Nach dem Aufstand

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GROSSPOLNISCHE STREITKRÄFTE IN DEN KÄMPFEN JENSEITS DER GRENZEN DER PROVINZ POSEN

Marek Rezler

Die Gestaltung der Grenzen der wiedererstehenden Rzeczpospolita verlief auf unterschiedliche Weise und nach unterschiedlichen Grundsätzen, und die Regierung in Warschau musste viele Faktoren berücksichtigen, die die Reichweite des Staates beeinflussten. Bis 1921 verliefen die Kämpfe mit unterschiedlicher Intensität, je nach der Front, aber von entscheidender Bedeutung waren die an Konferenztischen gefassten Beschlüsse. Die Großpolnische Armee war bis April 1919 die am besten ausgerüstete und ausgebildete Streitkraft in polnischen Gebieten; sie war daher noch vor dem Abschluss des Friedensvertrages für die Warschauer Regierung ein Gegenstand der Bemühungen, was den Einsatz an der Ostfront betrifft. Formal unterstand jedoch die Armee dem souveränen Kommissariat des Obersten Volksrates und dem General Józef Dowbor Muśnicki, der sich der Stärke und der Bedeutung der durch ihn angeführten Armee wohl bewusst war, der aber auch eine Schwächung der Region im Falle einer deutschen Offensive befürchtete. Allerdings wurde die Großpolnische Armee im Zeitraum zwischen dem Abschluss des Waffenstillstandabkommens in Trier (16. Februar 1919) und dem Termin der Realisierung durch die deutsche Seite des Plans „Frühlingssonne“ – Mai-Juni 1919 ungehindert ausgebaut, weil eine Teilnahme an größeren bewaffneten Handlungen zu diesem Zeitpunkt eher unwahrscheinlich war.

Im November 1918 kam es zu den polnisch-ukrainischen Kämpfen um Lemberg. Ab den ersten Januartagen des nächsten Jahres wurden die Meldungen aus Lemberg in fast jeder Nummer von „Dziennik Poznański” („Posener Tageszeitung“) und „Kurier Poznański” („Posener Kurier“) veröffentlicht. Am 22. Januar 1919 kam in der Hauptstadt des Östlichen Kleinpolens der erste Transport mit Lebensmitteln und Sanitätszubehör an: 58 Wagen, die durch die Mitglieder der Posener Volkswehr (Straż Ludowa), die ein Maschinengewehr mit sich führten, eskortiert wurden. Im Rahmen dieses Transports begab sich in die Hauptstadt des Östlichen Kleinpolens auch die Delegation des Hilfskomitees für Lemberg: Frau Niegolewska, Pfr. Dechant Moyer, Mieczysław Korzeniowski, Helena und Kazimierz Brownsword, Zofia Zielewiczowa und Herr Szymański. Nach sieben Tagen Reise wurde dieser Transport, der durch einen Panzerzug eskortiert wurde, stürmisch in Lemberg begrüßt. Warschau war nicht in der Lage, den in Lemberg kämpfenden Polen effektive Hilfe zu erteilen, obwohl man viel unternommen hat. In dieser Situation beschloss man, sich an Posen zu wenden, aber J. Dowbor Muśnicki stand dieser Initiative kritisch gegenüber, und argumentierte mit der ungeklärten Situation an der antideutschen Front. Also kam am 8. März 1919 der Premier Ignacy Jan Paderewski nach Posen, der dem Kommissariat des Obersten Volksrates und dem Oberkommando der Streitkräfte im ehemaligen Preußischen Teilungsgebiet die militärische Lage bei Lemberg vorstellte. Letztendlich stimmte General Dowbor Muśnicki dem Formieren einer Freiwilligen-Abteilung zu, die nach Lemberg fahren sollte. In allen Militärischen Bezirken der Region verkündete man eine Rekrutierung der Freiwilligen (jeweils 42 Leute aus jedem Bezirk, darunter ein Zugunteroffizier und vier Unteroffiziere). Das Formieren selbst sollte in dem 1. Reserve-Regiment in Posen stattfinden. Es war vorgesehen, insgesamt zwei Schützen-Kompanien zu bilden, die durch Offiziere angeführt werden sollten, die man durch Verlosung unter den Freiwilligen wählen würde. Das sollte eine Armee sein, die vollkommen bereit für den Marsch an die Front ist, und die in ihren Reihen auch zwei Sanitäts-Unteroffiziere, acht Träger, Munitions- und Proviant-Tross, einen Sanitätswagen, eine Feldküche usw. mitführen sollte. Die Kompanien sollten zusätzlich vier schwere Maschinengewehre erhalten.

