Aufständische Truppen

GROSSPOLNISCHE ARMEE (ARMIA WIELKOPOLSKA)

Marek Rezler

Unter diesem Begriff werden die polnischen Streitkräfte verstanden, die in dem durch die aufständischen Truppen beherrschten Gebiet Ende 1918 Anfang 1919 formiert wurden. Manchmal wurden sie auch mit anderen Namen bezeichnet: Wojsko Wielkopolskie (Großpolnische Armee), Wojska Wielkopolskie (Großpolnische Truppen), Siły Zbrojne w byłym Zaborze Pruskim (Streitkräfte im ehemaligen Preußischen Teilungsgebiet), Siły Zbrojne byłego Zaboru Pruskiego (Streitkräfte des ehemaligen Preußischen Teilungsgebietes), Siły Zbrojne byłej Dzielnicy Pruskiej (Streitkräfte der ehemaligen Preußischen Teilungszone), wojska byłego zaboru pruskiego (Streitkräfte des ehemaligen Preußischen Teilungsgebietes) und seit August 1919: Wojska Polskie byłego Zaboru Pruskiego (Polnische Truppen des ehemaligen Preußischen Teilungsgebietes).

Die Anfänge der Organisation der polnischen Streitkräfte bildeten die seit dem 14. November 1918 formierten Abteilungen der Bürgerwehr (Straż Obywatelska), die am 27. November in die Bürgerwehr Straż Ludową (SL), mit Julian Bolesław Lange an der Spitze, umgestaltet wurde, und politisch dem provisorischen Kommissariat des Obersten Volksrates (KNRL) unterstand. Gleichzeitig begann der Posener Arbeiter- und Soldatenrat (Rada Robotniczo-Żołnierska) ab dem 23. November, den in seiner Zusammensetzung paritätischen polnisch-deutschen Wach- und Sicherheitsdienst (Służby Straży i Bezpieczeństwa (SSiB)) zu formieren, in dem die Mitglieder der Polnischen Militärorganisation des ehemaligen Preußischen Teilungsgebietes und der sog. Gruppe von Mieczysław Paluch schnell die Initiative übernahmen. Am 22. Dezember wurde das Kommando des neu gebildeten I. Posener Garnison-Bataillons durch SSiB bestätigt. Die polnische Zusammensetzung von SL stand fest, die Zusammensetzung der Kompanie von SSiB, die formal polnisch-deutsch war, wurde schnell durch die Polen dominiert, u.a. infolge von Manipulationen (Verdeutschungen) der Namen der Soldaten bei der Rekrutierung. Allerdings behielt SSiB in Bydgoszcz, Leszno, Krotoszyn und in Ostrów Wielkopolski seinen deutschen Charakter. Unabhängig von SL und SSiB wurden in einigen Städten (u.a. in Środa, Kórnik, Wielichowo und Wilków Polski) Abteilungen der Sicherheitswache (Straż Bezpieczeństwa) gebildet – die sich vollständig aus Polen zusammensetzte.

In Ostrów Wielkopolski fing man bereits in der Nacht vom 10. zum 11. November 1918 mit dem Formieren eines polnischen Infanterie-Regiments, welches 1500 Soldaten zählte (damals entstand sog. Republik Ostrów). Diese Maßnahme, die im Hinblick auf die politischen Pläne des Kommissariats des Obersten Volksrates vorzeitig war, wurde am 21. November unterbrochen. Die Abteilung wurde aufgelöst; ihre Soldaten gingen teilweise nach Kongresspolen und wurden teilweise in das in Szyczypiorno bei Kalisz formierte Grenzbataillon aufgenommen. In Kościan wurde zwischen dem 14. und dem 20. Dezember 1918 die Kościan-Pfadfinder-Reserve formiert, die ca. 120 Freiwillige zählte.

Schon damals, und weil man davon ausging, dass in Zukunft eine polnische Armee in der Region formiert wird, nahm man Kontakt mit der Warschauer Regierung und mit dem Generalstab auf, und fing an, sich um einen Oberbefehlshaber für Posen zu bemühen. In Kalisz wurde ein Oberkommando des preußischen Teilungsgebietes berufen, welches dem IX. Militärischen Bezirk angehörte. Die Hauptinitiative in den Kontakten zwischen Warschau und Posen blieb in den Händen von Wojciech Korfanty.

Der Ausbruch des Aufstandes am 27. Dezember 1918 war eine Überraschung für beide Seiten des Konflikts. Als es offensichtlich wurde, dass die lokalen Unruhen sich zu einer Bewegung erweiterten, die fast von dem gesamten Gebiet des „deutschen“ Großpolens Besitz ergriff, wurde es notwendig, einen Oberbefehlshaber zu ernennen, die spontan formierten Abteilungen zu ordnen und Pläne für weiteres Vorgehen auszuarbeiten. Am 28. Dezember 1918 setzte das Kommissariat des Obersten Volksrates den zufällig in Posen anwesenden Hauptmann Stanisław Taczak, den ehemaligen Offizier der deutschen Armee, der damals schon im Generalstab der Polnischen Streitkräfte diente, als Oberbefehlshaber ein; er nahm unter Einwilligung seiner Vorgesetzten in Warschau an, wobei er sich darüber im Klaren war, dass es eine vorübergehende Lösung ist – bis ein in operativer Arbeit erfahrener Offizier mit einem Dienstgrad, der den ihm gestellten Aufgaben entspricht, ankommen würde. Es wurde auch der Kompetenzbereich von S. Taczak festgelegt, der in seinen militärischen Handlungen autonom, aber politisch dem Kommissariat des Obersten Volksrates unterstellt sein sollte. Der neu ernannte Befehlshaber (der am 2. Januar 1919 zum Major befördert wurde) hat sofort seine Arbeit im Sitz des Oberstabes, der zwei Stockwerke des Hotels „Royal“ in der Św. Marcin-Straße einnahm und sich in unmittelbarer Nähe zu den Büros von KNRL befand, aufgenommen.

