Nach dem Aufstand

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DIE GROSSPOLEN IM KAMPF UM DIE GRENZEN DER ZWEITEN RZECZPOSPOLITA 1918-1921

Mariusz Niestrawski

Die nationale Auflehnung der Großpolen gegen Ende des Jahres 1918 darf man nicht ausschließlich unter dem Aspekt der staatlichen Zugehörigkeit Großpolens betrachten. Denn die Großpolen haben eine große Rolle im Kampf um fast jede Grenze der II. Rzeczpospolita gespielt. Die aus Posen stammenden Einheiten waren die herausragendsten während der zwei schwierigen Jahre der Gestaltung der polnischen Ostgrenze. Außerdem waren es u.a. großpolnische Abteilungen, die als erste in die Polen durch den Versailler Vertrag zuerkannten Gebiete der Pommerellen einzogen. Zahlreiche Polen aus Großpolen haben auch an den Schlesischen Aufständen teilgenommen, die über den endgültigen Anschluss von Oberschlesien an die II. Rzeczpospolita entschieden.

 

Polnisch-ukrainischer Krieg

Die bewaffneten Kämpfe um die Wiedererstehung des polnischen Staates begannen nachts vom 31. Oktober zum 1. November 1918 mit dem Konflikt mit den Ukrainern. Die Arena der Kämpfe war Lemberg, in dem ursprünglich hauptsächlich Polen lebten. In Ostgalizien und in Wolhynien fanden schon seit einigen Monaten erbitterte polnisch-ukrainische Kämpfe statt. Obwohl noch im November der Ring der ukrainischen Umzingelung Lembergs durchbrochen wurde, blieb die Lage der polnischen Soldaten in den umkämpften Gebieten trotzdem sehr schwierig.

Angesichts der dort geführten Kämpfe um Leben und Tod hat das Kommando der Polnischen Streitkräfte im ehemaligen preußischen Teilungsgebiet den Beschluss gefasst, Unterstützung zu schicken. Etwa eine Woche vor dem Abschluss des Waffenstillstandsabkommens in Trier, am 8. Februar 1919 wurde eine Rekrutierung der Freiwilligen für die Abteilung verkündet, die nach Ostgalizien entsendet werden sollte. Am 9. März zog eine 200 Personen umfassende Posen-Lemberg-Kompanie in Richtung Osten los. Die Abteilung bestand aus hervorragend bewaffneten, erfahrenen Frontsoldaten.

Ein paar Tage später folgten ihr weitere Posener Abteilungen. Am 12. März trat ein Zug mit den ersten Abteilungen der Großpolnischen Gruppe unter Oberst Daniel Konarzewski die Reise an. Den Kern dieser Gruppe bildete das durch den Oberstleutnant Gustaw Paszkiewicz angeführte 1. Großpolnische Schützenregiment. Die durch die Ukrainer „Gehörnte Teufel“ genannten Soldaten des Regiments haben sich u.a. bei der Besetzung von Stryj hervorgetan.

Einen wichtigen Bestandteil der großpolnischen Abteilungen in Galizien bildete die 1. Großpolnische Fliegerstaffel. Gleich nach dem Erreichen der Kampfbereitschaft machte sich die Staffel unter dem Kommando des Piloten Leutnant Wiktor Pniewski in den Osten auf. An der Front konzentrierte sich die Staffel auf die Aufklärungsaktionen, attackierte auch Beobachtungsballons und führte Bomben- und Sturmaktionen aus. In der dritten Aprilwoche hat sie an der Operation „Jazda“ (Fahrt) teilgenommen, deren Ziel die Einnahme der Ausgangsstellungen vor der für Mai geplanten Generaloffensive war.

Gerade im Mai hat sich die Freiwillige Posen-Lemberg-Kompanie mehrfach hervorgetan. So hat sie etwa am 14. Mai im „bravourösen” Angriff Zaradce besetzt, dann sechs Tage später Jaryczowo Nowe, und am 28. Mai, gemeinsam mit dem 38. Infanterie-Regiment – Zalesie. Am 30. Mai besetzte sie die auf der Linie der früheren russischen Schützengräben liegende Moniłówka bei Zborów. Die großpolnischen Soldaten wurden dafür durch den Befehlshaber der polnischen Streitkräfte in diesem Gebiet, Generalmajor Wacław Iwaszkiewicz gelobt.

Angesichts des Risikos der Wiederaufnahme der großangelegten polnisch-deutschen Kriegshandlungen kehrten die Großpolen aus Galizien zurück. Die Veteranen des Krieges gegen die Ukrainer wurden in Posen als Helden empfangen. Am 11. Juni wurden das 1. PSW (1. Großpolnisches Schützen-Regiment), die 1., 2., und 3. Batterie des Leichte-Artillerie-Regiments, die 2. Batterie des 2. Schwere-Artillerie-Regiments und das 1. WEL (1. Großpolnische Fliegerstaffel) mit folgenden Auszeichnungen ausgezeichnet: mit Schärpen in Nationalfarben (im Falle der Infanterie) und mit Adlern aus Metall samt den Schildern „Za obronę Kresów Wschodnich” („Für die Verteidigung der östlichen Grenzgebiete“) (im Falle der Luftstreitkräfte und der Artillerie). Die Fahne des 1. PSW wurde mit einem Band für die Verteidigung von Lemberg dekoriert. Den Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten der Posen-Lemberg-Freiwilligen-Kompanie wurden Kreuze für Lembergs Verteidigung (Krzyże Obrony Lwowa) überreicht.

