GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

ŚLIWIŃSKI Bernard


Person
ŚLIWIŃSKI Bernard
Geboren
1883
Gestorben
1941
Beschreibung

Jurist, Organisator und Anführer der Gruppe „Leszno“, Oberstleutnant der Polnischen Armee. Er wurde am 5. Juli 1883 in Poniec als Sohn eines Schlachtmeisters und Antonina, geb. Obecna geboren. In seiner Heimatstadt beendete er die Grundschule und das Gymnasium in Wszowa. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität in Berlin (2 Semester) und in Wrocław (5 Semester), wo er am 1.2.1911 seinen Doktortitel erlangte. Er war ein aktives Mitglied von TTZ (Towarzystwo Tomasza Zana - Tomasz-Zan-Gesellschaft) u.a. Organisationen. Von 1911 bis 1914 arbeitete er im Gericht als Rechtspfleger. In den Jahren 1907-1908 absolvierte er einen einjährigen Militärdienst und wurde erneut einberufen, woraufhin er weitere 7 Monate (2.3. – 30.9.1909) diente. Am 20.4.1910 wurde er zum Feldwebel befördert und hat sein Offizierspatent, kraft dessen er zum Leutnant ernannt wurde, am 22.3.1912 erhalten. Am 1.8.1914 wurde er zur deutschen Armee einberufen. Am 15.6.1917 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im November 1918 war er Zeuge der Ereignisse in Berlin. Er zog die Uniform aus und fuhr in Richtung Großpolen. Anfang Dezember 1918 meldete er sich unter Vermittlung von B. L. Marchlewski bei NRL (Oberster Volksrat) und „trug sich auf die Liste der Offiziere ein, die am Aufstand teilnehmen wollten“. In Poniec erhielt er Kontakte mit dem damaligen polnisch-deutschen Arbeiter- und Soldatenrat aufrecht, sowie mit PRL (Polnischem Volksrat) (im Landkreis Gostyń), von dem er am 6.1.1919 den Befehl erhielt, „sofort in Gostyń zu erscheinen, um mit bewaffneter Aktion anzufangen“. Er meldete sich in Gostyń, wo ihm die „Leitung des Aufstandes im Kreis“ anvertraut wurde. In seinen Erinnerungen schrieb er: „Ich stellte sicher, dass die militärische Aktion seither nur zu mir gehört, und dass ich für sie die gesamte Verantwortung in jeder Hinsicht übernehme, weil nämlich eine solche Aktion nur ein einziger Befehlshaber leiten kann, ansonsten verstehe ich nicht worin der Aufstand bestehen soll“. Er verkündete einen allgemeinen Aufbruch im Gebiet des Kreises, und am 7. Januar meldeten sich 415 Freiwillige, die er in drei Kompanien aufteilte, womit er die Anfänge für ein Gostyń-Bataillon legte. Er zog los in Richtung Poniec, mit der Aufgabe, die Sowina-Zawady-Wieszkowo-Janiszewo-Linie  zu besetzen, indem er Poniec – das besonders durch die deutschen Truppen in Leszno und Rawicz gefährdet war, abschirmte. So wurde der Anfang zur Bildung der großpolnischen Nordwestfront gemacht. Es wurden Kuriere entsandt, indem man gleichzeitig die Patrouillen in Richtung Kąkolewo und Pawłowice entsendete. Am 8. Januar fuhr er nach Posen, um Instruktionen und Zahlungsanweisungen für die Waffen zu holen. Er korrigierte die Aufteilung der Militärischen Bezirke. Durch einen Tagesbefehl vom 13.1.1919 wurde er als Befehlshaber des Abschnitts Leszno bestätigt. Bis Mitte Januar 1919 entstanden in den ständigen Gefechten folgende Gruppen: Poniec, Pawłowice, Osieczna und Boguszyn. Diese Aufteilung wurde durch den Operativen Befehl Nr. 1 des Oberkommandos vom 18.1.1919 sanktioniert. Anfang Februar formierte er aus den Abteilungen der Gruppe das 6. Großpolnische Schützen-Regiment, welches zur 2. Großpolnischen Schützen-Division gehörte.  