 

Die Dynamik der aufständischen Handlungen außerhalb von Posen war der Entwicklung der Ereignisse in der Hauptstadt der Region sehr ähnlich. Die organisatorische Grundlage für die polnischen Abteilungen bildeten SL und SSiB. In den kleineren Orten bildeten die von der Front beurlaubten Soldaten und Deserteure selbständig Unterabteilungen, über welche die dem Dienstgrad nach Höhergestellten unter ihnen oder die durch die Unterstellten Gewählten das Kommando übernahmen. Oft waren es Gruppen, die für die Befreiung eines konkreten und naheliegenden Ortes formiert, und danach wieder aufgelöst wurden – oder sich mit anderen, ähnlichen Abteilungen vereinigten. Man übernahm für sie schnell sie Organisationsstruktur der deutschen Armee, wobei die verwendete Nomenklatur oft beachtlich das tatsächliche Kontingent der regulären Armee und ihre Größe übertraf – unter Hinzufügung eines regionalen Namens. Man fing damit an, aufständische Züge, Kompanien und Bataillone zu formieren, die sich aus den Kollegen, Nachbarn und Einwohnern eines konkreten Gebietes zusammensetzten. Diese spontane und noch ungeordnete Phase im Formieren der Streitkräfte Großpolens dauerte etwa eine Woche, bis Ende der ersten Januardekade 1919, zumal auch einzelne Orte zum unterschiedlichen Zeitpunkt aufständische Aktionen einleiteten, manchmal sogar mehrere Tage nach dem Ausbruch der Kämpfe in Posen.

In der ganzen Zeit des Bestehens der Großpolnischen Armee bemühte man sich aus politischen Gründen, um die Situation der Region auf der Friedenskonferenz in Paris nicht unnötig zu verkomplizieren, die militärische Terminologie bei höheren Dienstgraden, die die Existenz regulärer Streitkräfte eines unabhängigen Staates nahelegen würde, zu vermeiden. Ähnlich verfuhr man auch mit der Verwaltung Großpolens zu dieser Zeit, was die Organisation und Nomenklatur betrifft. Auf der höchsten Ebene des Oberkommandos galt diese Regel auch, aber dort wurden Offiziere aufgenommen, die aus unterschiedlichen Armeen stammten; alle drei aufeinanderfolgenden Stabschefs des Oberkommandos kamen von außerhalb Großpolens. Von vorn herein nahm man, entsprechend der Richtung der Tätigkeit von KNRL, an, dass die aktuelle rechtlich-politische Lage der Region nur vorübergehend ist, und dass Großpolen Teil des unabhängigen polnischen Staates werden wird. Man dachte nicht an Autonomie, sondern nur an die Bildung solcher verwaltungstechnischer und militärischer Strukturen, die nach der positiven Entscheidung der Friedenskonferenz, eine einfache und zügige Vereinigung erleichtern. Der Ausbruch des Aufstandes vor dem Abschluss des Friedensvertrages nötigte zu einer Beschleunigung dieser Handlungen; einerseits wahrte man formal den Schein einer vollkommenen Unabhängigkeit, und andererseits erhielt man die Kontakte mit der Warschauer Regierung und dem Generalstab der Polnischen Armee aufrecht. Diese Situation spiegelte sich im Prozess des Formierens der Großpolnischen Armee wieder.

Die Hauptaufgabe von Major Taczak war die Bildung des Oberkommandostabes, eine organisatorische Ordnung der polnischen Abteilungen, die in den durch den Aufstand erfassten Gebieten agierten und Festlegung operativer Pläne. Der Oberkommandostab wurde anfangs durch den Hauptmann Stanisław Nilski-Łapiński geleitet, und seit dem 3. Januar 1919 – durch Oberstleutnant Julian Stachiewicz. Es wurden vier Abteilungen gegründet: Operative Abteilung (Ia), Organisatorische Abteilung (Ib), Personalabteilung (IIa) und Abteilung für Waffen und Munition (IIb). Das zentrale Führungssystem wurde durch die Tagesbefehle des Oberkommandos realisiert, die durch Kuriere in das jeweilige Gebiet überbracht wurden.

Parallel zum Oberkommando übte das Kommando von SSiB eine Organisations- und Führungstätigkeit aus, die anfänglich erfolgreich die Arbeit von S. Taczak tarnte, aber mit der Zeit, nach den Versuchen seine Unabhängigkeit zu wahren, sich dem zentralen Kommando unterordnete.

Das Oberkommando hat eine doppelte organisatorische Struktur der formierten Armee angenommen: eine waagerechte, die die Abteilungen aus einem konkreten Gebiet, vom Landkreis bis zum Militärischen Bezirk umfasste, und eine senkrechte: das Formieren der Armee basierend auf den Kontingenten der Ebenen: Kompanie, Bataillon und Regiment. Im ersten gedruckten Tagesbefehl vom 5. Januar 1919 unterordnete sich das Oberkommando die aufständischen Abteilungen auf dem gesamten durch den Aufstand erfassten Gebiet und die Abteilungen von SSiB. Zu den bewaffneten aufständischen Streitkräften wurde auch die Volkswehr (Straż Ludowa) gerechnet, die jedoch ihre eigene organisatorische Struktur beibehielt.

In der ersten Phase des Aufstandes waren es:

  • Soldaten aus Freiwilligen-Abteilungen, hauptsächlich schon militärisch ausgebildet, im Alter von 19-40 Jahren,

  • Soldaten der Volkswehr, die sich vorwiegend aus bisher noch nicht ausgebildeten Freiwilligen und Soldaten, die das 30. Lebensjahr beendet haben, zusammensetzten.

  • Feldjäger, hauptsächlich Freiwillige, allerdings nur diejenigen, die schon in dieser Formation dienten.

Die instabile Situation im Gebiet und die inkonstante Organisationsstruktur erschwerten die detaillierte Planung von Operationen. Auch das Kommissariat des Obersten Volksrates bemühte sich, die Reichweite der zu unternehmenden Handlungen einzuschränken, um die Lage der Region auf der Friedenskonferenz nicht unnötig zu verkomplizieren. Anfänglich war also beabsichtigt, die Linie der Bentschener Seen (Jeziora Zbąszyńskie) zu erreichen, im Norden – die Linie der Netze und den Bromberger Kanal (Kanał Bydgoski). In das Gebiet wurden taktische Anordnungen übermittelt, und es wurde schon am 4. Januar 1919 mit der zentralen Steuerung der einzelnen Kompanien, je nach der Lage begonnen. Es wurden auch die Frontlinien festgesetzt.

