sich auch in anderen Orten.

Bei der Exekution in Leszno starb u.a. Wacław Kęsicki, der aktiv auf dem Wągrowiec- und Leszno-Abschnitt am großpolnischen Aufstand, und später am polnisch-sowjetischen Krieg teilnahm. Nach der Rückkehr von der Front war er u.a. mit dem 55. Infanterie-Regiment in Leszno verbunden. Er war Vorsitzender der Gesellschaft der Ehemaligen Soldaten des 1. Großpolnischen Schützen-Regiments (Stowarzyszenie Byłych Żołnierzy 1. Pułku Strzelców Wielkopolskich) und Sekretär des lokalen Kreises der Aufständischen und Kämpfer (Koło Powstańców i Wojaków). Kęsicki schaffte es einen Tag vor seinem Tod, sich von seiner Familie zu verabschieden, und notierte an einem Papierzettel: „Meine Lieben. Ich möchte mich in diesem letzten Moment von euch allen verabschieden. So will es leider unser Los, obwohl ich niemandem etwas Böses getan habe. Verzweifelt nicht und hadert nicht mit Gott dafür, weil euch dieses Los genauso hätte treffen können. Bleibt bei Gott. Grüßt mir meine Brüder, damit auch sie nicht hadern“. Zusammen mit Kęsicki starb auch Bronisław Kotlarski, auch ein ehemaliger Aufständischer und ein bekannter politischer und gesellschaftlicher Aktivist. Er war einer der Gründer der Volksbank in Leszno, und er nahm auch an den Kämpfen gegen die Bolschewiki teil. In der Zwischenkriegszeit führte er einen Stoffladen und war in der Vereinigung der Selbständigen Christlichen Kaufleute (Zrzeszenie Samodzielnych Kupców Chrześcijańskich) tätig. Im August 1939 wurde er mobilisiert und nahm am Polenfeldzug teil. Zusammen mit ihnen wurden noch sieben weitere Aufständische und politisch und gesellschaftlich aktive Einwohner von Leszno erschossen. Bei den restlichen Exekutionen sind auch die Teilnehmer des Aufstandes gestorben. So wurde beispielsweise am 20. Oktober 1939 Franciszek Malinowski, ein Industrieller und politischer Aktivist ermordet. Ein Aufständischer war auch der bei derselben Exekution erschossene stellvertretender Bürgermeister von Śrem Antoni Muślewski. Am selben Tag wurde in Kórnik u.a. Alfons Ellmann ermordet, der als junger Mann an den aufständischen Kämpfen in Posen teilnahm, und später Vorsitzender des Kreises der Großpolnischen Aufständischen in Kórnik war. Eine Vergangenheit als Aufständische hatten auch manche Opfer der am 21. Oktober 1939 in Gostyń vollzogenen Exekution hinter sich. Zwei Tage später fand man unter den 15 erschossenen Opfern in Śmigiel weitere sechs ehemalige Aufständische.

Es sollte analysiert werden, inwieweit die aufständische Vergangenheit über die Schicksale der Opfer des Oktober-Terrors bestimmte. Wie es scheint, hatte sie eine große Bedeutung, war aber nicht immer der entscheidende Faktor. Wichtiger war die bereits erwähnte Teilnahme am aktuellen politisch-gesellschaftlichen Leben und an den polnisch-deutschen Kämpfen im September 1939, und die Teilnahme am Großpolnischen Aufstand war ein zusätzlicher – immer noch belastender Beweis. Somit ist davon auszugehen, dass Edward Potworski bei einer Exekution in Gostyń umgekommen ist, weil er vor allem ein Gutsbesitzer und der Vorsitzende des Landkreisverbandes der Landwirtschaftlichen Kreise war. Zu seinem tragischen Schicksal trug auch die aktive Teilnahme am Aufstand bei; damals war er nämlich Kreiskommandant des Volksrates und Quartiermeister im Stab der „Gruppe Leszno“. Und Władysław Pioch kam wiederum vor das Erschießungskommando, weil er zur Zeit des Kriegsausbruches Bürgermeister von Śmigiel war, und in den Jahren 1918-1919 an den aufständischen Kämpfen teilnahm und in der Stadt und Umgebung eine polnische Verwaltung mitorganisierte. Ein großpolnischer Aufständischer war auch Maksymilian Stachowiak, langjähriger Bürgermeister von Śmigiel, der damals auch ermordet wurde.

