Aufständische Truppen

DIE TAGESBEFEHLE DES OBERKOMMANDOS DER STREITKRÄFTE IM EHEMALIGEN PREUSSISCHEN TEILUNGSGEBIET

Marek Rezler

Es war das grundlegende befehlsgebende Dokument der obersten Behörde der aufständischen Streitkräfte und der Großpolnischen Armee im Jahr 1919. Das Erlassen von Tagesbefehlen durch das Oberkommando (DG) war ein wichtiger Akzent, der der neu berufenen Obrigkeit der sich bildenden Armee Glaubwürdigkeit verlieh; und zudem war es eine der grundlegenden Führungstätigkeiten des Oberkommandos. R.dz.DG (die Tagesbefehle des Oberkommandos) waren nach dem Tygodnik Urzędowy NRL (Amtswochenblatt des Obersten Volksrates) das zweitwichtigste amtliche Dokument; in strukturellen Grundfragen druckten die betroffenen Truppen die Beschlüsse des Kommissariats des Obersten Volksrates und den Inhalt der Beförderungsdekrete nach. R.dz.DG waren auch eine grundlegende Ausgangsquelle der amtlichen Information über das Funktionieren der Großpolnischen Armee.

Der erste Befehl (in einer Auflage von ca. 50 Exemplaren) wurde am 5. Januar 1919 in Vervielfältigungs- und Lithographieform herausgegeben und in allen Abteilungen des Oberkommandos, in Stadtkommandanturen, in den Kommandos der in Posen stationierenden Truppen und in den Kreiskommandos verteilt. Wegen der hohen Nachfrage wurde er typographisch gedruckt. Mit der Zeit, angefangen mit dem Befehl Nr. 38 (vom 11. Februar 1919) wurde die Liste der Abnehmer beachtlich um die Militärbehörden erweitert, und in den Kampftruppen bis zur Ebene des Bataillons; schon ab Februar 1919 wurden einige Exemplare des Dokuments dem Generalstab der Polnischen Armee in Warschau und dem Oberkommando der Polnischen Armee übermittelt. Im September 1919 betrug die Auflage von R.dz.DG ca. 2000 Exemplare, die nach dem regelmäßig aktualisierten Verteiler verteilt wurden. Manchmal fehlte es jedoch an den Exemplaren der Tagesbefehle, und dann wurden, je nach den Umständen und dem Bedarf, die Befehle oder ihre Fragmente in den einzelnen Abteilungen mit der Schreibmaschine abgetippt. Die Anlagen wurden nach einem gesonderten Verteiler verteilt, unter Beachtung der Anpassung des Themas an den konkreten Abnehmer. Das Dokument wurde als geheim betrachtet, obwohl es keine entsprechende Klausel auf der Seite enthielt, und musste unter Verschluss aufbewahrt und nur befugten Personen zugänglich gemacht werden, die wiederum die erforderlichen Abschriften anfertigten, die von den Führungen auf niedrigerer Ebene benötigt wurden. Es war verboten, die Befehle des Oberkommandos an die Frontlinie mitzunehmen. R.dz.DG wurden durch die Abteilung IIa, basierend auf den von den Abteilungen und Büros des Oberkommandos erhaltenen Materialien, ausgearbeitet, nachdem sie durch den Stabschef analysiert wurden, und berücksichtigten die Leitlinien des Oberbefehlshabers. Sie wurden von dem Oberbefehlshaber mit der Gegenzeichnung „za zgodność” („übereinstimmend mit dem Original“) des Stabschefs des Oberkommandos oder eines ihn vertretenden Offiziers unterschrieben. Nachdem General J. Dowbor Muśnicki das Amt des Oberbefehlshabers angetreten ist, wurden für die Ausarbeitung der Tagesbefehle die Vormittage montags, mittwochs, donnerstags und samstags bestimmt.

Die nacheinander nummerierten Tagesbefehle erschienen vom 5.1. bis zum 13.11.1919, es wurden insgesamt 249 von ihnen herausgegeben, in einem Umfang von 1 bis über 10 Seiten. Mit der Zeit haben sich drei fixe weitere Befehls-Abteilungen etabliert: I. Organisatorisch-Operative Abteilung, II. Personalabteilung und III. Allgemeine Abteilung. Im Zuge des Fortschreitens des Prozesses der Anbindung an die Polnische Armee wurden in den Tagesbefehlen die in der Polnischen Armee zentral geltenden Befehle und Verordnungen berücksichtigt. Im Oktober und im November 1919 wurden 2 Offiziersbefehle erlassen. Im Laufe der Zeit wurde der Name des den Befehl erlassenden Organs verändert, und zum Befehl Nr. 202 (27. Juli 1919) wurde eine neue Verlagsvignette eingeführt, mit dem staatlichen Adler, wodurch man das Dokument an das Militärische Befehlstagebuch des Oberkommandos der Polnischen Streitkräfte annäherte; man trat auch von der Regel eines täglichen Erlassens der Tagesbefehle des Oberkommandos zurück. Und man modifizierte auch die Abteilungen und erweiterte stufenweise den Themenbereich. Früher war die äußere Form der Tagesbefehle grafisch, typografisch und sprachlich differenziert und nicht einheitlich. Das Papier, die Schriftart und das Format waren unterschiedlich; man verwendete vorwiegend das damalige Kanzleiformat (ca. 34 x 21 cm), welches dem heutigen verlängerten DIN A4 entspricht. Das betraf auch die zahlreichen Anlagen mit den ausführlichen Dokumenten, Kontingenten, Ordnungen, Aufrufen usw., die nicht immer im Hauptteil des Befehls angeführt wurden, wodurch heute in den bekannten Bibliothek- und Archivsammlungen in Polen kein kompletter Satz der Befehle des Oberkommandos mit allen Anlagen anzutreffen ist. Die Tagesbefehle wurden zuerst in der Druckerei von Ludwik Kapela, dann in der Druckerei des Oberkommandos in Posen gedruckt. Damals wurde auch eine Neuausgabe angefertigt – d.h. ein Nachdruck der Befehle, manchmal unter Verwendung einer anderen Schriftart und eines etwas anderen Layouts des Texts auf der Seite, was u.a. aus dem Unterschied in der Schriftgröße resultierte. Eine bestimmte Menge der Befehle, u.a. Nr.32 vom 5. Februar 1919, wurde von der Katholischen Bolesław Winiewicz-Druckerei gedruckt.