Am 7. Januar 1919 wurde in der Provinz Posen die Bildung von sieben Militärischen Bezirken (Okręgi Wojskowe (OW)) angekündigt:

I. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Posen-Ost, Kreis Posen-West und die Abteilungen der Garnison der Festung Posen; Befehlshaber Rittmeister Ryszard Koperski;

II. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Wreschen, Kreis Witkowo und Kreis Gnesen; Befehlshaber Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski, der in Września stationierte;

III. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Wirsitz, Kreis Bromberg, Kreis Schubin, Kreis Hohensalza, Kreis Strelno, Kreis Mogilno, Kreis Znin und Kreis Wongrowitz; Befehlshaber Major Napoleon Koczorowski in Inowrocław;

IV. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Kolmar i. Posen, Kreis Czarnikau, Kreis Wilna, Kreis Schwerin an der Warthe, Kreis Birnbaum, Kreis Birnbaum, Kreis Samter und Kreis Obornik; Befehlshaber Leutnant Zdzisław Orłowski in Czarnków;

V. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Meseritz, Kreis Neutomischel, Kreis Grätz, Kreis Bomst, Kreis Kosten, Kreis Fraustadt und Kreis Lissa; Befehlshaber Leutnant Kazimierz Zenkteler in Buk;

VI. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Schrimm, Kreis Pleschen, Kreis Gostyn, Kreis Rawitsch, Kreis Krotoschin und Kreis Koschmin; Befehlshaber Leutnant Zbigniew Ostroróg-Gorzeński in Tarce;

VII. Militärischer Bezirk – umfasste folgende Kreise: Kreis Ostrowo, Kreis Adelnau, Kreis Schildberg und Kreis Kempen; Befehlshaber Oberleutnant Władysław Wawrzyniak in Ostrowo.

Nach der Einnahme von Inowrocław und den aus der Rolle des Leutnants Paweł Cyms resultierenden Kontroversen wurden durch den Tagesbefehl des Oberkommandos vom 13. Januar 1919 zwei weitere Militärische Bezirke ins Leben gerufen:

VIII. Militärischer Bezirk – Kreise: Inowrocław (Hohensalza) und Strzelno (Strelno); Befehlshaber: Leutnant Paweł Cyms.

IX. Militärischer Bezirk – Kreise: Kościan (Kosten), Śmigiel (Schmiegel), Leszno (Lissa) und Wschowa (Fraustadt); Befehlshaber: Leutnant Józef Gomerski.

Außerdem wurde von dem VI. Militärischen Bezirk der Kreis Krotoszyn (Krotoschin) abgesondert und dem Militärischen Bezirk VII. zugeteilt.

Der Befehlshaber des Militärischen Bezirks befasste sich mit der militärischen Verwaltung des ihm unterstehenden Gebietes. Zu seinen Pflichten gehörten auch die Leitung im Bereich der Formierung der Armee aus bereits bestehenden regionalen Abteilungen, sowie auch die Verteidigung des in seinem Gebiet befindlichen Frontabschnittes und seines Bezirks. Es unterstanden ihm die Befehlshaber aller sich in seinem Gebiet befindlichen Abteilungen – er war also gleichzeitig Verwalter und übergeordneter Befehlshaber, was aus der Entwicklungsphase des Aufstandes resultierte. In der ersten Phase des Aufstandes ruhte die Last des Kommandos über die in den unterschiedlichen Orten Großpolens geführten Kämpfe auf den Befehlshabern der Militärischen Bezirke.

Stanisław Taczak fing die Ausführung seiner Aufgaben „von Null“ an, und bereitete eine Grundlage für die weitere organisatorische Arbeit vor, die General Józef Dowbor Muśnicki fortsetzte und weiterentwickelte. Der letzte Tagesbefehl unterzeichnete S. Taczak am 13. Januar 1919; die zwei weiteren signierte nur Leutnant J. Stachiewicz. Unter dem Befehl Nr. 11 vom 16. Januar stand schon die Unterschrift des neuen Oberbefehlshabers. Es begann eine neue Zeit der Formierung der Großpolnischen Armee, in Richtung der Bildung einer regulären Armee. In dem am 11. Januar 1919 abgeschlossenen Vertrag zwischen dem General und dem Kommissariat des Obersten Volksrates wurden ziemlich genau die Kompetenzen des neuen Oberbefehlshabers bestimmt, den man unmissverständlich auf den übergeordneten Charakter des KNRL (Kommissariats des Obersten Volksrates) in Bezug auf die Armee hingewiesen hat. Die Kontrolle über die Armee übernahm die Militärische Abteilung des Kommissariats des Obersten Volksrates (Wydział Wojskowy KNRL), an deren Spitze, aufeinanderfolgend, folgende Personen standen: Jan Maciaszek, Hauptmann Władysław Sczaniecki und Generalmajor Kazimierz Raszewski. Major S. Taczak übernahm die Funktion des II. Quartiermeisters des Oberkommandos.

Die Kompetenzabgrenzung des Oberkommandos und des Kommissariats des Obersten Volksrates kam bereits am 17. Januar zum Ausdruck, als KNRL die Verordnung über die Einberufung der Jahrgänge 1897 und 1898 erließ. Man fing an, personale Grundlagen für die Erschaffung einer regulären Armee aufzubauen. Eine weitere Einberufung wurde noch zwei Mal angekündigt: am 4. März 1919 – Jahrgänge 1895-1896 und 1900 und am 24. April – Jahrgänge 1894 und 1901. Seitdem mussten diejenigen Aufständischen, die an den ersten Kämpfen teilnahmen, und später in ihre Häuser zurückkehrten, falls sie noch in der Lage waren, Waffen zu tragen, in ihre Reihen zurückkehren. Am 21. Januar 1919 legte das Kommissariat des Obersten Volksrates die Eidesformel fest, die für alle Soldaten der Großpolnischen Streitkräfte verbindlich war: „In der Gegenwart des Allmächtigen Gottes in seiner Heiligen Dreifaltigkeit gelobe ich, dass ich Polen, meinem Vaterland und der Sache des gesamten Polnischen Volkes immer und überall dienen werde, und dass ich mein Vaterland und das Wohl der Nation bis zum letzten Tropfen Blut verteidigen werde, dass ich dem Kommissariat des Obersten Volksrates in Posen, den Befehlshabern und meinen durch jenes Kommissariat ernannten Vorgesetzten immer und überall gehorsam sein werde und dass ich mich im Allgemeinen so verhalten werde, wie es eines tapferen und rechtschaffenen polnischen Soldaten würdig ist, dass ich nach der Wiedervereinigung Polens einen Soldateneid leisten werde, der durch die polnische staatliche Obrigkeit festgelegt sein wird“.