Letztendlich meldeten sich viel weniger Freiwillige an, als man erwartet hatte. Am 9. März 1919 fuhr eine 204 Soldaten zählende Kompanie, die durch Leutnant Jan Ciaciuch und Leutnant Maksymilian Soldenhoff angeführt wurde nach Lemberg ab. Nach der feierlichen Verabschiedung am Posener Bahnhof fuhr die Posen-Lemberg-Freiwilligen-Kompanie über Warschau und Przemyśl und kam in Sądowa Wisznia an, wo man sie dem General F. Aleksandrowicz unterstellte. Die Aufgabe der ganzen Gruppe war das Durchbrechen des ukrainischen Umzingelungsringes in dieser Region, durch die Vertreibung der Belagerer aus ihren Stellungen in die nördliche, östliche und südliche Richtung von Sądowa Wisznia. Schon ab dem 16. März griff die Posener Kompanie das Dorf Dołhomościska, eroberte den Ort in einem zweistündigen Kampf und wehrte am nächsten Tag den ukrainischen Gegenangriff ab. Zwei Tage später wurden die Kämpfe in der Umgebung von Gródek Jagielloński geführt, und bei Mielniki verlor die Kompanie bei starkem Feuerbeschuss 8 Personen; es gab 21 verletzte und 3 vermisste Soldaten. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichte die Kompanie Gródek Jagielloński. In diesen Kämpfen gelang es den Großpolen, eine reiche Beute zu machen – zwei Kanonen, einen Mörser und zwei Maschinengewehre. Am 19. März wurde dem Befehlshaber und den Offizieren der Kompanie von den Generälen Iwaszkiewicz, Rozwadowski und Aleksandrowicz und von ihren Stabschefs gratuliert. Am 29. März wurde die Kompanie nach Lemberg geschickt, wo sie stürmisch begrüßt wurde. Dann nahm die Abteilung bis Ende Juli im Rahmen des 1. Lemberger Schützen-Regiments an den Kämpfen in der Umgebung von Lemberg teil. Ihr Kampfpfad umfasste u.a. die nördlichen Gegenden von Lemberg, Zarudce, Jaryczów Nowy, Zalesie, Nilno, Berezowica Wielka, Zaborów, Olejów. Am 7. Juli hat Wacław Iwaszkiewicz der Kompanie eine „Lobende Anerkennung“ zuteilwerden lassen, er betonte, dass diese Abteilung schon seit den ersten Tagen der Kämpfe um Lemberg „mit ihrer Tapferkeit und Disziplin ein Muster und Vorbild für die anderen Abteilungen war. […] Ich habe keine einzige Beschwerde über diese Kompanie von der Zivilbevölkerung erhalten, was auf ein hohes bürgerliches Pflichtbewusstsein hinweist“. […] Seit geehrt, Ihr tüchtigen Söhne Großpolens!“. Am 29. Juli 1919 wurde die Kompanie der Großpolnischen Gruppe zugeteilt, und am 6. August fuhr sie nach Posen ab. Von den Kämpfen bei Lemberg kehrten ein Offizier (J. Ciaciuch; M. Soldenhoff war krank und blieb im Krankenhaus zurück) und 255 Soldaten zurück. Es gab 11 gefallene Soldaten, 58 Verletzte und 7 gerieten in Gefangenschaft – insgesamt beliefen sich die Verluste auf ein Viertel der personalen Zusammensetzung der Abteilung. Alle Offiziere und Soldaten der Kompanie wurden durch das Oberkommando der Polnischen Armee in Lemberg „Für ihre Tatkraft und ihre Mühen im Kampf um die Einheit und Unabhängigkeit der Rzeczpospolita während der Verteidigung Lembergs vom 12. März bis zum 1. Juli 1919” mit einem ein Kreuz der Verteidigung Lembergs (Krzyż Obrony Lwowa) ausgezeichnet. Die älteren Soldaten wurden in Kürze in die Reserve entlassen, und die Rekruten wurden unter verschiedenen Regimentern verteilt; Jan Ciaciuch kehrte zu seinem heimatlichen 10. Großpolnischen Schützen-Regiment zurück.