 

Kämpfe um Minsk, Bobrujsk und an der Bjaresina-Linie

Noch im Jahr 1919 haben die Großpolen mit den Kämpfen in den nordöstlichen Grenzgebieten der II. Rzeczpospolita angefangen. Dort wartete ein neuer Feind auf sie – die Rote Armee. Bereits Mitte Februar 1919 kam es zu regelmäßig stattfindenden Kämpfen in diesem Krieg. Nach drei Monaten zogen die polnischen Streitkräfte weiter nach Vilnius, wo sie mit ihrer Offensivaktion die Bolschewiki vertrieben. In Kürze haben die „Posener“ die Reihen der Abteilungen der Polnischen Armee aufgefüllt – und zwar das „Posener Todesbataillon“ (PBŚ - Poznański Batalion Śmierci) unter dem Kommando von Oberstleutnant Feliks Józefowicz. Im PBŚ wurden rebellische Einheiten versammelt, die allzu revolutionäre Ansichten vertraten und dem General Józef Dowbor-Muśnicki nicht gewogen waren.

Die Soldaten des Bataillons wurden zuerst nach Warschau, und später nach Białystok geschickt. Auf dem Weg zur Front traten bei den Leuten von Oberstleutnant Józefowicz viele Vorfälle des Ungehorsams auf, und sie schienen eine größere Gefahr für die anderen polnischen Soldaten darzustellen als für den Feind. Ende April Anfang Mai wurden sie in den Kampf in dem polnischen Wilnagebiet (Wileńszczyźna) geschickt, wo sie sich am 9. Mai im Kampf bei Giedrojcie (Giedraičiai) ausgezeichnet haben, und sechs Tage später beim Angriff auf Malaty (Molėtai). Die Teilnehmer dieser Kämpfe wurden mit der Auszeichnung Za Wilno (Für Vilnius) ausgezeichnet.

Im Sommer überwachte PBŚ die polnisch-litauische Demarkationslinie. Das Bataillon wurde endgültig Anfang Oktober aufgelöst. Die Offiziere und Soldaten des Bataillons wurden zwischen der 1. Großpolnischen Schützen-Division und die Regimenter der Polnischen Legionen aufgeteilt.

Bis dahin trafen an der Litauisch-Weißrussischen Front weitere Einheiten großpolnischer Herkunft ein. Ende Juli 1919 zog die Großpolnische Gruppe in folgender Zusammensetzung nach Osten: 3. und 4. PSW (3. und 4. Großpolnisches Schützen-Regiment), 1. Großpolnisches Ulanen-Regiment, Pionier-Kompanie, 2. WEL (2. Großpolnische Fliegerstaffel) und die Sanitätskompanie. Das Kommando über die Gruppe übernahm Oberst Konarzewski.

Am 8. August, unter der Mitwirkung der 2. DPLeg (2. Infanterie-Division der Legionen) besetzten die großpolnischen Truppen Minsk. Etwa zwei Wochen später näherten sie sich Bobrujsk und erreichten die Bjaresina-Linie. Am 28. August besetzten die Großpolen, die mit Panzern zusammenwirkten, die Stadt und die Festung Bobrujsk; dabei wurde beachtliches militärisches Material erbeutet und es wurden zahlreiche Kriegsgefangene mitgenommen. Nach der Besetzung der Festung war ihre Hauptaufgabe die Verteidigung der Bjaresina-Linie von der Ussa-Mündung bis hin zu Bobrujsk, einschließlich Bobrujsk.

Mitte September überließ Konarzewski das Kommando dem General Stanisław Dubiski (der am 28. September, getroffen von einer feindlichen Kugel der Bolschewiki, fiel); Konarzewski übernahm wiederum die Gruppe im Norden, die aus dem 2. PSW (2. Großpolnisches Schützen-Regiment) und der Artillerie bestand. Der Befehlshaber der Litauisch-Weißrussischen Front, General Stanisław Szeptycki, richtete an die tapferen und kampftüchtigen „Posener“ Worte der Anerkennung.

An der erstarrten Front Ende 1919 Anfang 1920 fürchteten die Großpolen auch keinen durchdringenden Frost, der -30 Grad Celsius erreichte. Das 1. PSW (1. Großpolnisches Schützen-Regiment) führte damals zahlreiche Vorstöße hinter die Bjaresina-Linie durch. Dieses Regiment bewegte sich blitzschnell fort, meistens im Schneesturm, mithilfe der durch Bauern zur Verfügung gestellten Transportmittel, und sorgte damit für Panik und Unruhe bei den Bolschewiki.

 

Bei der Revindikation des restlichen Teils Großpolens und der Pommerellen

Als Lohn für ihre Mühen durften die unmittelbar aus den aufständischen Streitkräften formierten Einheiten an der Revindikation der Gebiete teilnehmen, die durch den Versailler Vertrag Polen zuerkannt wurden.

Dieser Prozess begann im Januar 1920. Am 17. dieses Monats besetzten die polnischen Infanterie- und Kavallerieabteilungen Leszno und Rawicz, die sich im Moment des Abschlusses des Waffenstillstands mit den Deutschen außerhalb des durch die großpolnischen Aufständischen eroberten Gebietes befanden.

 Die Gebiete nördlich von Großpolen wurden durch die der Pommerschen Front unter Generalleutnant Józef Haller angehörenden 15. und 16. Infanterie-Division (früher: 2. und 4. DSW (Großpolnische Schützen-Division)) besetzt. In jedem polnischen Ort wurden die Einheiten enthusiastisch durch die dort lebenden Polen begrüßt.

In Hallers linkem Flügel zog die 15. DP (15. Infanteriedivision) mit. Ihr 59. PP (59. Infanterie-Regiment) brach in Żnin auf und gelangte bis nach Chojnice. Etwas östlicher davon führte das 62. Infanterie-Regiment (das ehemalige 5. PSW (5. Großpolnische Schützen-Regiment)) Revindikation durch. Am 20. Januar besetzten seine Soldaten Bydgoszcz. Währenddessen kamen in der Stadt auch das 60 (PP) Infanterieregiment (6. PSW (6. Großpolnisches Schützen-Regiment)) und das 16. und 17. PUł (16. u. 17. Großpolnisches Ulanen-Regiment). Danach zogen alle fünf oben genannten Einheiten in die Ukraine. Das Gebiet um Chodzież (mit der Stadt Chodzież), das Gebiet um Wyrzysk und Nakło nad Notecią besetzte damals das 61. PP (61. Infanterie-Regiment) (7 PSW (7. Großpolnisches Schützen-Regiment)). In Kürze wurde das Regiment nach Süden Großpolens geschickt und es besetzte die Grenze zwischen Kępno und Rawicz.