Seit dem 19. Januar wurde die Struktur des Oberkommandos verändert, indem man zwei Ebenen einführte: organisatorisch-taktische Ebene und Verwaltungsebene. Noch am selben Tag wurde das Oberkommando in das Hotel „Royal“, den neuen Sitz, verlegt: in das Gebäude, das früher durch das deutsche Kommando des V. Armee-Korps besetzt war, auf dem Działowy-Platz. Parallel zum Ausbau des Kommandos und des Stabes fing General Muśnicki damit an, sich entsprechende Mitarbeiter auszuwählen, wobei er sich darum bemühte, die mit Józef Piłsudski in Verbindung stehenden Offiziere zu entfernen. Bereits am 31. Januar übernahm anstelle von Oberstleutnant J. Stachiewicz der nach Großpolen anreisende Oberstleutnant Władysław Anders – Offizier des I. Polnischen Korps die Pflichten des Stabschefs. Der dritte Stabschef des Oberkommandos war Oberst Jan Wroczyński, der seine Pflichten vom 18. April bis November 1919 bis zur Auflösung des Oberkommandos wahrnahm.

In Kürze sind nach Posen auch andere Offiziere aus dem I. Polnischen Korps angereist, die auf Befehl des Generals Muśnicki viele leitende Positionen in den Großpolnischen Streitkräften übernahmen. Eine besondere Rolle in den Großpolnischen Streitkräften spielten: Oberst Wacław Przeździecki, Major Alfons Wojtkielewicz, Rittmeister Bronisław Wzacny, Oberst (später General) Daniel Konarzewski, Oberst Anatol Kędzierski, Oberst Jan Skoryna, Oberst Michał Milewski, Generalmajor [Brigadegeneral] Stanisław Dubiski. Dem Vorbild ihres Vorgesetzten folgend, fanden sie schnell eine gemeinsame Sprache mit den Großpolen und fühlten sich sehr wohl unter ihnen. Die höheren Führungspositionen in der Armee wurden stufenweise nicht nur mit Offizieren mit entsprechenden Dienstgraden, sondern auch mit entsprechender theoretischer Vorbereitung zu ihren Funktionen und mit Kampferfahrung besetzt.

Am 18. Januar 1919 gab das Oberkommando den Operativen Befehl Nr. 1 heraus, in dem die Aufteilung der Linie, die die Seite der Aufständischen von der Seite des Feindes trennte, in einzelne Fronten eingeführt wurde:

Nordfront: von der Grenze mit Kongresspolen bei Inowrocław bis zum Weiss-See (Jezioro Białe) bei Czarnków; Befehlshaber: Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski;

Westfront: von Weiss-See (Jezioro Białe) bis zum Obra-Kanal bei Wolsztyn; Befehlshaber: Oberst Michał Milewski;

Südwestfront (auch „Gruppe Leszno” genannt): vom Obra-Kanal bis zum Poniec; Befehlshaber: Leutnant Bernard Śliwiński;

Südfront: von Poniec entlang der Grenze mit der Provinz Schlesien bis zur Grenze mit Kongresspolen; dort hatte Leutnant Władysław Wawrzyniak das Kommando.

Die Befehlshaber der Gruppen (Fronten) unterstanden in operativer Hinsicht unmittelbar dem Oberkommando, die Befehlshaber im Bereich der Versorgung und Verwaltung wiederum – unterstanden den Befehlshabern der Militärischen Bezirke. Der I. (Posener) Militärische Bezirk sollte eine operative Reserve formieren, die auf beliebigen Abschnitten, je nach Bedarf, agieren sollte. Die einzelnen Befehlshaber der Fronten und Abschnitte erhielten die Aufgabe, sofort mit dem Formieren der Schützen-Regimenter (Infanterie) im unterstellten Gebiet anzufangen.

Damit man die gestellten Aufgaben zügig erledigen konnte, sollte die Zahl der militärischen Bezirke reduziert werden. Daher wurde am 19. Februar 1919 die gesamte Struktur des durch den Aufstand erfassten militärischen Verwaltungsgebietes in drei Militärische Bezirke aufgeteilt, die mit den einzelnen Fronten korrelierten:

I. Nördlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Wieleń, Czarnków, Piła, Chodzież, Wyrzysk, Bydgoszcz, Wągrowiec, Gniezno, Witkowo, Żnin, Szubin, Inowrocław, Strzelno,

II. Westlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Posen – Ost, Posen – West, Oborniki, Szamotuły, Międzychód, Skwierzyna, Nowy Tomyśl, Międzyrzecz, Babimost, Kościan, Grodzisk, Śmigiel, Leszno, Wschowa,

III. Südlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Gostyń, Rawicz, Koźmin, Krotoszyn, Śrem, Jarocin, Pleszew, Września, Środa, Ostrów Wielkopolski, Odolanów, Kępno, Ostrzeszów.

Gleichzeitig wurden die Befehlshaber der Militärischen Bezirke und zugleich der Fronten festgesetzt: I – Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski, II – Oberst Michał Milewski und III – Oberst Adolf Jan Kuczewski. Demzufolge war ein und derselbe Offizier für Kampfhandlungen auf seinem Abschnitt sowie für die Versorgung und Vervollständigung der ihm unterstellten Armee verantwortlich. Zu diesem Zwecke wurde in jedem militärischen Bezirk eine Kontingent-Kommandantur berufen, die sich mit den Quartiermeister-Angelegenheiten befasste; sie hatte ihren Sitz (der Reihe nach) in: Gniezno, Posen und Jarocin.