Die Gruppen des Generals Daniel Konarzewski

In Posen beschloss man, vorübergehend mit den Streitkräften eines Infanterie-Regiments und der vier Schwere- und Leichte-Geschütze-Batterien Unterstützung anzubieten. Das Entsenden weiterer Verstärkung (sogar bis zu zwei Schützen-Divisionen) wurde von einer eventuellen Erklärung des Marschalls Foch abhängig gemacht, die ein energisches Entgegenwirken der Entente für den Fall, dass die Deutschen Kriegshandlungen gegen Polen einleiten, garantieren würde. Außerdem sollte die Koalition eine bestimmte Zahl von Geschützen und der Artillerie- und Gewehrmunition liefern. Am 12. und 13. März 1919 fuhr nach Lemberg zur Unterstützung von General Iwaszkiewicz die Großpolnische Gruppe unter dem Kommando von Daniel Konarzewski los. Sie umfasste (neben des Kommandos): das 1. Großpolnische Schützen-Regiment, die 1. Division des 1. Großpolnischen (Leichte-) Feldartillerie-Regiments, die 1. Fliegerstaffel und einen Fernmeldezug – insgesamt etwa 5 Offiziere und 3800 Unteroffiziere, drei Kanonen-Batterien und sieben Flugzeuge. Die Gruppe von Konarzewski wurde durch die Gesellschaft und den Oberbefehlshaber J. Dowbor Muśnicki samt dem Stab feierlich verabschiedet und fuhr mit drei Transporten von der Eisenbahnstation in Bolechowo über Posen–Skalmierzyce–Kalisz–Koluszki–Częstochowa–Krakau und Przemyśl zur Versammlungsstelle in Sądowa Wisznia. Von dort sollte die Gruppe gemeinsam mit dem ihr zugeteilten II. Bataillon des 10. Infanterie-Regiments aus Dołhomościsk die Umzingelung Lembergs durchbrechen. Der Angriff begann am 17. März 1919 um 6.00 Uhr. Die Großpolen eroberten Mielniki, Bar, Milatyn, dann Wołczuchy, Putiatycze und Dobrzany.

Am ersten Tag der Kämpfe wurde die Aufgabe ausgeführt, die man sich stellte, indem man sich den Weg für den weiteren Marsch nach Lemberg vorbereitete, und dass trotz der beachtlichen Überlegenheit des Gegners: 7-8 Tausend Soldaten mit 30 Geschützen und 40 Maschinengewehren. Während der zweitägigen Kämpfe um die Durchbrechung der Blockade Lembergs heben die Abteilungen der Großpolnischen Gruppe vollkommen die in sie gesetzten Hoffnungen des Oberkommandos der Polnischen Armee in Warschau bestätigt. General Iwaszkiewicz betonte im Befehl vom 19. März, dass „Die eisernen Reihen der Großpolen unter dem Kommando von Oberst Konarzewski durch ihren bravourösen Angriff [...] zum Sieg beitrugen". Ein lobendes Zeugnis für die unterstellten Einheiten erstellte auch Oberst Konarzewski. Die Verluste der Großpolnischen Gruppe vom 18. bis zum 19. März beliefen sich auf 17 Gefallene, 178 Verletzte (darunter vier Offiziere) und 35 Vermisste. Es wurden u.a. zwei Geschütze und fünf schwere Maschinengewehre als Beute eingenommen. Vom 20. bis zum 17. April gingen die großpolnischen Abteilungen zu Stellungskämpfen über, wobei sie einen 20 Kilometer langen Abschnitt von Gródek Jagielloński bis Henryków einnahmen: Ab dem 19. April unterstand die Gruppe dem General Iwaszkiewicz, der einen Monat zuvor Befehlshaber der Truppen für Ostgalizien (der Führung „Ost“), anstelle des abberufenen Generals Tadeusz Rozwadowski wurde.