Entschieden weiter in Richtung Ostsee von den oben erwähnten Regimentern gelangten die Einheiten der 16. (DP) Infanterie-Division. Das Thorner 63. PP (63. Infanterie-Regiment) (9. PSW (9. Großpolnisches Schützen-Regiment)) brach in Inowrocław auf und ging nach Toruń, und kam nach einem Gefecht mit den Deutschen bei Gniewkowo im letzteren der genannten Städte an. Später setzte es seinen Marsch in Richtung Norden fort, indem es u.a. Wejherowo besetzte und in der Kaschubei ankam. In den vorderen Reihen der Toruń besetzenden Streitkräfte marschierte das 18. PUł (18. Großpolnisches Ulanen-Regiment).

 

In den Kämpfen in Ukraine

Im Osten war der Winter 1919/1920 für die Polnische Armee eine Zeit des Atemschöpfens. Der Polnische Oberbefehlshaber Józef Piłsudski erkannte jedoch die von der Roten Armee ausgehende Gefahr. In der Annahme, dass der Gegner größere Streitkräfte im südlichen Frontabschnitt versammelt, wollte Piłsudski gerade dort attackieren. Dafür sprach auch die Möglichkeit der Erschaffung eines propolnischen ukrainischen Staates.

Der Angriff wurde drei polnischen Armeen anvertraut: der 6. Armee am rechten Flügel, der 2. Armee im Zentrum und der 3. Armee am linken Flügel. Der 3. Armee gehörten das 16. und 17. PUł (16. u. 17. Großpolnisches Ulanen-Regiment) und das 16. PAC (16. Schwere-Artillerie-Regiment) an. Das erstere von ihnen gehörte der V. Kavallerie-Brigade (im Rahmen der Kavallerie-Division) an. Das 17. PUł (17.Großpolnisches Ulanen-Regiment) befand sich wiederum in der VII. Kavallerie-Brigade, die ein Element der Operativen Gruppe von Oberst Józef Rybak war. Das 16. PAC wurde wiederum der Operativen Gruppe des Divisionsgenerals Edward Rydz-Śmigły zugeteilt. Im Rahmen der 2. Armee marschierte die 15. DP (15. Infanterie-Division). Während der Operation erfolgte eine Reorganisation der polnischen Streitkräfte, so dass sie im Mai bereits im Rahmen der 3. Armee kämpfte.

Noch im Jahr 1919 haben die Großpolen den Bolschewiki so zugesetzt, dass die Rotarmisten mit großem Respekt den in Westpolen gebildeten Einheiten begegneten. Schon das bloße Erscheinen der großpolnischen Rogatywka-Mützen bewirkte, dass sie sich zurückzogen und günstigere Verteidigungsstellungen einnahmen.

Am 25. April 1920 in frühen Morgenstunden begann dann die größte polnische militärische Operation seit der Rückkehr Polens auf die Landkarte Europas. Drei polnische Armeen zogen in den Osten mit der Absicht, die Südwestfront von Aleksander Jegorow zu zerschlagen.

Am 8. Mai marschierte die Polnische Armee in Kiew ein. Unter den ersten polnischen Abteilungen in dieser Stadt befand sich die 15. DP (Infanterie-Division), und gerade diese Division erntete das größte Lob von allen großpolnischen Einheiten. Der Oberbefehlshaber Marschall Józef Piłsudski selbst war der Meinung, dass sie neben der Kavallerie und der durch ihn bevorzugten 1. DPLeg (1. Infanterie-Division der Legionen) die „wirksamste” war.

Kiew wurde zwar besetzt, aber das militärische Ziel blieb unerreicht, so dass am 10. Juni die polnische 3. Armee begann, sich in den Westen zurückzuziehen. Der zweimonatige Marsch fand unter ständigem Kampf gegen die Einheiten der Roten Armee statt.

In schwierigen Momenten des Rückzuges aus Kiew fehlte es nicht an tapferen Aktionen seitens der großpolnischen Einheiten. Anfang August entrissen die Kavalleristen des 17. PUł (17. Großpolnischen Ulanen-Regiments) den Bolschewiki das gefangengenommene Bataillon der 6. DP. (6. Infanterie-Division). Es war eine der Episoden des Kampfes bei Brody, an dem auch ein anderes großpolnisches Kavallerie-Regiment – das 16. PUł (16. Großpolnisches Ulanen-Regiment) teilnahm.

Im Sommer verließ die Mehrzahl der Einheiten großpolnischer Herkunft Ostgalizien und Wolhynien wegen des geplanten Gegenangriffs auf dem nördlichen Abschnitt der polnisch-bolschewistischen Front. Ausnahmen bildeten: die der I. BJ. (I. Kavallerie-Brigade) angehörenden 17. PUł, 115. PUł (17. u. 115. Großpolnisches Ulanen-Regiment) und die Fliegerstaffeln – die 15. Jagdstaffel (früher 4. Großpolnische Fliegerstaffel), 21. Zerstörer-Staffel, und später auch die 14. Aufklärungsstaffel (früher 3. WEL (3. Großpolnische Fliegerstaffel)).

Das 15. EM (15. Jagdstaffel) spielte eine große Rolle bei der Verlangsamung des Marsches der bolschewistischen Kavallerie nach Lemberg. Die Flugzeuge der Staffel haben dem Feind keine Ruhe gelassen, dessen Angriffstempo dadurch, dass die Polnische Armee es geschafft hat, die erforderliche Verstärkung zu holen, beachtlich nachließ.