Während der Festlegung des Kontingents ließ man sich durch die Mobilisierungsmöglichkeiten der Region und die Bedürfnisse der Fronten leiten. Daher wurde geplant, in jedem Militärischen Bezirk eine aus vier Regimentern bestehende Schützen-Division (Infanterie), ein Kavallerie-Regiment und Artillerie-Abteilungen zu bilden. Um nicht den Prozess des Formierens der Armee zu erschweren, übernahm man die Organisationsstruktur der deutschen Armee, an die die Soldaten in ihrem früheren Dienst schon gewöhnt waren. Im Rahmen der Division formierte man zwei Brigaden, jede aus zwei Regimentern bestehend. Um für diese Einheiten eine entsprechende Besetzung der führenden Positionen zusichern, fing man an, nach den Erfahrungen aus den ersten Kämpfen die fähigeren Feldwebel zu Offizieren zu befördern, und organisierte auch beschleunigte Kurse für Befehlshaber mittleren Dienstgrades; und im Juni 1919 (d.h. in der Zeit unmittelbar vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages) gründete man Infanterie- und Artillerie-Offiziersschulen. Die Positionen höherer Dienstgrade besetzte man mit den Majoren und Obersten, die aus Kongresspolen ankamen und meistens ehemalige Soldaten des I. Polnischen Korps waren. Die Unteroffizierskurse in den einzelnen Regimentern wurden schon im Februar 1919 organisiert.

Die erste Formation, mit deren Organisation zu größeren Einheiten man angefangen hat, war die Infanterie. Im Mai 1919 wurde bei dem Oberkommando eine Infanterie-Inspektion gegründet; an seiner Spitze stand Generalmajor Kazimierz Grudzielski. In Wirklichkeit dauerte der Prozess des Formierens schon seit Langem. Am 19. Januar fing man mit der Bildung des 1. Großpolnischen Schützen-Regiments an. Eine Woche später, am 26. Januar 1919 fand auf dem Plac Wolności (Freiheitsplatz) in Posen die Feierlichkeit der Vereidigung des Oberkommandos und des 1. Großpolnischen Schützen-Regiments, die mit einer Überreichung der Fahne verbunden war. Später fand ein Defilee der bereits formierten Infanterie-, Kavallerie- und Artillerie-Abteilungen – in den vor einigen Tagen vorschriftsgemäß eingeführten Uniformen und Abzeichen statt. Noch am selben Tag wurde an demselben Ort die Volkswehr (Straż Ludowa) der Stadt präsentiert. Es war die erste Vorführung der entstehenden neuen polnischen Streitkräfte in der Region. Eine zweite fand am 3. Mai 1919 während der großen Parade der Großpolnischen Streitkräfte in Ławica bei Posen, die zur Ehre des 128. Jahrestages der Verabschiedung der Konstitution vom 3. Mai organisiert wurde, statt.

Der Prozess des Formierens der Infanterie-Regimenter der Großpolnischen Streitkräfte war überall ähnlich. Der Befehlshaber des Militärischen Bezirks setzte die Regeln der Bildung der einzelnen Regimenter und Bataillone, basierend auf den Richtlinien des Oberkommandos, die am 11. Januar und 2. Februar 1919 festgesetzt wurden, fest. Man bemühte sich, die schon bestehenden Bataillone in ihrer Ganzheit zu erhalten, und ergänzte nur die Kompanien und Bataillone nach dem Vorbild der Zusammensetzung und dem zahlenmäßigen Kontingent der deutschen Armee. Die früheren Kollegen und Freunde aus demselben Ort blieben weiterhin in den Reihen derselben Abteilung – aber schon nicht mehr freiwillig, sondern infolge eines Mobilisierungsdekrets. Der Wechsel der Leute und die für die Armee natürlichen Versetzungen führten erst mit der Zeit zu einer Verlagerung der personalen Zusammensetzung der einzelnen Kompanien und Bataillone. Gleichzeitig stellte man die Verwendung der Regionalnamen ein und führte eine Nummerierung der Abteilungen und Unterabteilungen ein. Stufenweise wurde ein geregelter Ablauf des Funktionierens einer regulären Armee eingeführt, basierend auf Ordnungen und Befehlen; in den Anlagen zu den Tagesbefehlen wurden ausführliche Kontingente der einzelnen Formationen, Abteilungen und Stabe angegeben. Parallel zum Formieren der Kampfeinheiten begann man, die Feldgendarmerie der Großpolnischen Streitkräfte und das System der Gerichtsbarkeit zu bilden – was den Prozess der Disziplinierung der aufständischen Armee sehr unterstützte. Die formierten Abteilungen wurden meistens in die durch die deutsche Armee verlassenen Kasernengebäude einquartiert.

In die Reihen der Armee wurden die aus dem Krieg zurückkehrenden Soldaten aufgenommen, die man nicht aufs Neue auszubilden brauchte. Es wurden auch ein Reserve-System und die Ausbildungszentren für die Rekruten organisiert. Das war eine Armee, die beinahe sofort im Feld einsetzbar war. Diese Erscheinung, in Verbindung mit der aufopferungsvoll-großzügigen Haltung der Gesellschaft und dem gut organisierten Versorgungssystem erklärt das selten anzutreffende Tempo der Entstehung der Streitkräfte mit Kampffähigkeiten wie sie die Großpolnischen Truppen an den Tag legten.

Infolge der organisatorischen Arbeiten wurden in der Region vier Schützen-Divisionen (Infanterie), je vier Regimenter in jeder Division, organisiert zu zwei jeweils zwei Regimenter umfassenden Brigaden, formiert.

1. Großpolnische Schützen-Division wurde im Januar 1919 formiert und umfasste das 1., 2., 3. und 7. Großpolnische Schützen-Regiment. Nach ihrer Vereinigung mit der Polnischen Armee erhielt diese Einheit den Namen 14. Großpolnische Schützen-Division (DPWlkp).

2. Großpolnische Schützen-Division: gebildet am 6. März 1919; sie umfasste das 5., 6., 7. und 8. Großpolnische Schützen-Regiment. Nach der Umbenennung hieß sie 15 DPWlkp.