Die Aufständischen starben auch bei vielen anderen Exekutionen. So wurde zum Beispiel am 30. September 1939 in Śmigiel Stanisław Bock, ein Gemeinde- und Kreisrat erschossen. Bei derselben Exekution starb Ignacy Cieśla, ein gesellschaftlicher Aktivist von Cieśla, und großpolnischer Aufständischer. Durch die Mitglieder des Selbstschutzes wurde wiederum Pfr. Konrad Pomorski, ein Pfarrer aus Rogoźno, der bereits während der Existenz des preußischen Teilungsgebietes ein berühmter Unabhängigkeitsaktivist war, ermordet. In den Jahren 1918-1919 nahm er aktiv an den Kämpfen gegen die Deutschen teil, und übte dann im unabhängigen Polen gesellschaftliche Tätigkeit aus. Er wurde vermutlich Ende 1939 ermordet. Im selben Jahr, am 14. Oktober, wurde auf dem Innenhof des Gefängnisses in Inowrocław ein anderer Geistlicher erschossen – Pfr. Mateusz Zabłocki. Pfr. Zabłocki war eine verdiente Gestalt in den polnischen Unabhängigkeitskämpfen. Er nahm als Freiwilliger am Großpolnischen Aufstand teil und kämpfte an der Nordfront. Er war auch der Kaplan der Aufständischen. Im September 1939 stand Pfr. Zabłocki an der Spitze der Bürgerwache in Gniezno und war als Kommandant der Stadtverteidigung tätig. Am 10. September wurde er schwer verletzt, als der Wagen, in dem er sich befand, mit Granaten beworfen wurde. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sich ein deutscher Arzt um ihn kümmerte. Am 12. Oktober 1939 wurde Zabłocki, der sich noch im Krankenhaus aufhielt, durch die Gestapo verhaftet. Er wurde in das Gefängnis in Inowrocław gebracht, wo man ihn vor ein Spezialgericht stellte. Zabłocki wurde zum Tode verurteilt, für „die Teilnahme am Partisanenkampf und Anstiftung zur Diversion“, d.h. sowohl für die Teilnahme am Großpolnischen Aufstand als auch für die Organisation der zivilen Verteidigung von Gniezno.

Ein erschütterndes Zeugnis von dem an den Aufständischen verübten Mord hinterließ Stanisław Lose, der bei einer Massenexekution auf dem Gelände eines jüdischen Friedhofs in Szubin überlebt hat. Anfang September 1939 war Lose als Kommandant der Verteidigung von Barcin tätig. Nach seiner Verhaftung wurde er in einem Lager in Szubin festgehalten. Von dort wurde er am 30. Oktober 1939 zusammen mit einer Gruppe von neun anderen Polen zum jüdischen Friedhof in Szubin geführt. Lose befand sich in der ersten Gruppe, die erschossen werden sollte. Man befahl ihm, in die zuvor ausgehobene Grube zu springen, wonach Schüsse abgegeben wurden. Lose fiel und verlor das Bewusstsein. Als er zu sich kam, lagen auf ihm die Körper zweier anderer Ermordeter. Er stellte sich tot und hörte dabei, wie die Totengräber zwei Personen totschlugen, die um Erbarmen flehten. „Dann – so berichtet Lose – schütteten die Deutschen die in der Grube liegenden Polen mit einer 25-30 cm dicken Erdschicht zu. Ich möchte hervorheben, dass in dieser Grube über mir die Leichen zweier ermordeter Polen lagen. Ich selbst vermied es, vollkommen mit Sand zugeschüttet zu werden, und insbesondere mein Kopf wurde nicht zugeschüttet, weil er geschützt unter der schräg ausgehobenen Wand der Grube lag (…). Ich hörte dann das Echo der Schritte der sich entfernenden Totengräber, das Zuknallen des Friedhofstors… Nach einer gewissen Zeit befreite ich mich von der Last der auf mir liegenden Leichen und vom Sand, ich streckte die Beine aus, kniete nieder und stand auf. Ich bemühte mich, die Spuren meiner Auferstehung aus dem Grab zuzuschütten…“. Lose überlebte den Krieg. Im Jahr 1942 trat er in die Polnische Heimatarmee (Armia Krajowa) ein und war ihr aktives Mitglied in Masowien.

Ein Hinrichtungsort für die polnischen Eliten war auch das Fort VII. in Posen, das erste Konzentrationslager in den besetzten polnischen Gebieten. Unter den mehreren Tausenden der dort Ermordeten befand sich der Gutsbesitzer Konstanty Chłapowski. Während des Großpolnischen Aufstandes war er militärischer Kommandant von Pniewy und Organisator und Befehlshaber des Bataillons von Pniewy. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit war er gesellschaftlich und wirtschaftlich tätig. Er wurde am 29. November 1939 in Dąbrówka bei Posen erschossen. Zu derselben Zeit starb auch der im Fort VII. Gefangengehaltene Maler und Teilnehmer des Aufstandes Stanisław Smogulecki. Im April 1940 starb im Fort VII. an Erschöpfung Aleksandra Bukowiecka, geb. Dzierżykraj-Morawska. Seit dem Herbst 1918 organisierte sie die Volksräte und aufständische Abteilungen in der Umgebung von Krzywiń und Cichów. Sie finanzierte auch den Kauf von Waffen und Munition und versorgte die Aufständischen mit Nahrung, und war in der Zwischenkriegszeit in den aufständischen Verbänden tätig. Der Hauptgrund für ihre Verhaftung und Festsetzung im Lager war ihre Tätigkeit im Rahmen des Aufstandes.