Eine der letzten spektakulären Aktionen der Polnischen Armee in der Ukraine im Jahr 1920 war der September-Vorstoß der improvisierten motorisierten Gruppe unter dem Kommando des Majors Włodzimierz Bochenek auf Kowel. Ein besonders verdienter Offizier bei der Aktion der Besetzung von Kowel war Leutnant Leonard Sulimierski von dem 17. PUł (17. Großpolnischen Ulanen-Regiment). Major Bochenek machte den Vorschlag, seinen Unterstellten auszuzeichnen. Er argumentierte, dass Leutnant Sulimierski als Freiwilliger die Führung eines der Panzerfahrzeuge übernahm und mit „außerordentlicher Tapferkeit“ die sich zurückziehenden Abteilungen verfolgte. Während dieser Verfolgung hat er dem Feind 4 Kanonen abgenommen und fuhr sogar bis nach Kowel.

 

Bei der Warschauer Operation

Sosehr die Polen im Frühling 1920 mit einer Entscheidung des Krieges gegen die Bolschewiki auf dem südlichen Frontabschnitt rechneten, sosehr konzentrierten sich die Rotarmisten auf den Norden. Schon am 14. Mai führte Michail Tuchatschewski seine Westfront in die Offensive gegen die Polnische Armee. Die Streitkräfte von Tuchatschewski wurden dank der ältesten der großpolnischen Infanterie-Divisionen – die 14. DP. (14. Infanterie-Division) und drei großpolnischen Fliegerstaffeln abgewehrt.

Der mit der Niederlage im Frühling konfrontierte Tuchatschewski begann im Sommer mit einer Großoffensive auf die Westfront, die erst auf dem Vorgelände von Warschau endete.

Noch bevor es zu dem in diesem Krieg entscheidenden Kräftemessen gekommen ist, spielten die großpolnischen Infanterie-Divisionen (insbesondere die 14. und 16. DP. (14. u. 16. Infanterie-Division), aber auch die 15. und 17. DP.) in der zweiten Julihälfte und Anfang August eine große Rolle bei der Verlangsamung des Vorschubes der Westfront. Die anrückenden bolschewistischen Einheiten mussten mit viel Blut für jede Spanne Erde, die sie im Kampf gegen die großpolnischen und pommerschen Regimenter eroberten, bezahlen.

Doch trotz dieser aufopfernden Haltung stand die Rote Armee Mitte August vor Toruń, Nieszawa, Włocławek, Festung Modlin und Warschau. Michail Tuchatschewski wollte Warschau von Norden umzingeln und die Versorgungslinien zwischen Danzig und Warschau durchtrennen, über welche die Versorgung der Entente-Staaten verlief. Dabei vernachlässigte Tuchatschewski den Schutz seiner südlichen Flanke.

Das Polnische Oberkommando wollte die fehlende Deckung des linken Flügels der Westfront nutzen und dort angreifen, und den Rest der Front auf die Weichsel-Linie stützen. An der Warschauer Operation sollten fünf Armeen teilnehmen, von Norden: 5., 1., 2., 4. und 3. Armee. Die drei ersten bildeten die Nordfront, und die weiteren zwei – die Mittelfront. Die großpolnischen und pommerschen Einheiten wurden unter unterschiedlichen Armeen aufgeteilt.

Die Rote Armee begann ihre Offensive am 13. August, aber bereits einen Tag später griff die durch Brigadegeneral Władysław Sikorski angeführte 5. Armee Nasielsk an. Die der Armee von Sikorski angehörende 17. DP. (Infanterie-Division) durchbrach am 15. August den Widerstand zweier bolschewistischer Infanterie-Brigaden an und befand sich in der Mitte des Weges zwischen der Festung Modlin und Nasielsk. Bis zum 16. August, nach schweren Kämpfen und mit ernsthaften Verlusten besetzte sie Nasielsk, und zwei Tage später Popławy bei Pułtusk. Von diesem Brückenkopf aus durchbrach die Division den erbitterten Widerstand der Bolschewiki und zog weiter nach Norden.

Eine andere großpolnische Einheit im Rahmen der 5. Armee war die VII. Reserve-Brigade, die aus der Gruppe der Großpolnischen Westfront formiert wurde. Diese Brigade kämpfte zuerst im Rahmen der 1. Armee, und wurde dann Sikorski unterordnet. Am 17. August hat sich ihr 155. PP. (155. Infanterie-Regiment) bei der Besetzung von Serock hervorgetan.

In der Zusammensetzung der Nordfront zeichneten sich in den ersten Tagen der Warschauer Operation auch die Flieger der 5. Armee aus. Das Oberkommando der Polnischen Armee lobte u.a. die 12. EW (12. Großpolnische Staffel) (frühere 1. Großpolnische Fliegerstaffel) und die 13. Jagdstaffel (frühere 2. Großpolnische Fliegerstaffel), die die feindlichen Trosse mit Bomben bewarfen und den Feind aus Maschinenwaffen beschossen.

Auch das Engagement der 17. DP (17. Infanterie-Division) hat nicht nachgelassen. Nur an den Tagen 10.-21. August konnte sie dem Feind 23 Maschinengewehre abnehmen. In Kürze wurde sie der 1. Armee untergeordnet, aber in ihren Reihen zeichnete sie sich bei Chorzele aus, indem sie aus eigener Initiative die Sibirische Brigade unterstützte.

Ein Großteil großpolnischer Einheiten hatte eine andere Rolle zu übernehmen. Am 16. August begann der polnische Gegenangriff vom Fluss Wieprz aus. Unterdessen waren die großpolnischen Divisionen der 4. Armee unter dem Kommando von Generalmajor Leopold Skierski nicht müßig. Ihre erste Aufgabe war die Zerschlagung der 16. Armee des Feindes. Von der 14. und 16. DP (14. u. 16. Infanterie-Division) erwartete man einen Angriff von der Wieprz-Linie in nördlicher Richtung und das Erreichen der Linie Mińsk Mazowiecki – Kałuszyn – Siedlce.