3. Großpolnische Schützen-Division: gebildet ab Anfang Juni 1919. Sie umfasste: 9., 10., 11. und 12. Großpolnische Schützen-Regimenter. Nach der Vereinigung hieß sie: 17 DPWlkp.

Die vierte große Einheit auf dieser Ebene war die Pommersche-Schützen-Division, die durch den Befehl des Oberkommandos der Polnischen Armee vom 7. August 1919 formiert wurde (anfänglich sollte sie den Namen 4. Großpolnische Schützen-Division tragen). Das war eine Armee, die für die Übernahme der den Polen durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages zuerkannten pommerschen Gebiete übernehmen sollte. Nach der Ausführung dieser Aufgabe im März 1920 wurde die Einheit in 16. Infanterie-Division umbenannt. Die Zusammensetzung der einzelnen Regimenter war gemischt.

Toruń-Schützen-Regiment: setzte sich vorwiegend aus den aus Pommern stammenden Soldaten zusammen. Nach der Vereinigung erhielt es den Namen 63. Infanterie-Regiment,

Grudziądz-Schützen-Regiment: bestand hauptsächlich aus den aus Kujawien und aus der Umgebung von Oborniki und Czarnków stammenden Soldaten. Seit März 1920 war es das 64. Grudziądz-Infanterie-Regiment,

Starogard-Schützen-Regiment – gebildet erst ab dem 7. Oktober 1919, bestand hauptsächlich aus Soldaten die aus Pomorze Nadwiślańskie (Pommern an der Weichsel) stammten. Später wurde es 65. Starogard-Infanterie-Regiment genannt.

Kaschubisches Schützen-Regiment – zu derselben Zeit formiert, nur in Posen, obwohl die Soldaten aus der Kaschubei stammten; organisatorisch verließ er nicht die Kader-Ebene. Nach der Vereinigung wurde es in das 66. Kaschubische Infanterie-Regiment umbenannt.

Der Befehlshaber der Division war Oberst Stanisław Skrzyński.

Das Engagement der großpolnischen Abteilungen in den Kämpfen an den Ostfronten machte es erforderlich, die Garnisonsbataillone (d.h. Reserve-Bataillone) in Großpolen zu vereinigen. Daher wurde im Oktober 1919 ein aus vier Bataillonen bestehendes Garnisonsregiment gebildet, welches nach mehreren Reorganisationen und Umbenennungen im März 1921 die Nummer und den Namen 73. Infanterie-Regiment erhielt.

Die vergleichsweise beständigste Struktur hatte die Volkswehr (Straż Ludowa), die die Aufgabe einer territorialen Verteidigung übernahm. Der Kommandant dieser Formation war weiterhin Oberst J.B. Lange, der durch den General J. Dowbor Muśnicki durch den Tagesbefehl Nr. 36 vom 9. Februar 1919 ernannt wurde. Ende Mai Anfang Juni 1919, als die deutsche Offensive drohte, war es notwendig, die Zahl der Kampftruppen zu vergrößern. Somit wurde am 30. Mai 1919 die Volkswehr in Wojska Obrony Krajowej (Landverteidigungstruppen), mit Oberst J.B. Lange als Inspektor OK umbenannt. Im Verlauf der Zeit wurde OK zum Stützpunkt für Reserve-Regimenter der Großpolnischen Streitkräfte. Die Volkswehr und die Landwehr (Obrona Krajowa) waren Infanterie-Formationen. Insgesamt wurden acht Bataillone OK gebildet, aus welchen im September 1919 und im Januar 1920 ein Reserve-Bataillon geformt wurde, welches an der Revindikation der Polen zuerkannten Gebiete beteiligt war – das spätere 74. Infanterie-Regiment der Polnischen Armee. Schon im Januar 1919 wurde der Wach- und Sicherheitsdienst (Służba Straży i Bezpieczeństwa) aufgelöst, aus dem zwei Garnisonsbataillone gebildet wurden, die dem Befehlshaber des I. Militärischen Bezirks untergeordnet wurden.

Die Kavallerie der Großpolnischen Streitkräfte war zu einer Kavallerie-Brigade organisiert, die aus vier Großpolnischen Ulanen-Regimentern bestand; sie ist allerdings in der Region nie in voller Zusammensetzung, als gesonderte Einheit aufgetreten. In der ersten Phase des Aufstandes wurden auf den einzelnen Abschnitten und Fronten Kavallerie-Abteilungen unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung gebildet, die für Aufklärungs-, Patrouille-Zwecke und zur Absicherung des Kampffeldes eingesetzt wurden. Zu Beginn des Aufstandes wurden in den einzelnen Orten oft provisorisch kleine Kavallerie-Abteilungen gebildet, die die Gegend patrouillierten und Meldefunktionen innehatten. So zum Beispiel wurde Anfang Januar 1919 in Kruszewica eine Nadgoplański (Goplosee)-Schwadron gebildet – die später unter den einzelnen formierten Ulanen-Regimentern aufgeteilt wurde. Es gab viele solcher Abteilungen außerhalb von Posen, allerdings wurde keine zu einer größeren Kavallerie-Einheit umgestaltet. Im April 1919 wurde aus den Regimentern 1 und 3 die 1. Großpolnische Kavallerie-Brigade mit Oberst Aleksander Pajewski an der Spitze geschaffen. Im Juli 1919 wurde in Posen mit dem Formieren des 4. Ulanen-Regiments begonnen, was man in Grudziądz und Toruń zu Ende führte. Allerdings hat sich in der Tradition des Großpolnischen Aufstandes am stärksten das 1. Großpolnische Ulanen-Regiment eingeprägt, welches am 7. Januar 1920 in das 15. Großpolnische Ulanen-Regiment umbenannt wurde.