Am 3. März wurde Śliwiński als Befehlshaber des Regiments bestätigt. Er blieb bis zum 30. Juli in dem südwestlichen Abschnitt. Durch das Dekret des Kommissariats von NRL (Oberster Volksrat) Nr. 102 (vom 3.6.1919) wurde er zum Hauptmann ernannt und durch das Dekret Nr. 104 – zum Major (mit vorrangiger Stellung (starszeństwo) seit dem 1.7.1917). Am 1. September ging er mit dem Regiment zum Zbąszyń-Abschnitt über und bereitete sich zu einer Revindikationsoperation vor. Am 18. Dezember wurde er nach Bydgoszcz, in die Gegend von Żnin versetzt. Am 10.1.1920 kam er an der Spitze des 6. Großpolnischen Schützen-Regiments in Bydgoszcz an und besetzte Świecie, Koronowo und Tuchola. Anfang Februar versammelte er das Regiment bei Koronowo, und ging dann nach Bydgoszcz, von wo er am 8. März nach Brody im östlichen Kleinpolen ging. Er war an den Angriffen auf die Ukraine (April-Mai) beteiligt, an der Offensive an der litauisch-weißrussischen Front und an den Rückzugskämpfen. Am 11. Juni wurde er zum Oberstleutnant befördert, und von Juli bis Oktober wurde er im Krankenhaus in Posen behandelt. Nach seiner Rückkehr in das Regiment erhielt er das Gutachten: Ein sehr guter Kommandeur des Regiments. Er kümmert sich um Soldaten und sorgt für sie. Bis zu seiner Versetzung in die Reserve (1922) führte er auch weiterhin das 60. Infanterie-Regiment an, und dann die 29. Infanterie-Brigade in Inowrocław. Seit dem 7.2.1921 war er woiwodschaftlicher Kommandant der Staatlichen Polizei in Posen, in den Jahren 1922-1927 war er Stadtpräsident in Bydgoszcz, und zog dann nach Posen um, wo er als Rechtsanwalt tätig war. Er war an der Organisation des Verbandes der Aufständischen und Soldaten (Związek Powstańców i Bojowników) in Posen beteiligt, indem er die Funktion des Vorstands übernahm. Am 23.1.1938 war er als stellvertretender Vorstand Teil des Vorstands des Hauptverbandes der Großpolnischen Aufständischen (Główny Związek Powstańców Wielkopolskich). Im Jahr 1939 wurde er zum Kommandeur des Regiments der Nationalen Verteidigung, der Brigade der Nationalen Verteidigung berufen. Im September nahm er an den Rückzugs- und Deckungskämpfen an der Bzura teil. Er wurde gefangengenommen und starb am 17. Dezember 1941 im Kriegsgefangenenlager in Neubrandenburg. Er wurde mit dem Orden Virtuti Militari V. Kl., dem Unabhängigkeitskreuz mit den Schwertern, dem Tapferkeitskreuz, dem Goldenen Verdienstkreuz, mit der Ehrenlegion und mit vielen anderen Medaillen und Auszeichnungen ausgezeichnet. Den Bund der Ehe schloss er mit Maria, geb. Cichowicz und hatte mit ihr zwei Söhne – Roman Marian (1928) und Tomasz Augustyn (1930). In den Jahren 1930-1939 veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln und Erinnerungen an den großpolnischen Aufstand.

 

Bibliografie
B. Polak, Śliwiński Bernard (1883-1941), (w:) Słownik biograficzny powstańców wielkopolskich 1918-1919, red. A. Czubiński, B. Polak, Poznań 2002, s. 361-362.
Autor des Eintrags
Bogusław Polak