Am 16. August wurde im Feuer der feindlichen Kanonen und Gewehre der Fluss Wieprz überquert. Die 14. DP (14. Infanterie-Division) griff mit solcher Kraft an, dass sie bis Garwolin auf keinen ernsthaften Widerstand gestoßen ist. Sie zerschlug die 171. Schützen-Brigade (der 57. Schützen-Division) und besetzte Kołbiel. Die 16. DP (16. Infanterie-Division) hat noch am selben Tag den Widerstand des Feindes bei Lipiny gebrochen. Die Posener Ulanen von dem 15. PUł (15. Großpolnischen Ulanen-Regiment) trugen durch ihre mehrfachen (Reiter-) Angriffe zum Zusammenbruch des feindlichen Widerstandes bei. Die sowjetische 16. Armee begann, sich in Panik in Richtung Siedlce zurückzuziehen. Außerdem zwang die Aktion der 15. DP (15. Infanterie-Division) (von der 1. Armee) die an der Linie Warschau- Brześć stehenden Bolschewiki zum Rückzug.

Die Panik auf der Seite des Feindes nutzte die 14. DP (Infanterie-Division), die die bolschewistische 8. DS (8. Schützen-Division) und das 17. BS (17. Schützen-Bataillon) und später bei Jędrzejów die Reste der 10. DS (10. Schützen-Division) und erneut – die 8. DS (8. Schützen-Division) zerschlug. Das der Division angehörende 55. PP (55. Infanterie-Regiment) marschierte in Mińsk Mazowiecki ein. Am 17. August bei Kołbiel hielt die 14. Infanterie-Division einem starken Schlag der sich zurückziehenden Kolonnen, die sich nach Siedlce durchkämpfen wollten, stand. Allein schon das 58. PP (58. Infanterie-Regiment) machte in diesem Kampf 1000 Kriegsgefangene und erbeutete paar Geschütze. Zusammen mit der 14. DP (14. Infanterie-Division) marschierte die 16. DP (16. Infanterie-Division) unermüdlich weiter, in Richtung Seroczyn und Latowicz.

Auch in der 2. Armee fehlte es nicht an Soldaten aus dem ehemaligen preußischen Teilungsgebiet. In ihren Reihen kämpfte z.B. das 16. PUł (16. Großpolnische Ulanen-Regiment), das schon am 16. August mit einem herrlichen Reiterangriff Wisznice einnahm. Einen Tag später wirkte das Regiment bei der Besetzung von Biała mit, indem es auf diese Weise zur Zerschlagung der sowjetischen 57. DS (57. Schützen-Division) beitrug. Als es dann in der seitlichen Wache der IV. Kavallerie-Brigade weiterging, zerschlug das Regiment mit einem „tapferen Reiterangriff“ die Kolonne des Feindes, machte 500 Kriegsgefangene und erbeutete 16 Kanonen und einige hundert Fuhrwerke ein.

Bis einschließlich 18. August wurde die feindliche 16. Armee vernichtet. Noch am selben Tag wurde die 15. DP (15. Infanterie-Division) der 4. Armee einverleibt. Die neue Aufgabe der 4. Armee war es, die feindliche 3. Armee zu besiegen. Um ihr den Fluchtweg abzuschneiden, befahl General Leonard Skierski, statt der nördlichen Angriffsrichtung die nordöstliche Angriffsrichtung einzuschlagen.

Am 19. August brach das 15. PUł (15. Großpolnische Ulanen-Regiment) den Widerstand des Feindes in der Gegend bei Karczewo, und das 66. PP (66. Infanterie-Regiment) zog in Węgrowo ein. Die vorderen Reihen der 15. DP (15. Infanterie-Division) besetzten Brok. Eine der Brigaden schickte die Division in Richtung Ostrów Mazowiecka und Śniadowo. In der Gegend bei Siedlec und Mokobodów und bei Grębków fanden wiederum siegreiche Kämpfe gegen die abgeschnittenen Kolonnen des Feindes statt. Es wurden Kriegsgefangene gemacht, Geschütze und Maschinengewehre erbeutet.

Am 20. August nahm die 15. DP (15. Infanterie-Division) „nach einem blutigen Kampf“ Ostrów ein. Während der Kämpfe gingen die Bolschewiki fünf Mal zum Gegenangriff über. In den nächsten Tagen setzte die 4. Armee die Verfolgungsjagd fort. Die feindliche 3. Armee entriss sich ihr zwar in die nordöstliche Richtung, aber ihre Soldaten waren so demoralisiert, dass sie in der Nähe von Bielsk und Białystok leicht durch die polnische 2. Armee geschlagen werden konnten. Die 4. Armee bekam wiederum die Möglichkeit, der feindlichen 4. und 15. Armee den Rückzugsweg abzuschneiden. Zu diesem Zwecke sollte man ihnen die durch Łomża und Kolno verlaufenden Straßen versperren.

Am 21. August gab es ein scharfes Gefecht zwischen dem 59. PP (Infanterie-Regiment) von der 15. DP (Infanterie-Division) und der sich zurückziehenden bolschewistischen 5. DS (5. Schützen-Division). Beide Seiten waren von der Situation überrascht. Es wurde ein direkter Kampf geführt, der Feind wurde gejagt und umzingelt. Trotz der starken Erschöpfung kämpften die großpolnischen Soldaten mit „außerordentlicher Hartnäckigkeit“. Am nächsten Tag besetzte das Regiment „nach schweren Kämpfen“ Łomża und nahm Kriegsgefangene aus fünf unterschiedlichen Divisionen mit.

Am 24. August konnte die 15. DP (Infanterie-Division) bei Kolno 14 Kanonen, etwa 30 Maschinengewehre, Munition und Tross erbeuten. Sie nahm auch tausend Gefangene mit. Zuvor musste die Division einem mächtigen Vorstoß des Feindes standhalten. Das 60. PP (60. Infanterie-Regiment) hat 9 Angriffe abgewehrt. Die Vorhuten der 4. Armee standen vor der preußischen Grenze und versuchten ihr Überschreiten durch die Rote Armee zu verhindern, aber es gelang den großen Streitkräften des Feindes der Vernichtung zu entkommen. Am nächsten Tag, 25. August, beendete Józef Piłsudski die Verfolgungsjagd auf den Feind.