Um Lemberg von dem Artilleriebeschuss von der südlich-östlicher Seite zu befreien, begann die Führung „Ost“ mit der Durchführung der Angriffsoperation „Jazda“ (Fahrt), die eine Zerschlagung der südlich von der Linie Lubień Wielki–Bartatów–Skniłów und südlich von Lemberg versammelten ukrainischen Streitkräfte herbeiführen sollte. Die Hauptaufgabe fiel der großpolnischen Gruppe zu. Am 19. April wurden auf Kosten großer Verluste Glinna und Nawaria erobert und es wurde auch ein ukrainischer Panzerzug beschädigt. Die Aufgabe wurde ausgeführt, und die Soldaten von Oberst Konarzewski blieben für weitere zwei Wochen an den Stellungen der Linie Nawaria–Waliczkowice–Nagórzany–Pasieki Zubrzyckie. Bei der durch General Józef Haller angeführten Maioffensive in Ostgalizien beabsichtigte man, einen Angriff auf Stryj durchzuführen. Die Großpolen attackierten ausgehend von Gródek Jagielloński in südlich-westlicher Richtung und befreiten dabei Buszczyna, Uherce, Niezabitowska, Neuhof, Hodowisznia, Gutshof Sośnin, Zawidowice, Hoszany und Rudki. In der Nacht vom 15. Zum 16. Mai wurden die großpolnischen Abteilungen in Koropuż und Zawidowice versammelt, von wo aus sie Komarno angriffen. Zwei Tage später waren auch Mikołajewo, Budniki und Piaseczno in den polnischen Händen, wo man auch die sich dort befindenden militärischen Lager eroberte, acht Kriegsgefangene, sieben Geschütze und zwanzig Maschinengewehre mitnahm.Nach der Einnahme von Stryj und Gefangennahme von etwa tausend Kriegsgefangenen wurden die Großpolen nach Lemberg zur Erholung geschickt.

In derselben Zeit erreichten die Vorbereitungen für die Verteidigung ihrer Heimatregion vor dem erwarteten deutschen Angriff den Höhepunkt. Die Situation bei Lemberg hat sich nun insofern geklärt, als die Abreise der Gruppe von Konarzewski nach Großpolen keine Gefahr einer erneuten Einnahme der Hauptstadt des Ost-Kleinpolens durch die ukrainische Seite bedeutete. Somit fand am 5. Juni 1919 auf dem Lemberger Platz vor der Zitadelle die Feierlichkeit der Verabschiedung der Abteilungen des Generals (seit dem 1. Juni) Konarzewski, die mit einem Defilee vor der Obrigkeit der Stadt und den Mitgliedern der Koalitions-Mission endete. Am 8. und 9. Juni kamen die großpolnischen Abteilungen in Posen an. Als Anerkennung ihrer Kampfverdienste überreichte der Oberste Volksrat für die Fahne des 1. Großpolnischen Schützen-Regiments eine Schärpe mit der Aufschrift: „Za Obronę Kresów Wschodnich” („Für die Verteidigung der Östlichen Grenzgebiete“), und die an dem Einsatz in Lemberg teilgenommenen Flugzeuge und Geschütze erhielten zusätzliche Embleme: Adler aus Metall mit Schildern mit derselben Aufschrift. Am 14. Juni richtete General J. Haller an den Oberbefehlshaber der Großpolnischen Armee offiziell eine Danksagung für die Haltung der Großpolnischen Gruppe während der Mai-Offensive. Am 3. April 1919 wurde ein Feldlazarett unter dem Kommando des Arztes Emanuel Twórz nach Lemberg geschickt; und außerdem schickte man auch einen Waggon mit Betten und Verbandsmaterial dahin. Es war auch eine Abreise des Bataillons der Landwehr (Obrona Krajowa) (früher Volkswehr (Straż Ludowa)) geplant, aber angesichts der von der deutschen Seite ausgehenden Gefahr hat man von der Durchführung dieses Entschlusses abgesehen.