Die großpolnische Artillerie wurde provisorisch, im Zuge des Erwerbs von Waffen, Munition und der notwendigen Ausrüstung formiert. An den aufständischen Fronten, insbesondere an der Nordfront, bei Szubin spielte sie trotz ihrer geringen Größe eine große Rolle. Zum ersten Mal in der Kampfaktion wurden bei der Eroberung der Flugstation in Ławica, in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1919 die Kanonen unter polnischer Führung zum Einsatz gebracht. Schon am 9. Januar 1919 wurde im Oberkommando die Führung der Artillerie (anfänglich das Kommando der Artillerie) ins Leben gerufen, die durch Leutnant Zygmunt Łakiński geleitet wurde. Schließlich fand man in unterschiedlichen deutschen Lagern mehr als 50 Geschütze unterschiedlicher Typen, vorwiegend veraltete und abgenutzte; die voll funktionstüchtige und moderne befanden sich damals noch in den deutschen Kampfeinheiten. Es fehlte auch an funktionstüchtigen Zielgeräten, Fernmeldegeräten und Artilleriekarten. Man musste also Reparaturwerkstätten organisieren. In der H. Cegielski-Fabrik wurde die Produktion der Artillerie-Munition in Gang gesetzt. Die eingenommene Artillerieausrüstung genügte für die Ausstattung von zwei Regimentern (leichter) Feldartillerie und zweier (schwere) Artillerie-Batterien. Im Kampf wurden die Geschütze zur unmittelbaren Unterstützung der attackierenden Infanterie oder bei der Verteidigung und zum direkten Feuerwechsel eingesetzt. Ein Beschuss aus verdeckten Stellungen, zur Vorbereitung des Angriffs, kam nicht in Frage, wegen des Munitionsmangels. Allerdings spielte die Anwesenheit der polnischen Geschütze an der Front auch eine große psychologische Rolle.

Am 12. Januar 1919 wurde der Tätigkeitsbereich der Führung der Artillerie festgelegt, die am 19. Januar den Namen einer Artillerie-Inspektion erhielt. Schon am 14. Januar wurde offiziell das Formieren des 1. Leichte-Artillerie-Regiments (PAL), mit Oberstleutnant Anatol Kędzierski an der Spitze angekündigt; eine Woche später übernahm dieser Offizier die Funktion des Artillerie-Inspektors. Neben 1. PAL begann man in den Kasernen im Stadtviertel Sołacz in Posen damit angefangen, die 1. Schwere-Artillerie-Division zu formieren. In Kürze wurden die polnischen Artilleristen in den von den Deutschen zurückgelassenen Artillerie-Kasernen in der Magazynowa-Straße (Solna-Straße) untergebracht, und später im Fort Prittwitz-Gaffron, d.h. im Reformaten-Fort. Dort wurde das 2. Feldartillerie-Regiment gebildet.

Die Berittene Kavallerie wurde ab dem 16. März 1919 gebildet; es war eine Division, die ausgehend von dem 1. PAP (1. Feldartillerie-Regiment) formiert wurde. Im Mai 1919 wurden zwei Schwere-Artillerie-Regimenter aus jeweils drei Divisionen gebildet. Nach weiteren Reorganisationen, im Juni 1919 bestand die Artillerie der Großpolnischen Streitkräfte aus drei Leichte-Feldartillerie-Regimentern, zwei Schwere-Artillerie-Regimentern, einer Division Berittener Artillerie und zwei Reserve-Divisionen sowie einer Unteroffiziersschule. Große Personalmängel wurden mithilfe selbst durchgeführter Ausbildung und durch die Beschaffung der Offiziere von außerhalb überbrückt.

Im Oktober 1919 wurde die großpolnische Artillerie entsprechend den Bedürfnissen der Polnischen Armee reorganisiert. Es gab drei Artillerie-Brigaden (jede bestand aus einem Feldartillerie-Regiment und einem Schwere-Artillerie-Regiment), die nach der Vereinigung mit der Polnischen Armee die Nummern 15., 16. und 17. erhielten. Am 25. November 1919 wurde die Artillerie-Inspektion in die Artillerie-Inspektion der Großpolnischen Front umgestaltet. Bis dahin setzte man die Artillerie weiterhin als einzelne Divisionen ein, je nach dem Bedarf der entsprechenden Front oder des konkreten Abschnitts; diese Waffe trat im Kampf nicht in voller Zusammensetzung auf.

Die großpolnischen Luftstreitkräfte bestanden, nach der Eroberung der Flugstation in Ławica, aus vier Staffeln, die im polnisch-sowjetischen Krieg von 1920 teilnahmen. An den aufständischen Fronten spielten die Flugzeuge keine größere Rolle. Durch den Befehl des Ministers für Militärangelegenheiten vom 20. Juli 1921 wurde in Posen- Ławica das 3. Flieger-Regiment gebildet, welches bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges existierte.

Am 21. Januar 1919 wurde die Inspektion der Technischen Streitkräfte mit Oberst Jan Skoryna an der Spitze ins Leben gerufen. Zu diesen Streitkräften gehörten: Automobilabteilungen, Fernmeldedienst, Pioniere, Panzerzüge und Eisenbahn-Abteilungen. Besonders wichtig war der Fernmeldedienst, dessen Einheiten im Posener Fort Winiary, d.h. in der Zitadelle, gebildet wurden, mit einer starken Funkstation und entsprechenden Bedingungen für die Ausbildung der Soldaten. Am 21. Januar wurden die Telefonisten-Abteilungen mit dem Großpolnischen Telegraphen-Bataillon vereinigt.

Im Januar 1919 wurde das I. Pionier-Bataillon mit dem Sitz in den Kasernen dieser Waffe im Stadtviertel Wilda, in Posen formiert; der Befehlshaber der Abteilung war Hauptmann Witold Butler. Die großpolnischen Pioniere wurden bei Bedarf an den einzelnen Fronten eingesetzt. Am 17. Januar 1919 nahmen sie am Kampf um einen deutschen Panzerzug bei Rynarzewo teil, und bauten später Feldverstärkungen an der Nordfront auf. Dort blieben sie auch bis zur Revindikation.

In der Großpolnischen Armee gab es drei Panzerzüge („Danuta”, „Goplana” und „Rzepicha”) und ein Eisenbahn-Bataillon, das ab dem 2. Juni 1919 bei dem II. Pionier-Bataillon formiert wurde.