 

Bei der Memel-Operation

Dank dem Sieg in der Warschauer Operation wurde die Initiative im polnisch-sowjetischen Krieg wieder durch Polen übernommen. Die Rote Armee war zwar im Rückzug begriffen, aber sie wurde nicht vollkommen zerstört. Marschall Piłsudski war entschlossen, für ihre endgültige Niederlage zu sorgen und Russland zur Unterzeichnung eines für Polen vorteilhaften Friedensvertrages zu zwingen.

Bevor es zu einem weiteren großen Kampf gegen die Bolschewiki kam, musste man sich entsprechend auf ihn vorbereiten. Eine wichtige Rolle spielte dabei die der 2. Armee angehörende Operative Kavallerie-Gruppe. Eines ihrer Regimenter war das 16. PUł (16. Großpolnische Ulanen-Regiment). Ende August Anfang September besetzte dieses Regiment Sejny, um welches es später gegen die Litauer kämpfen sollte. Man verließ zwar Sejny, aber in den kommenden Tagen bewies das 16. PUł große Tapferkeit, als es sehr effektiv die überlegenen Streitkräfte des Feindes attackierte. Nach einer Woche kehrten die Unterabteilungen des Regiments wieder nach Sejny zurück.

Entsprechende Aufgaben noch vor dem Beginn der Memel-Offensive hatten auch die Posener und die Pommerschen Divisionen der 4. Armee auszuführen. Am 16. und 17. September wurde die 14., 15. und 16. DP (14, 15. u. 16. Infanterie-Division) in schwere Kämpfe mit drei Divisionen und einer Brigade in der Gegend von Kobryń (Kobryn), Lipów (Lipow), Ostromecz (Astromitschy) und Kamień Szlachecki (Akciabr) verwickelt. Von den großpolnischen Einheiten tat sich persönlich der die Soldaten zum Gegenangriff anführende Befehlshaber des Regiments, Oberstleutnant Arnold Szylling hervor. Die mehrstündigen wirksamen Verteidigungskämpfe fanden auch unter Beteiligung des 55. und 56. PP 55. u. 56.Infanterie-Regiments) statt.

Die Befehle zur neuen Operation erteilte der Oberbefehlshaber am 19. September. Zur Offensive wurden zwei Armeen entsandt. Die 2. Armee sollte eine linksflügelige Umgehung der bolschewistischen Stellungen vollziehen (unter Verletzung des litauischen Hoheitsgebietes), und die 4. Armee – sollte anfänglich der Gruppierung der 2. Armee Deckung bieten.

Die linke Flanke der 4. Armee bildete die Gruppe unter Generalmajor Władysław Jung, deren Kern die durch ebendiesen Offizier angeführte 15. DP (15. Infanterie-Division) war. In der Gruppe von Jung befand sich auch die Infanterie-Brigade und: das 215. und 18. PUł (Großpolnische Ulanen-Regiment). Jung sollte seine Soldaten nach Wołkowysk (Waukawysk) führen, und dann die Verbindung mit der 2. Armee aufnehmen, die Offensive in Richtung Mostów fortführen und sich gegen einen von Słonima (Slonim) ausgehenden eventuellen Angriff verteidigen. Die restlichen Streitkräfte der 4. Armee sollten in Richtung Bereza Kartuska (Bjarosa) angreifen. Die 14. DP (14. Infanterie-Division) sollte in der Gegend von Różan gruppiert werden, und die 16. DP (16. Infanterie-Division) – sollte bei der Vernichtung der in der Landzunge von Pińsk (Pinsk) gefangenen sowjetischen 4. Armee und eines Teils der 16. Armee mitwirken.

Schon am 21. September schlugen die Soldaten des 55. und 58. PP (Infanterie-Regiments) den Gegner und erzwangen nach erbitterten Kämpfen die Überquerung der Błota Chojewskie. Zwei Tage später begann die grundlegende Offensive der Polnischen Armee, und am nächsten Tag nahm die 14. DP (14. Infanterie-Division) in einem „tapferen Angriff“ Różany ein und fügte dem Feind ernsthafte Verluste zu. Die 16. DP (16. Infanterie-Division) besetzte nach einem dreiwöchigen, blutigen Straßenkampf das unweit der Straße nach Bereza Kartuska liegende Horodec (Gorodez), und marschierte am nächsten Tag nach schweren Kämpfen in Antopol (Antopal) ein. Auch am 25. September fanden schwere Kämpfe des 59. PP (5. Infanterie-Regiments) und der 15. DP (15. Infanterie-Division) um Izabelin statt, der fünf Mal seinen Besitzer wechselte. Das 61. und das 62. PP (Infanterie-Regiment) aus derselben Division haben neun Angriffe der Rotarmisten abgewehrt. In diesen Kämpfen haben sich die Artillerie und das Pionier-Bataillon derselben Division ganz besonders hervorgetan. Das 63. PP (63. Infanterie-Regiment) hat „in einer tapferen Attacke“ Drohiczyn eingenommen. Zur selben Zeit griff die 16. DP (16. Infanterie-Division) die bolschewistische 4. Armee an, indem sie sie vollkommen zerschlug.

