Verlauf der Aufstandskämpfe

KÄMPFE UM BABIMOST (BOMST) UND KARGOWA (UNRUHSTADT) 11.-12. Februar 1919

Marek Rezler

Einen zuvor festgelegten Offensive-Plan befolgend, leiteten die Deutschen am 11. Februar den Angriff auf Babimost (Bomst) und Kargowa (Unruhstadt) ein, wobei der Angriff (im Falle des Erfolgs) weiter in Richtung Wolsztyn fortgesetzt werden sollte. Zur Realisierung dieser Aufgabe waren folgende Streitkräfte vorgesehen:

38. Füsilier-Regiment,

58. Infanterieregiment (aus Krosno),

Infanteriekompanie aus Smolno,

2 Maschinengewehr-Kompanien

(Leichte) Feldartillerie-Regiment,

Haubitzen-Division,

Motorisierter Artillerie-Zug,

Mörser-Abteilung,

Schwadronen des 10. Ulanen-Regiments (aus Sulechów),

zwei Panzerzüge,

Pioniere-Kompanie,

kleinere Grenzschutz-Unterabteilungen.

Befehlshaber: Oberstleutnant Burchardi.

Diese Streitkräfte wurden in fünf Stoßgruppen aufgeteilt, von welchen zwei in der Hauptrichtung agieren sollten, und die restlichen – in Hilfsrichtungen tätig sein sollten.

  1. Gruppe A, bestehend aus:

– I. Bataillon des 38. Füsilier-Regiments,

– Infanterie-Abteilung aus Krosno,

– Grenzschutz-Kompanie,

– infanterisierte Schwadron des 10. Ulanen-Regiments,

– 2 Feldkanonen-Batterien,

– Schwere-Haubitze-Zug,

– 1 motorisiertes Geschütz

sie sollte unter dem Kommando des Hauptmanns Geisler Kargowa angreifen. Ihr unterstand

2. Gruppe B:

– Schwadron des 10. Ulanen-Regiments,

– Maschinengewehr-Abteilung,

die Wąchalewo angreifen sollte – und in der Hilfsrichtung aktiv war.

3. Gruppe C, bestehend aus:

– III. Bataillon des 38.Füsilier-Regiments,

– 30 Ulanen aus dem 10. Regiment,

– 10 Haubitze,

sie sollte unter dem Kommando von Major Trievenberg Babimost attackieren.

Die restlichen Gruppen (ähnlich wie die Gruppe B) sollten Hilfsangriffe ausführen.

4. Gruppe D:

– Grenzschutz-Kompanie,

– 20 Ulanen aus dem 10. Regiment,

sie sollte das Gebäude der Eisenbahnstation in Babimost attackieren und erobern, unter Mitwirkung eines Panzerzuges aus Zbąszyń (Befehlshaber Oberleutnant von Bose).

5. Gruppe E:

– 300 Freiwillige aus unmittelbarer Umgebung,

– 2 Kanonen-Batterien,

sie sollte mit Feuer den Sturm von Babimost unterstützen.

 

Trotz der ziemlich ungenauen Daten, die uns heute noch erhalten geblieben sind, lässt sich feststellen, dass die Deutschen eine breit angelegte Operation, die ihre zahlenmäßige und technische Überlegenheit nutzte, vorhergesehen haben. Es war hauptsächlich die reguläre Armee, die schon nicht mehr so schnell bereit zum Rückzug war, wie Ende Dezember Anfang Januar.

Die Streitkräfte der Aufständischen waren deutlich schwächer; die Region Babimost und Kargowa beschützte das IV. Bataillon der West-Gruppe, welches durch Leutnant Siuda angeführt wurde. In demselben Babimost befand sich die Wolsztyn-Kompanie unter dem Kommando des Leutnants Stanisław Tomiak. Die Verteidigung der Kargowa leitete Leutnant Kazimierz Szcześniak, dem die Aufständischen aus Wielichów, Wilkowo und Kopanica zur Verfügung standen.

Die polnische Seite war, was den geplanten Angriff auf Babimost angeht, durch einen polnischen Deserteur aus dem 38. Füsiliere-Regiment vorgewarnt. Weil die Deutschen dem Angriff einer Artillerie-Aktion vorangehen lassen wollten, befahl der darüber informierte Leutnant Siuda, die Stellungen um mehrere hundert Meter zu verschieben. Im Endeffekt hatte das Feuer der Geschütze seine Aufgabe nicht erfüllt, und der deutsche Angriff, der darauf folgte, wurde mit großen Verlusten abgewehrt. Und auch der zweite Angriff blieb erfolglos. Dann haben die Deutschen ihre ursprüngliche Absicht geändert und griffen Babimost aus drei Richtungen an: von Nowe Kramsko, von Süden und von Nordosten auf die Eisenbahnstation. Es wurden auch die beiden Panzerzüge eingesetzt – einem von ihnen gelang es, bis zur Eisenbahnstation vorzudringen. Die Aufständischen mussten trotz der durch die Soldaten aus Chobienice durchgeführten Gegenangriffe den Bahnhof verlassen. Die Deutschen wiederum fingen gleichzeitig damit an, den linken Flügel zu umzingeln, und den Aufständischen ging die Munition aus – so dass man letztendlich Babimost verlassen musste. Die polnische Besatzung ging nach Grójec Wielki, und die sie verfolgenden Deutschen sind ihr zuvorgekommen und nahmen Chobienice ein. Durch den Beschluss von Leutnant Siuda wurde eine Stoßgruppe gebildet, die sich aus der sich aus Babimost zurückziehenden Besatzung und einem Teil der Reserve zusammensetzte, welche dann die Deutschen aus Chobienice vertrieb.