Ein gesondertes, nicht minder tragisches Kapitel der Geschichte, bilden die großpolnischen Aufständischen, die in speziellen NKWD-Lagern (NKWD - Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten) festgesetzt wurden und in der Sowjetunion umgekommen sind. Laut den Ergebnissen der Nachforschung von Janina Pańczakowa und Małgorzata Cichoń wurden durch das NKWD ca. 250 Personen ermordet, die im Aufstand gekämpft hatten. So hatte etwa Jan Meissner während des Polenfeldzuges das Kommando bei der Verteidigung von Włodzimierz Wołyński (Wolodymyr-Wolynskyj) inne, geriet dann in die sowjetische Gefangenschaft und wurde in einem Lager in Starobielsk (Starobilsk) festgesetzt. Im Frühling 1940 wurde er in Charkiw erschossen. Meissner war ein gebürtiger Posener. Im August 1914 wurde er in die deutsche Armee einberufen, in der er u.a. an der Westfront kämpfte. Während des Großpolnischen Aufstandes nahm er an den aufständischen Kämpfen in Posen teil, während welcher er sich vor allem um Tross und Mobilisierungsangelegenheiten kümmerte. Wie viele der Aufständischen nahm er auch am Krieg gegen die Bolschewiki im Jahr 1920 teil. Und auch in den nachfolgenden Jahren war er mit der Armee verbunden. Es sollte erwähnt werden, dass sich unter allen durch die Sowjets ermordeten Aufständischen mindestens 31 Personen befanden, die Kavaliere des Militärordens – Virtuti Militari waren.

Viele großpolnische Aufständische befanden sich auch unter den Organisatoren der Strukturen der großpolnischen Unabhängigkeits-Untergrundbewegung. Hier lassen sich mehrere Beispiele für eine patriotische und prostaatliche Tätigkeit der ehemaligen Aufständischen anführen. Es sei vor allem an Tajna Organizacja Narodowa (TON) (Geheime Nationale Organisation) zu erinnern, die eine von mehreren Dutzend von konspirativen Organisationen war, die im besetzten Großpolen tätig waren. Zu den Gründern dieser in Gniezno organisierten Gruppe gehörten – neben den Offizieren und Unteroffizieren der Polnischen Armee – auch die ehemaligen großpolnischen Aufständischen: Franciszek Gawrych und Maksymilian Sikorski. Der letztere wurde im Jahr 1914 in die deutsche Armee einberufen. In Kürze, nach der Demobilisierung im Dezember 1918, trat er am 16. Januar 1919 den aufständischen Abteilungen in Miejska Górka ein. Später nahm er am polnisch-sowjetischen Krieg teil. Dann arbeitete er u.a. in der Infanterie-Unterfähnrich-Schule in Ostrowa Mazowiecka. Im Jahr 1935 ging er in den Ruhestand. Im Jahr 1940 übernahm er die Leitung der Ende 1939 gegründeten Geheimen Nationalen Organisation (TON). Im Jahr 1940 wurde TON zu einer großen konspirativen Gruppe, der ca. 200 Mitglieder in den Landkreisen Gniezno, Września, Konin, Mogilno und Posen angehörten. Obwohl die Organisation gut getarnt war begannen im Sommer 1941 die Verhaftungen. Im Juni 1942 nahm die Gestapo den sich verbergenden Sikorski fest. Er wurde in den Gefängnissen in Szamotuły, Wronki und Wrocław festgehalten, und wurde am 5. September 1942 vor das Oberlandesgericht in Posen (das eine Sitzung in Wrocław abhielt) gestellt, das ihn zu sieben Jahren eines Aufenthaltes in einem Straflager unter verschärften Bedingungen verurteilte. Die Grundlage der Anklage war die „Vorbereitung des Hochverrats“, also gerade die konspirative Tätigkeit, die im Anklageakt und im Urteil umfassend beschrieben wurde. Die Ermittlungsbeamten übergingen Sikorskis Teilnahme am Aufstand, betonten jedoch, dass er sich „nach dem Krieg für Polen aussprach“, was aus der Sicht der deutschen Obrigkeit ein ebenso ernster Vorwurf war. Sikorski wurde in die Gefängnisse in Deutschland geschickt, und Anfang 1943 wurde er in das Lager Mauthausen-Gusen gebracht, wo er sich bis zur Befreiung im Mai 1945 aufhielt. Nach seiner Rückkehr nach Gniezno war er Vorsitzender des Verbandes der ehemaligen Politischen Gefangenen der Deutschen Konzentrationslager und Gefängnisse. Nach der Aufdeckung wurde auch Franciszek Gawrych zu sieben Jahre Gefängnisstrafe verurteilt. Vor dem Oberlandesgericht stand auch Edmund Roliński, ein weiterer wichtiger TON-Aktivist. Roliński nahm von Dezember 1918 bis Februar 1919 am Großpolnischen Aufstand im Kreis Mogilno teil. Im Jahr 1939 nahm er am Polnischen Verteidigungskrieg teil, und nach dem verlorenen Polenfeldzug kehrte er nach Gniezno zurück, wo er sich schnell für die konspirative Tätigkeit engagierte. Er wurde im Juli 1941 durch die Gestapo verhaftet, und ein Jahr später – im August 1942 – wurde er wegen der „Vorbereitung des Hochverrats“ zum Tode verurteilt. Im Oktober 1942 wurde er im Gefängnis in der Młyńska-Straße in Posen enthauptet.