Die Großpolen haben sich erneut am 30. September hervorgetan, als die 14. DP (14. Infanterie-Division) in einem „bravourösen Angriff“ erneut Baranowicze (Baranawitschy) eroberte. Am nächsten Tag hat ihr 55. PP (55. Infanterie-Regiment) trotz des starken Feuers der feindlichen Kanonen und Maschinengewehre im Kampf mit Bajonetten und Handgranaten die bolschewistischen Positionen auf der Linie der aus dem ersten Weltkrieg stammenden russischen Schützengräben durchbrochen und eine Verfolgung in östlicher Richtung aufgenommen. Ihren Weg durch feindliche Stellungen erkämpften sich auch das 57. und 56. PP. (Infanterie-Regiment), das 18. und 215. PUł (Großpolnische Ulanen-Regiment). Das letztere wurde bei Caryn sogar umzingelt, konnte sich dann aber doch durchschlagen. Das 18. PUł (Großpolnische Ulanen-Regiment) wurde damals durch seinen wirksamen Reiterangriff über vier Stacheldraht-Linien berühmt.

Am 2. Oktober hat das 15. PUł (15. Großpolnische Ulanen-Regiment) Kreativität bewiesen, welches bei der Verfolgung des Feindes eine Artillerie-Batterie erbeutete, die Eisenbahngleise sprengte, wodurch es ein Panzerfahrzeug erbeutete, und in Snów (Сноў) einmarschierte. Das Regiment wurde dabei durch den Feind abgeschnitten, kämpfte aber so verbissen, dass das 56. PP (56. Infanterie-Regiment) es geschafft hat, ihm beizustehen.

Neben der 4. Armee trug die 2. Armee beachtlich zur Niederlage der Bolschewiki bei. Sie umfasste zwei Staffel großpolnischer Herkunft: die 12. EW (12. Großpolnische Fliegerstaffel) und die 13. EM (13. Jagdstaffel). Der Befehlshaber dieser Armee, Generalleutnant Edward Rydz-Śmigły dankte unter anderem auch ihr für die „tapfere und aufopferungsvolle Arbeit“. In der 2. Armee kämpfte auch die 17. DP (17. Infanterie-Division), der man die Aufgabe anvertraute, die polnisch-litauische Grenze zu überwachen.

Am 3. Oktober vereinigten sich die Truppen der 2. Armee und der 15. DP (15. Infanterie-Division) von der 4. Armee, was zur endgültigen Beendigung der Memel-Operation führte. Beide Seiten waren bereits mächtig durch den Krieg erschöpft und wollten Frieden schließen.

 

Eines der letzten Gefechte im Krieg fand am 11. Oktober gerade bei Stołpc (Stoubzy) statt. Damals initiierten die 14. und 15. DP (Infanterie-Divisionen) erbitterte Kämpfe um Kojdanów (Dsjarschynsk), der mehrfach den Besitzer wechselte. Dem Gegner wurden dabei große Verluste zugefügt. Im Kampf taten sich besonders das 55., 61. und vor allem das 58. PP (Infanterie-Regiment) hervor.

 

Teilnahme an den Schlesischen Aufständen und Einmarsch in Oberschlesien

Ein weiteres Gebiet, um das die Großpolen mit der Waffe in der Hand kämpften, war Oberschlesien. Diese Gebiete trennten sich noch im Mittelalter von Polen und wurden mehrere hundert Jahre ernsthaft germanisiert. Die Schlesier hatten also keine Chance, sich aus eigenen Kräften zu befreien.

Schon in den ersten Monaten des Jahres 1919 erschienen großpolnische Flugzeuge über Schlesien, die Flugblätter für die dort lebenden Polen abwarfen. Anfänglich waren das Maschinen der sog. „Kampfgruppe“ vom Flughafen in Ławica, aber im Frühling flogen die Flugzeuge der 2., und später der 3. Großpolnischen Fliegerstaffel nach Oberschlesien.

Der Monat Juli des Jahres 1919 verlief in Oberschlesien auf den ersten Blick ziemlich ruhig, obwohl die Spannung in den polnisch-deutschen Beziehungen beachtlich zunahm. Nach dem Massaker an den Polen durch die Soldaten des Grenzschutzes, in der Nacht vom 16. zum 17. August kam es zum Ausbruch eines antideutschen Aufstandes.

Die Großpolen bildeten Hilfskomitees und schickten nach Schlesien Lebensmittel, Geld und Waffen. Der spontan ausgelöste und ernsthafter Unterstützung ermangelnde Aufstand war jedoch zum Scheitern verurteilt, so dass die schlesischen Aufständischen am 24. August den Kampf unterbrachen.

In der Nacht vom 18. zum 19. August 1920, als sich auf dem Vorgelände von Warschau ein Kampf auf Leben und Tod gegen die Rote Armee abspielte, brach in Oberschlesien der II. Schlesische Aufstand aus. Nach einer Woche wurden die Kämpfe eingestellt. Man hat es nicht geschafft, Schlesien von der Weimarer Republik loszureißen, aber man zwang die Deutschen zu Zugeständnissen. Obwohl die Anstrengung der Großpolen auf die Rettung Warschaus konzentriert war, haben sie die Schlesier dennoch nicht im Stich gelassen. Einer der Anführer des II. Schlesischen Aufstandes war der im Großpolnischen Aufstand sich auszeichnende Hauptmann Mieczysław Paluch. Im Februar 1920 wurde er von Wojciech Korfanty nach Schlesien geschickt.

Nachdem im Oktober 1920 Waffenstillstand mit den Bolschewiki geschlossen wurde, konnten die Polen endlich mehr Aufmerksamkeit Oberschlesien widmen. Im November wurde die 15. EM (15. Jagdstaffel) in die Nähe der Grenze mit Oberschlesien verlegt. Die Piloten der Staffel führten mehrere demonstrative Flüge entlang der polnisch-schlesischen Grenze aus.