Nach dem Abschluss des Versailler Vertrages (am 28. 6.1919) begann eine weitere Phase der Kämpfe der Großpolen in Ostgalizien. Am 25. Juni 1919 stimmte die Entente der militärischen Besetzung dieser Gebiete durch Polen zu. Nach der Einholung der Garantie der alliierten Führung angesichts der von Deutschland ausgehenden Gefahr, wurde schon zwischen dem 22. Und 26. Juni erneut die Gruppe von Konarzewski nach Ost-Kleinpolen geschickt, nur in etwas anderer Zusammenstellung: das 10. Großpolnische Schützen-Regiment, die I. Division, das 1, Großpolnische Feldartillerie-Regiment, die 9. Batterie des 1. Großpolnischen Schwere-Artillerie-Regiments, die 3. Fliegerstafel, die Sanitätskompanie und die Fernmeldeabteilungen, die Munitionskolonnen (leichte und schwere Munition) – insgesamt 89 Offiziere, 4353 Soldaten, 1091 Pferde und 14 Geschütze. Die Abteilungen von Konarzewski wurden flussabwärts von Zgniła Lipa versammelt, von wo aus sie in der Nacht vom 27. zum 28. Juni zum Angriff übergingen; sie hatten die Aufgabe, die ukrainische Front zu durchbrechen, die Narajowicze-Miasto und Brzeżany zu besetzen. Nach einem zweistündigen Kampf wurden Biłka, Kosteniów und Janczyn, und dann Narajowicze-Miasto erobert. Bei der Verfolgungsjagd nahm die großpolnische Infanterie am 3. Juli fast kampflos Wiśniowczyk Budzanów und Kopczyńce nad Strypą ein. Am 15. Juli, mit Unterstützung der Artillerie, eroberte die Großpolnische Gruppe, bei der Vertreibung der Ukrainer hinter den Fluss Seret, und bei ihrer Verfolgung, noch am selben Tag Budzianów, und am 16 Juli – Kopyczyńce. Der letzte Tag der polnischen Offensive war der 17. Juli 1919. Die Gruppe von Konarzewski eroberte mit Unterstützung von fünf großpolnischen Batterien in einem bravourösen Angriff Husiatyń. In dieser Gegend blieb die Gruppe bis zum 6. August, und ihr Kommando übernahm Oberst Leon Billewicz. Am 7. August wurde die Großpolnische Gruppe der Wolhynischen Front zugeteilt und dem Kommando der 3. Schützen-Division in der ehemaligen Armee des Generals J. Haller untergeordnet. Die Großpolen marschierten über Chorostków, Skałat und Zbaraż und kamen schließlich in Teofilopol und Maskalówka an.

Am 25. Juni wurde auch die 3. Großpolnische Fliegerstaffel unter dem Kommando von Leutnant Józef Mańczak nach Ostgalizien geschickt, die Aufklärungsflüge durchführte und Eisenbahnstationen bombardierte, so z.B. wurde vom Flughafen Bereznica bei Tarnopol die Eisenbahnstation Trzermielówka angegriffen und zerstört. Am 19. August kehrte die Staffel nach Großpolen zurück. Am 2. September zog General J. Dowbor Muśnicki die Gruppe von Oberst Billewicz zurück nach Posen ab. Die Großpolnischen Streitkräfte waren aber noch bis Ende 1919 im Einsatz und konzentrierten sich auf die litauisch-weißrussische Front, wo seit April bis September das durch den Veteranen des Januaraufstandes, Oberstleutnant Feliks Józefowicz, angeführte Posener Todesbataillon tätig war.
 

Posener Todesbataillon

Es wurde im März und im April 1919 aus Freiwilligen und Soldaten, die Schwierigkeiten mit der Disziplin hatten, nach dem Vorbild einer ähnlichen Abteilung die im 1. Polnischen Korps durch J. Dowbor Muśnicki gebildet wurde, formiert. Anfangs wurde angenommen, dass PBS (das Polnische Todesbataillon) außerhalb Großpolens agieren wird. Im Frühling 1919 wurde ein etwa dreihundert Personen zählendes Bataillon gebildet, welches Formal durch Oberstleutnant Feliks Józefowicz, den Veteranen des Aufstandes von 1863, einen ehemaligen Soldaten der Ritter-Legion im I. Polnischen Korps angeführt wurde. Der Abteilung gehörten Soldaten, die Probleme mit der Disziplin hatten, Personen mit revolutionären Ansichten sowie verhältnismäßig wenig Freiwillige an. Im Frühling 1919 wurden die Soldaten des Bataillons nach Warschau geschickt, wo sie an der symbolischen Vereinigung der Armeen der drei unterschiedlichen Teilungsgebiete teilnahmen. Später wurden sie über Białystok an die Litauisch-Weißrussische Front, in die Gegend von Vilnius geschickt. Schon während des Transports traten ernsthafte Probleme mit der Disziplin der Soldaten des Bataillons auf, und auch vor Ort wurden sie nicht gerade zu Elitetruppen gezählt. Im September 1919 wurde das Bataillon endgültig aufgelöst und die Soldaten wurden zwischen unterschiedlichen Regimentern verteilt, und manche von ihnen wurden nach Posen zurückkommandiert.