Eine aufständische Vergangenheit hatte auch Leon Kmiotek, Kommandant der Militärorganisation der Westgebiete (WOZZ), der größten konspirativen Organisation in Großpolen. Ihr Hauptziel war die Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes. Außerdem übten ihre Mitglieder gemeinnützige, Aufklärungs- und Erkundungstätigkeit, informative Tätigkeit (Herausgabe von Zeitschriften) und Sabotagetätigkeit aus. Im Frühling 1940 wurde die Gruppe aufgelöst und viele ihrer Mitglieder wurden in Gefängnissen festgesetzt. Auch Kmiotek wurde in einem Gefängnis festgesetzt. Während des ersten Weltkrieges wurde er in die deutsche Armee einberufen und an die Westfront geschickt. Im Jahr 1939 nahm er als Soldat der Armee „Poznań” (Posen) am Polenfeldzug teil, und nach seiner Rückkehr nach Posen gründete er die Großpolnische Militärorganisation (Wielkopolska Organizacja Wojskowa), die später ein Teil von WOZZ wurde. Für diese konspirative Tätigkeit wurde er im Juni 1942 zum Tode verurteilt, das Todesurteil wurde ein Jahr später in Wrocław vollstreckt.

Ein gesondertes, bisher wenig untersuchtes Kapitel der Schicksale der Aufständischen, ist die Aufnahme der Aufständischen in die deutsche Volksliste. Die Aufständischen, die oft in den Zeiten der noch bestehenden Herrschaft der preußischen Teilungsmacht geboren wurden und in der deutschen Armee gedient haben, hatten die Chance, die Volksliste zu unterschreiben. Manche nahmen den Vorschlag der Deutschen an, andere verwarfen ihn entschieden.

Zum Schluss sei noch an die Zerstörung der Gräber der Aufständischen sowie der Denkmäler und Gedenktafeln, die dem Gedenken dieser bewaffneten Handlung dienten, zu erinnern. Während der Besetzung wurde die Mehrzahl von kommemorativen Objekten dieser Art, die in der Zwischenkriegszeit entstanden sind, durch die Deutschen zerstört. Der Großpolnische Aufstand und das Gedenken an ihn wurden vollkommen aus der Öffentlichkeit verdrängt. Die Zerstörungen in diesem Bereich waren riesengroß. So wurde das in Posen im Jahr 1927 errichtete Denkmal für das 15. Posener Ulanen-Regiment abgerissen, dessen erneute Errichtung erst im Jahr 1982 stattfand. Den Zerstörungen fiel auch das Denkmal des Trommlers des Großpolnischen Aufstandes in Śrem zum Opfer, das 20 Jahre nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde. An dieser Stelle kann man hinzufügen, dass die Großzahl der durch die deutschen Besatzer vernichteten Denkmäler nach dem Krieg rekonstruiert wurde.

Obwohl das Ende des zweiten Weltkrieges schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, bleibt das Kennenlernen der Geschichte der Großpolnischen Aufständischen während der Besatzungszeit weiterhin ein wichtiges Forschungsgebiet. Schon die Charakteristik einiger weniger Beispiele zeigt die Komplexität des Problems. Die Aufständischen starben für ihren Patriotismus, boten den Okkupanten Widerstand, lebten in Angst, und manche passten sich an die neue Realität an. Weitere Erforschungen der Lose der Teilnehmer des Großpolnischen Aufstandes können viele neue Erkenntnisse bringen.