Der medizinische Dienst und Sanitätsdienst der Großpolnischen Streitkräfte waren sehr gut organisiert. Von organisatorischer Seite stammte sein Kader vorwiegend aus den Kreisen der Ärztlichen Abteilung der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften (Poznańskie Towarzystwo Przyjaciół Nauk). Den organisatorischen Stützpunkt bildeten die Sanitäts-Gruppen des Polnischen Roten Kreuzes sowie junge Mädchen und Frauen, die in den Strukturen des Turnvereins „Sokół“ und der Pfadfinderbewegung ausgebildet wurden. Diese Gruppen wurden sofort nach dem Ausbruch der Kämpfe in Posen Ende Dezember 1918 tätig. Der Arzt führte in ruhigeren Phasen eine Schulung des eigenen Personals durch, mit dem er später, nach dem Ausbruch des Aufstandes den Verletzten Hilfe erteilte. Allerdings musste bis zum 7. Januar 1919 die Großzahl der polnischen Abteilungen außerhalb von Posen den Verletzten selbst Hilfe erteilen.

Nach der Bildung des Oberkommandos wurde eine Sanitäts-Inspektion mit dem Generalmajor Ireneusz Wierzejewski an der Spitze ins Leben gerufen. Die erste bestandene Bewährungsprobe für das ordnungsgemäße Funktionieren des medizinischen und Sanitätsdienstes war der Einsatz während der Aktion der Eroberung des Flughafens in Ławica, in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1919. Später begleiteten die Sanitätswagen mit Fachpersonal jede wichtigere Operation der polnischen Abteilungen. In der Struktur der Großpolnischen Streitkräfte standen das Sanitätsamt (I. Wierzejewski) und das mit ihm zusammenarbeitende Sanitäts-Department mit Józef Grobelny als Leiter an der Spitze dieses Dienstes. In den einzelnen Divisionen, Regimentern und Bataillonen gab es Ärzte, die für das Funktionieren ihres Dienstes auf einer gegebenen Ebene zuständig waren. In den Kompanien gab es Sanitäts-Unteroffiziere und Träger. In der Division gab es eine aus 160 Personen bestehende Sanitätskompanie. Außerdem standen den Großpolnischen Streitkräften sechs Feldlazarette zur Verfügung. Das größte, stationäre Militärkrankenhaus befand sich in Posen, in einem Gebäude, das seine Funktion ab der Mitte des XIX. Jh. bis 1945 beibehielt. Insgesamt dienten in der Struktur der Großpolnischen Armee 219 Ärzte, 23 Stomatologen und 25 Apotheker; in den Sanitätsabteilungen gab es 1300 Soldaten, ohne die Krankenpflegerinnen, Krankenpfleger und die Träger mitzurechnen. Demnach waren die Streitkräfte der Region in diesem Bereich gut versorgt.

Auf dem Höhepunkt der Entwicklung der Großpolnischen Armee, im Sommer 1919 zählten die Streitkräfte des ehemaligen Preußischen Teilungsgebietes etwa 120 tausend Soldaten (zusammen mit der Volkswehr), wovon ca. 72 Tausend zum sofortigen Losmarschieren an die Front bereit waren. Es waren 16 % der Gesamtbevölkerung der Region – die größte Zahl in den ehemaligen polnischen Gebieten. Diese Zahl stellte damals etwa ein Fünftel der Streitkräfte der gesamten Rzeczpospolita dar. Dieses Ziel verdankte sich dem großen nationalem Bewusstsein der Einwohner der Region, ihrer Aufopferungsbereitschaft, ihrem Pflichtgefühl und auch der Entschlossenheit der politisch-verwaltungstechnischen Führung (KNRL) und des Kommandos – welches sich aus Offizieren dreier unterschiedlicher Armeen zusammensetzte (zumal es ja in der obersten Führung der Großpolnischen Streitkräfte auch Personen gab, die in der österreichischen Armee und in den Polnischen Legionen dienten) – bei der Ausführung der organisatorischer Arbeit.

Im Juni 1919 wurden die Kommandos der Front-Gruppen aufgehoben, und man gestaltete sie in die Kommandos der Großpolnischen Schützen-Divisionen um. Die provisorische Zusammensetzung der Division wurde durch den Tagesbefehl des Oberkommandos vom 10. Juli 1919 festgesetzt. Jede der neugebildeten drei Divisionen bestand aus zwei Brigaden, und diese aus zwei Regimentern.

I. Großpolnische Schützen-Division (frühere Westfront): Befehlshaber Generalleutnant Filip Dubiski: das 1., 2., 3. und 7. Großpolnische Schützen-Regiment

II. Großpolnische Schützen-Division (frühere Nordfront):Befehlshaber Oberst Albin Jasiński: das 4., 5., 9. und 10. Großpolnische Schützen-Regiment

III. Großpolnische Schützen-Division (frühere Südfront):Befehlshaber General Wincenty Odyniec: das 6., 8., 11. und 12. Großpolnische Schützen-Regiment

Durch eine Erklärung des Obersten Volksrates in Posen vom 25. Mai 1919, und später durch ihr Dekret vom 15. August 1919 wurde die Großpolnische Armee dem Oberkommando der Polnischen Streitkräfte untergeordnet, unter Beibehaltung einer gesonderten Organisation (Rz.dz.DG (Tagesbefehl des Oberkommandos) Nr. 213 vom 21.8.1919). Endgültig wurde diese Formalität durch das Dekret des Oberbefehlshabers vom 20. August 1919 vollzogen. Offiziell erfolgte die Aufnahme der Großpolnischen Armee in die Polnische Armee am 28. August 1919, aber der offizielle Befehl des Ministeriums für Militärangelegenheiten in dieser Sache wurde erst am 10. Dezember dieses Jahres erlassen. Mit dem Moment des Anschlusses der Großpolnischen Armee an die Polnische Armee erfolgte eine Umbenennung und eine Veränderung der Nummerierung aller Einheiten, Abteilungen und selbständiger Unterabteilungen.

Gleichzeitig wurde am 13. November: das Kommando der Großpolnischen Front ins Leben gerufen, dessen Aufgabe die Durchführung einer Revindikation der Polen durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages zuerkannten Gebiete und das Kommando des Generalbezirks Posen – das spätere Kommando des Bezirks des Korps Nr. VII. war. Die Großpolnische Front wurde am 8. März 1920 aufgelöst.