Die Soldaten der Großpolnischen Streitkräfte haben ihre organisatorischen und kämpferischen Vorzüge im polnisch-sowjetischen Krieg unter Beweis gestellt, wo sich insbesondere zwei Infanterie-Brigaden hervorgetan haben, die durch Offiziere mit den identischen Initialen angeführt wurden. Es war zum einen die 33. Infanterie-Brigade mit Oberst Stanisław Thiel an der Spitze (im Aufstand war er der Befehlshaber des Ostrzeszów-Bataillons), und zum anderen die 34. Brigade mit Oberst Stanisław Taczak an der Spitze. Es hat sich aber auch Władysław Anders als Befehlshaber des 15. Posener Ulanen-Regiments hervorgetan; er brachte es von den drei Offizieren am weitesten in der Armee. General Józef Dowbor Muśnicki war an dem polnisch-sowjetischen Krieg nicht beteiligt. Als das Oberkommando der Großpolnischen Front im März 1920 aufgelöst wurde, nach der Revindikation der Polen zuerkannten Gebiete, verließ er die Armee und ließ sich in seinem eigenen Landgut in Lusowo in der Nähe von Posen nieder.

Die Großpolen im III. Oberschlesischen Aufstand

Das Kommissariat des Obersten Volksrates hatte die Kontrolle über die Gesamtheit der Gebiete der preußischen Teilungszone, von Ermland bis nach Bytom inne. Die Möglichkeiten, aus Großpolen in Richtung Pommern zu agieren, waren sehr beschränkt. Es kamen nur Pomorze Gdańskie (Pommerellen) und Ermland in Frage – Gebiete, die bereits in hohem Maße germanisiert waren, und weder eine wirtschaftliche noch ethnische Grundlage hatten, um einen Kampf um den Anschluss an die wiedererstehende Rzeczpospolita anzufangen. Dort konnte man nur über die Propaganda Einfluss ausüben, insbesondere während der Volksabstimmung. Völlig andere Möglichkeiten eröffneten sich in Richtung Oberschlesien. Der durch die polnischen Kreise initiierte Prozess der Selbstorganisation war dort in der Endphase des Weltkrieges ein ähnlicher wie in Großpolen. Es gelang jedoch nicht die Struktur der Polnischen Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes (POWZP) hierher zu übertragen. Es gelang hingegen leichter, konspirierte zivile Strukturen zu bilden, besonders nach den Beratungen des Polnischen Teilsejms (Polski Sejm Dzielnicowy), als in Bytom ein Unterkommissariat des Obersten Volksrates (NRL) gebildet wurde. In der Posener Zentrale hatte Schlesien einen Repräsentanten – Wojciech Korfanty.

Der Ausbruch des Aufstandes in Großpolen führte durchaus nicht zu ähnlichen Ereignissen in Pommern und in Oberschlesien. Diese Regionen waren noch nicht zum Handeln bereit. Großpolen wiederum hatte zu wenig Streitkräfte, als dass man einen Teil von ihnen für die Durchführung eines Befreiungszuges in der nördlichen und südlichen Richtung entsenden könnte; letztendlich wurde einfach ein Befehl erteilt, der es den pommerschen und schlesischen Konspirateuren verbot, bewaffnete Handlungen einzuleiten, die von vorn herein zum Misserfolg verurteilt wären. Dennoch wurde Anfang Januar 1919 mit den Maßnahmen begonnen, die die Struktur der militärischen Konspiration in Schlesien vereinheitlichen sollten. Man entsendete dorthin auch die Emissäre Zygmunt Wiza und Kazimierz Jesionek mit Geldern, die für die Unabhängigkeitsarbeit bestimmt waren. Sie führten im Januar 1919 zur Gründung der Polnischen Militärorganisation Oberschlesiens (POWGŚl.); An der Spitze dieser Organisation stand Józef Grzegorzek, ein Angestellter der Volksbank (Bank Ludowy) in Bytom. Schon im Februar 1919 beschloss das Oberkommando in Posen, die Strukturen der POWGŚl. stärker mit der Posener Zentrale zusammenzuschließen, und die schlesischen Konspirateure legten einen Eid ab, der die Großpolnischen Streitkräfte verpflichtete. Mit der Zeit verlor man allerdings die Kontrolle über die Situation in Schlesien, und außerdem machte die fehlende Garantie der Verwendung der ins Land zurückkehrenden Armee von General J. Haller ebenfalls geneigt, die aufständischen Handlungen zurückzuhalten.

