DIE TAGESBEFEHLE DES OBERKOMMANDOS DER STREITKRÄFTE IM EHEMALIGEN PREUSSISCHEN TEILUNGSGEBIET
Marek Rezler
Es war das grundlegende befehlsgebende Dokument der obersten Behörde der aufständischen Streitkräfte und der Großpolnischen Armee im Jahr 1919. Das Erlassen von Tagesbefehlen durch das Oberkommando (DG) war ein wichtiger Akzent, der der neu berufenen Obrigkeit der sich bildenden Armee Glaubwürdigkeit verlieh; und zudem war es eine der grundlegenden Führungstätigkeiten des Oberkommandos. R.dz.DG (die Tagesbefehle des Oberkommandos) waren nach dem Tygodnik Urzędowy NRL (Amtswochenblatt des Obersten Volksrates) das zweitwichtigste amtliche Dokument; in strukturellen Grundfragen druckten die betroffenen Truppen die Beschlüsse des Kommissariats des Obersten Volksrates und den Inhalt der Beförderungsdekrete nach. R.dz.DG waren auch eine grundlegende Ausgangsquelle der amtlichen Information über das Funktionieren der Großpolnischen Armee.
Die nacheinander nummerierten Tagesbefehle erschienen vom 5.1. bis zum 13.11.1919, es wurden insgesamt 249 von ihnen herausgegeben, in einem Umfang von 1 bis über 10 Seiten. Mit der Zeit haben sich drei fixe weitere Befehls-Abteilungen etabliert: I. Organisatorisch-Operative Abteilung, II. Personalabteilung und III. Allgemeine Abteilung. Im Zuge des Fortschreitens des Prozesses der Anbindung an die Polnische Armee wurden in den Tagesbefehlen die in der Polnischen Armee zentral geltenden Befehle und Verordnungen berücksichtigt. Im Oktober und im November 1919 wurden 2 Offiziersbefehle erlassen. Im Laufe der Zeit wurde der Name des den Befehl erlassenden Organs verändert, und zum Befehl Nr. 202 (27. Juli 1919) wurde eine neue Verlagsvignette eingeführt, mit dem staatlichen Adler, wodurch man das Dokument an das Militärische Befehlstagebuch des Oberkommandos der Polnischen Streitkräfte annäherte; man trat auch von der Regel eines täglichen Erlassens der Tagesbefehle des Oberkommandos zurück. Und man modifizierte auch die Abteilungen und erweiterte stufenweise den Themenbereich. Früher war die äußere Form der Tagesbefehle grafisch, typografisch und sprachlich differenziert und nicht einheitlich. Das Papier, die Schriftart und das Format waren unterschiedlich; man verwendete vorwiegend das damalige Kanzleiformat (ca. 34 x 21 cm), welches dem heutigen verlängerten DIN A4 entspricht. Das betraf auch die zahlreichen Anlagen mit den ausführlichen Dokumenten, Kontingenten, Ordnungen, Aufrufen usw., die nicht immer im Hauptteil des Befehls angeführt wurden, wodurch heute in den bekannten Bibliothek- und Archivsammlungen in Polen kein kompletter Satz der Befehle des Oberkommandos mit allen Anlagen anzutreffen ist. Die Tagesbefehle wurden zuerst in der Druckerei von Ludwik Kapela, dann in der Druckerei des Oberkommandos in Posen gedruckt. Damals wurde auch eine Neuausgabe angefertigt – d.h. ein Nachdruck der Befehle, manchmal unter Verwendung einer anderen Schriftart und eines etwas anderen Layouts des Texts auf der Seite, was u.a. aus dem Unterschied in der Schriftgröße resultierte. Eine bestimmte Menge der Befehle, u.a. Nr.32 vom 5. Februar 1919, wurde von der Katholischen Bolesław Winiewicz-Druckerei gedruckt.