Mit der Zeit vergrößerten die Großpolen stufenweise ihre Teilnahme an der Hilfsaktion für Schlesien. Im Januar und Februar 1921 wurden Spenden für das Finanzieren der polnischen Volksabstimmungsaktion gesammelt. Im März flog entlang der polnisch-schlesischen Grenze das Flugzeug Albatros B.II mit der 15. EM (15. Jagdstaffel), der in seinem unteren Teil die Aufschrift „Ratuj Śląsk” (Rette Schlesien) trug. Über dem Gebiet, in dem die Volksabstimmung durchgeführt werden sollte, warfen die polnischen Besatzungen Flugblätter und andere Propaganda-Unterlagen ab. Um mögliche politische Streitigkeiten zu vermeiden, trugen die nach Oberschlesien geschickten Flugzeuge keine polnischen Schachbrettmuster. An ihrer Stelle verwendete man einzelne Quadrate an jedem der Flügel: blaue und weiße (die Farben der schlesischen Piasten), beide mit dunkelblauer Umrandung. Die Propagandaaktionen nahmen immer mehr an Intensität zu. Man hielt Vorträge und führte Bildungsaktionen durch. Aus Großpolen wurde Nahrung und Kleidung nach Schlesien geschickt. Das Gebiet besuchten auch die großpolnischen Offiziere der Polnischen Armee.

Am 20. März fand in Oberschlesien die Volksabstimmung statt. Auf dem gesamten Gebiet der Volksabstimmung stimmte die Mehrzahl der Abstimmenden dafür, dass Oberschlesien im Rahmen des deutschen Staates bleibt. Allerdings stimmte in vielen Kreisen die Mehrzahl der Bevölkerung für den Anschluss dieses Gebietes an Polen. Die Entscheidung über die Zukunft Oberschlesiens sollte die Interalliierte Kommission in Opole treffen. Der Vertreter von Frankreich General Henri Le Rond war ein Verfechter der für die II. Rzeczpospolita günstigen Aufteilung Oberschlesiens, aber die Vertreter Großbritanniens und Italiens plädierten dafür, fast das ganze Oberschlesien im Rahmen des deutschen Staates zu belassen. Laut Informationen, die die polnische Seite vernahm, begann die prodeutsche Option zu überwiegen, so dass in der letzten April-Dekade der Volksabstimmungskommissar Wojciech Korfanty beschloss, einen neuen Aufstand in die Wege zu leiten. Die Kämpfe brachen in der Nacht vom 2. zum 3. Mai aus.

Am III. Schlesischen Aufstand nahmen etwa 2000 Großpolen teil. Aus der Provinz Posen wurden Waffen, Munition, Uniformen, Nahrungsmittel, Geld und Arzneimittel in den Süden geschickt. Unter den Großpolen, die nach Oberschlesien gingen, um Hilfe und Unterstützung zu bringen, fehlte es nicht an berühmten Gestalten. So sei etwa an Oberstleutnant Maciej Mielżyński erinnert, der zum Oberbefehlshaber des Aufstandes bestimmt wurde. Im Juni ersetzte Mielżyński der Oberstleutnant Kazimirz Zenkteler – einer der verdientesten Offiziere der Westlichen Gruppe des großpolnischen Aufstandes. Der Hauptmann Alojzy Nowak (ehemaliger Befehlshaber des Września-Bataillons im Großpolnischen Aufstand) übernahm das Kommando über die Gruppe „Nord“, und Oberstleutnant Bronisław Sikorski (Teilnehmer der Kämpfe in Posen) übernahm das Kommando über die Gruppe „Süd“. Mieczysław Szreybrowski, Veteran der Kämpfe gegen die Deutschen im südlichen Großpolen, wurde Chef des Fernmeldedienstes des Oberkommandos der Aufständischen Truppen. In der Gruppe „Nord“ war das 9. Lublin-Opole-Infanterie-Regiment (früher „Untergruppe Linke“) aktiv. Adjutant des III. Bataillons dieses Regiments, und später der Befehlshaber der 2. Kompanie war Feldwebel Tomasz Frankowski – Veteran der Kämpfe des Großpolnischen Aufstandes im Gebiet Grodzisk Wielkopolski und Lwówek. Eine weitere der schlesischen aufständischen Abteilungen kommandierte Hauptmann Paweł Cyms, der durch den Überraschungsangriff auf Inowrocław im Januar 1919 berühmt wurde.

Am 11. Juni 1921 wurde nach über einem Monat blutiger Kämpfe und unter dem Druck der Interalliierten Kommission ein Abkommen geschlossen, und im Oktober 1921 entschied der Botschafterrat der Entente-Staaten über eine für Polen vorteilhafte Aufteilung Oberschlesiens. Katowice samt anliegenden Gebieten besetzte die 23. DP (23. Infanterie-Division), die basierend auf der großpolnischen VII. Reserve-Brigade entstanden ist – gleichsam als Zeichen der Anerkennung des großpolnischen Beitrages zum Kampf um den Anschluss dieser Region an Polen. An ihrer Spitze stand ein verdienter großpolnischer und schlesischer Aufständischer, Oberstleutnant Kazimierz Zenkteler.

 

Zusammenfassung

In den Jahren 1919-1921 waren die Großpolen fast überall dort, wo um die Gestalt der Grenzen eines unabhängigen Polen gekämpft wurde. Gräber der Soldaten mit großpolnischer Herkunft schmückten die Friedhöfe der Städte und Städtchen Ostgaliziens sowie die Urwälder im Wilnagebiet (Wileńszczyźna) und im Suwalki-Gebiet (Suwalszczyzna). Großpolnisches Blut floss in Bjaresina, Dnjepr, Wieprz, Weichsel, Narew, und Wkra und durchtränkte die Sände von Masowien und die Schwarzerde des Lublin-Gebiets (Lubelszczyzna), sowie die rohstoffreichen Gebiete Oberschlesiens. Die Großpolen wurden als beste polnische Soldaten angesehen. Der Feind fürchtete die gut bewaffneten großpolnischen und pommerschen Einheiten. Mit einigen wenigen Ausnahmen wurden sie von ihren Befehlshabern gelobt und man vertraute ihnen die anspruchsvollsten Aufgaben an. Ohne die Soldaten aus dem ehemaligen preußischen Teilungsgebiet fällt es schwer, sich den Erfolg der Warschauer Operation und der Memel-Operation sowie den politischen Erfolg des III. Schlesischen Aufstandes vorzustellen.