Letztendlich kam es aber im August 1919 zum Ausbruch der Kämpfe, die mit Misserfolg endeten. Die großpolnische Gesellschaft bemühte sich mit viel Engagement, die Landsleute in Schlesien zu unterstützen – nicht nur während des bewaffneten Kampfes, sondern auch sonst in den Jahren 1918-1921. Es wurden Komitees gebildet, die sich solidarisch mit der Region erklärten, Spenden für Schlesien sammelten, Waggons mit Lebensmitteln und Kleidung organisierten. Im Frühling 1919 zog man in Großpolen die Möglichkeit in Betracht, einen Aufstand in Schlesien in die Wege zu leiten. Man fing damit an, im Februar dieses Jahres in Częstochowa ein Freiwilligen-Bataillon zu formieren – aus schlesischen Auswanderern. Gegen Ende April wurde die Abteilung dem Oberkommando in Posen unterstellt und in das Bytom-Schützen-Regiment umbenannt; das II. Bataillon des Regiments bildete das Bataillon der Posener Landwehr (Batalion Poznańskiej Obrony Krajowej). Später war schon die Zusammensetzung der Abteilung, die die Rolle der Reserve der Westlichen Gruppe der Großpolnischen Front übernahm, immer mehr gemischt. Im Februar 1920 wurde das Bytom-Schützen-Regiment nach Ostrów Wielkopolski versetzt, im März bekam es Verstärkung von dem Bataillon aus Września, und nahm dann bei Odolanów an der Revindikation der Polen zuerkannten Gebiete teil. Seit 1922 wurde es in das 75. Infanterie-Regiment umbenannt.

Im Jahr 1920 bereiteten sich beide Seiten des Konflikts zu einer bewaffneten Begegnung vor, unter Einsatz aller ihnen zugänglichen Methoden. Konspirierte Züge und Kompanien traten unter dem Aushängeschild von Sportklubs und Ordnungsorganisationen auf. In Oberschlesien kam es zu demselben Problem, den die großpolnischen Konspirateure im Herbst 1918 hatten: es fehlte an einem höheren Führungskader. Schlesien als Teil des preußischen Teilungsgebiets unterlag derselben Strenge und denselben Einschränkungen wie Großpolen, und die dort nach 1919 gebildeten polnischen Abteilungen spürten den riesigen Mangel an Offizieren mit höheren Dienstgraden. In Großpolen wurde dieses Problem durch den Zugang des Kaders aus dem ehemaligen I. Polnischen Korps, beschleunigte Offizierskurse und Beförderung der fähigeren Unteroffiziere gelöst. Schließlich gelang es, nach der Bildung der regulären Großpolnischen Armee, alle durch das Kontingent vorgesehenen Stellen zu besetzen. Nach dem Krieg gegen die Bolschewiki war dieser Kader, der im militärischen Kontingent erhalten blieb, schon nicht mehr in solchem zahlenmäßigen Aufgebot notwendig, so dass man einen Teil dieser Leute nach Schlesien schicken konnte.