Während des Kampfes um Babimost attackierten die Deutschen Kargowa. Man griff in einem Bogen an, der das Gebiet von dem Weg Kargowa – Babimost, über den Weg nach Chwalimie, den Obra-Kanal (damals: Zgniła Obra, Obrzyca) entlang, bis zur Straße Kargowa-Karszyn umfasste. Die Stellungen der Aufständischen waren auf dem Vorgelände der Stadt lokalisiert, parallel zur Angriffsfront der Deutschen. Es wurde eine Aufteilung in den nördlichen, mittleren und südlichen Abschnitt vollzogen, von welchen jeder durch jeweils einen Zug Aufständischer besetzt war; ein Zug blieb in der Reserve. Am 11. Februar wurden die polnischen Trupps, die nördlich und westlich von Kargowa lokalisiert waren, weggedrängt, und am nächsten Tag erfolgte der richtige Angriff, dem eine Artillerie-Aktion voranging.

Den Frontalangriff wehrten die Aufständischen zweifach durch einen wirksamen Feuerbeschuss aus kurzer Distanz ab. Dann fingen die Deutschen an, die aufständische Besatzung der Kargowa von Nordwest zu umfassen, wobei sie den Angriff gleichzeitig durch das Feuer aus Kanonen und Maschinengewehren unterstützten. Anfangs kamen die Aufständischen gut zurecht, aber der Gegenangriff auf den linken Flügel des Gegners misslang. Letztendlich gelang es also den Deutschen, trotz der konsequent und kompetent durchgeführten Verteidigung, die Aufständischen nach Kopanica zu vertreiben, und sogar den südlich gelegenen Friedhof zu besetzen.

Die nächste Phase des Kampfes war wiederum die Verteidigung von Kopanica, zumal die Deutschen außerhalb des Friedhofs den südlichen Teil des Ortes eroberten und den Angriff in nordwestlicher Richtung fortzusetzen beabsichtigten. Der Verteidigung schlossen sich sowohl die sich aus Kargowa zurückziehenden Aufständischen sowie die lokale Abteilung an, die durch Feldwebel Józefa Szwaba angeführt wurde. Das Ergebnis dieses Kampfes wäre jedoch schwer vorherzusehen, wenn nicht der Gegenangriff der Reserve-Kompanie unter dem Kommando von Leutnant Eckert zur Hilfe eilen würde. Die Deutschen wurden hinter den nördlichen Obra-Kanal verdrängt und der von ihnen am 13. Februar unternommene erneute Versuch, Kopanica zu erobern, hatte schon keinen Erfolg.

Die misslungene, wenngleich tatkräftige Verteidigung von Babimost und Kargowa brachte den Aufständischen schwere Verluste ein: 40 Soldaten fielen, 70 wurden verletzt, 30 gerieten in Gefangenschaft. Die Deutschen hatten neben den 70 Getöteten, viele Verletzte.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Kämpfe um Babimost und Kargowa, die Teil einer breit angelegten (wenn auch nicht immer konsequent durchgeführten) deutschen Offensive waren, den Aufständischen zum ersten Mal den Ausmaß der Gefahr der gesamten bewaffneten Aktion deutlich machten. Die Euphorie der ersten Wochen der Kämpfe und des verhältnismäßig einfachen Befreiungsmarsches in mehrere Richtungen gleichzeitig wurden nach und nach gedämpft. Es begann nun die Zeit der Absicherung und Verteidigung des in der ersten, spontanen Phase der Kämpfe eroberten und eingenommenen Gebietes. Und es wäre nicht möglich ohne ein zentral organisiertes System der Bildung einer regulären Armee und die Stärkung der Disziplin. Wenn es schon Mitte Januar zu einer Verteidigung von Kargowa und Babimost kommen würde, so würden die Deutschen mit Sicherheit nach Wolsztyn und noch weiter vordringen. Einen Monat später waren das aber schon andere deutsche Abteilungen und andere Aufständische.

Im Unterschied zu den Ende Dezember 1918 und in den ersten beiden Januar-Dekaden des nächsten Jahres geführten Kämpfen, kam es im Februar nur noch selten zur Inkompetenz der Befehlshaber. Es scheint, dass der grundlegende Fehler bei der Verteidigung von Babimost und Kargowa ihre statische Unbeweglichkeit und der zu spät erfolgende Einsatz der Reserve war. Im unmittelbaren Kampf wurden alle ihrer Aufgabe gerecht, die Niederlage resultierte vielmehr aus der riesigen technischen und zahlenmäßigen Überlegenheit des Gegners. Man bemühte sich um Gegenangriffe, die jedoch wegen der geringen Größe der polnischen Abteilungen nicht zu erwarteten Resultaten führten.