Noch im Jahr 1920 war es unmöglich, Schlesien eine aktive militärische Hilfe zu erteilen. Aber nach der Beendigung der Kämpfe begann man sofort mit organisatorischer Arbeit. Man organisierte sowohl aus Warschau als auch aus Posen gut getarnte Waffen-, Munitions- und Uniformtransporte (ohne staatliche Kennzeichen). Es wurde auch praktiziert, Offiziere und Unteroffiziere zu beurlauben, die dann unter Decknamen (nach dem Ausbruch der Kämpfe bedienten sie sich ohnehin der Pseudonyme) nach Schlesien gingen. Mit wesentlich niedrigeren militärischen Dienstgraden traten sie in die lokalen Ordnungsorganisationen und paramilitärische Gesellschaften ein. Mit dem Moment des Ausbruches des Aufstandes haben sie ihren wirklichen Dienstgrad unter Beweis gestellt und nahmen Positionen ein, die für sie die Struktur der aufständischen Armee vorsah. Es war besonders wichtig, dass dorthin Offiziere gingen, die bereits einen Dienst in der deutschen Armee hinter sich hatten – d.h. in derselben Armee, in der vor 1918 ihre Unterstellten – Schlesier dienten. In den aufständischen Abteilungen in Oberschlesien dienten, ähnlich wie in der Großpolnischen Armee, die ehemaligen Soldaten der wilhelminischen Armee, die sich perfekt mit der Ordnung, im Exerzieren, in der Taktik und sogar mit dem deutschen Kommando auskannten (obwohl die Abteilung eine polnische Zusammensetzung hatte) – daher verstanden sich die Befehlshaber aus Großpolen und Ihre Unterstellten aus Schlesien oft auch ohne Worte. Zusätzliche Ausbildungen und Erklärungen waren nicht notwendig. Es war kein Zufall, dass im Jahr 1920 General Kazimierz Raszewski (ehemaliger deutscher Offizier), damaliger Befehlshaber des Generalbezirks Posen, im Auftrag des Ministers für Militärische Angelegenheiten, General Kazimierz Sosnkowski, die militärische Führung über die Verteidigung der Volksabstimmung in Oberschlesien übernahm. Besondere Aufmerksamkeit erweckt die Wahl der Politiker und Offiziere in den höchsten Positionen in der Armee des III. Oberschlesischen Aufstandes, denn im Mai 1921 war Wojciech Korfanty der Diktator des Aufstandes – ein gebürtiger Schlesier, aber gleichzeitig einer der Kommissare des Obersten Volksrates aus der Zeit des Großpolnischen Aufstandes, der sein Amt von Posen aus verrichtete. Seit Januar 1921, zwei Monate vor der Volksabstimmung, hielt sich Oberstleutnant Maciej Mielżyński (Deckname Nowina-Doliwa), der nicht am Großpolnischen Aufstand teilnahm, aber ein Gutsbesitzer aus Großpolen war, in Schlesien auf. Er übernahm die Leitung des Kommandos der Verteidigung der Volksabstimmung (Dowództwo Obrony Plebiscytu) – des künftigen Oberkommandos der Aufständischen Streitkräfte. Er war der erste Oberbefehlshaber der Streitkräfte des III. Oberschlesischen Aufstandes. Nach seiner Abberufung am 31. Mai 1921 übernahm ein Großpole, Oberstleutnant Kazimierz Zenkteler (Deckname Warwas), der im Großpolnischen Aufstand der Befehlshaber in Grodzisk war, die Funktion des Oberbefehlshabers. An der Spitze der Gruppe „Nord“ stand Hauptmann Alojzy Nowak (Deckname Neugebauer), der ehemalige Befehlshaber der Aufständischen aus Września und Jarocin. An der Spitze der Gruppe „Süd“ – stand Oberstleutnant Bronisław Sikorski (Deckname Cietrzew), ein großpolnischer Aufständischer, Infanterie-Inspektor des Generalbezirkskommandos Posen (Dowództwo Okręgu Generalnego – DOG Poznań). Auch manche Befehlshaber im III. Schlesischen Aufstand, u.a. Hauptmann Krzysztof Konwerski – Befehlshaber der Untergruppe in der Gruppe „Nord“, Major Leonard Krukowski – Befehlshaber des Bataillons, Oberstleutnant Franciszek Rataj – Befehlshaber des Pszczyna-Regiments, Heliodor Cepa – Spezialist in Sachen Fernmeldewesen, Oberleutnant Mieczysław Szeybrowski – Chef der operativen Abteilung der Gruppe „Nord“ – waren Großpolen. Wenn man das Engagement der Großpolen und der Offiziere aus Zentralpolen, die ebenfalls nach Oberschlesien geschickt wurden, vergleicht, und vor allem analysiert, in welchen führenden Positionen sie jeweils dienten, so lässt sich feststellen, dass der dritte Oberschlesische Aufstand das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengung der Gebiete aller drei Teilungszonen war. An den zwei Oberschlesischen Aufständen nahmen etwa 6 Tausend Freiwillige aus Großpolen teil: mehrere hundert in dem ersten, und die restlichen in dem dritten Aufstand. Allerdings bestanden das Wesen und die Bedeutung ihres Engagements nicht in ihrer Zahl, sondern in der Rolle, die sie in der Führung und im Kommando übernahmen. Es wird angenommen, dass etwa 40 % der Freiwilligen, die nach Oberschlesien von außerhalb kamen, um im Mai 1921 an den Kämpfen teilzunehmen, aus Großpolen stammten.