GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

ZENKTELER Kazimierz


Person
ZENKTELER Kazimierz
Geboren
1884
Gestorben
1955
Beschreibung

Befehlshaber der Westfront, Oberstleutnant der Polnischen Armee. Er wurde am 24. Januar 1884 in Wojnowice (Kreis Nowy Tomyśl) als Sohn eines Kaufmanns Edward und der Joanna, geb. Szyfter geboren. Nachdem er 7 Klassen des Gymnasiums in Posen beendete, wurde er (am 1.9.1906) zum einjährigen Kurs zur deutschen Armee einberufen. Den Dienst absolvierte er im 5. Schwere-Artillerie-Regiment, wo er den Offiziersanwärter-Kurs abschloss. Zum Feldwebel wurde er (am 30.7.1909) nach dem Bestehen der Pflichtprüfungen befördert. Er wandte sich dem Kaufmannsberuf zu. Nach dem Ausbruch der I. Weltkrieges wurde er am 1.8.1914 zur deutschen Armee einberufen. Er wurde in die Reparaturkommission aufgenommen und in das 3. Bataillon des 5. Schwere-Artillerie-Regiments versetzt, und in September in das 1. Bataillon desselben Regiments. Er war an dem Feldzug an der Westfront beteiligt und wurde im November zum Offiziersstellvertreter befördert. Im Januar 1915 wurde er zum Kommandeur einer leichten Kolonne eines Bataillons in Posen ernannt, mit der er an die Ostfront zog, wo er (am 30.10.1915) zum Leutnant der schweren Artillerie befördert wurde. Er wurde nach Frankreich (am 2.5.1917) verlegt und hat an den Kämpfen in Flandern teilgenommen, Schwer verletzt bei Kemmelberg (25.6.1918) wurde er in das Lazarett in Malbork und dann in Posen gebracht. Kraft der Entscheidung der Ärztekommission (7.7.1918) wurde er als Vollinvalide entlassen. Er kehrte nach Buk zurück und schloss sich der Unabhängigkeitsaktion an, indem er (im November 1918) in die POWZP (Polnische Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes) eintrat. Er wurde zum Vorsitzenden von PRL (Polnischer Volksrat) von Grodzisk ernannt. Gleichzeitig wurde er zum Befehlshaber der Kreisvolkswehr ernannt. Am 28. Dezember fing er mit der Organisation der Aufständischen-Streitkräfte im Westen Großpolens an. Mit seiner Person waren seit 1.1.1919 Handlungen der Aufständischen-Gruppen in: Bu­k, Grodzisk, Opalenica, Rostarzewo, Rakoniewice, Wielichowo, Przemęt, Witków Pol­ski und Kamieniec verbunden. Am 5. Januar war er Urheber der aufständischen Aktion der Abteilungen aus Wielichowo, Kościan, Witków Polski, Stęszew, Łęki Wielkie, Kamieniec, Obra, Rakoniewice und Grodzisk, die Wolsztyn eroberten. Die damals durch ihn angeführten Aufständischen konnten sich eine große Menge Waffen mit Munition sichern und die gesamte Ausrüstung eines Militärhospitals. In dem Antrag auf die Auszeichnung mit dem Orden Virtuti Militari wurde festgestellt, dass er trotz der nicht heilenden Wunden (sich mit Gehhilfen bewegend) Kämpfe in Wolsz­tyn, Nowy Tomyśl und Zbąszyń führte. Durch einen Tagesbefehl Nr. 2 (vom 7.1.1919) des Oberkommandos in Posen wurde er zum Kommandanten des V. Militärischen Bezirks in Grodzisk nominiert, welches (seit dem 13.11.1919) folgende Kreise umfasste: Międzyrzecze, Nowy Tomyśl, Grodzisk und Babimost. Als Befehlshaber der Westfront führte er (nach 10.1.1919) eine Reihe von Angriffsaktionen durch, u.a. auf Kopanica und Zbąszyń. Nachdem M. Milewski das Kommando über die Westfront übernahm, hat er (seit 17.4.1919) die Pflichten eines Bezirkskommandanten übernommen. Durch einen Befehl des Oberkommandos Nr. 46 (vom 19.2.1919) wurde er zum Kommandanten des westlichen Abschnitts ernannt. Durch das Dekret des Kommissariats von NRL (Obersten Volksrates) (vom 17.4.1919) wurde er zum Hauptmann befördert. Infolge von strukturellen Veränderungen übernahm er in Juni 1919 das II. Militärische Bezirk und ging gleichzeitig seinen Pflichten als Kommandeur des 155. Infanterie-Regiments (des 1. Reserve-Regiments), das sich aus 4 Bataillonen zusammensetzte (seit 4.10.1919) nach. Durch einen Tagesbefehl des Oberkommandos in Posen Nr. 238 (vom 7.10.1919) wurde er zum Befehlshaber der Gruppe der großpolnischen Westfront ernannt. Im Januar 1920 nahmen die durch ihn angeführten Abteilungen an der Revindikation der Gebiete des westlichen Großpolens teil, die letztlich Polen zuerkannt wurden. Während des polnisch-sowjetischen Krieges im Jahr 1920 hatte er, indem er gleichzeitig befördert wurde, das Kommando über die 7. Großpolnische Reserve-Infanterie-Brigade, und dann über die 23. Infanterie-Division übernommen. Während der Schlesischen Aufstände unterstützte er mit militärischen Unterlagen die POW (Polnische Militärorganisation) Oberschlesiens. Die polnischen Regierungsvertreter haben ihn dort zum Befehlshaber der aufständischen Armee bestimmt (3.6.1921). Seine Aufgabe sollte darin bestehen, die aufständische Armee in Schach zu halten, wenn Entscheidungen über die Liquidation des Aufstandes und die Teilung Oberschlesiens fallen sollten. Nach der Liquidation des Aufstandes kehrte er in die Polnische Armee zurück. Am 31.12.1921 wurde er in die Reserve versetzt. Er ließ sich in Mieścisko (früher: Kreis Szamotuły) nieder. Im gesellschaftlichen Leben zeichnete er sich durch Opferbereitschaft und Edelmut aus, und versagte den Bedürftigen niemals Hilfe und Unterstützung. Er wurde zum Ehrenmitglied vieler Vereine, u.a. des Vereins der Aufständischen und Kämpfer in Lwówek, welcher ihn auch zu seinem Schirmherrn machte. Er gehörte der Gruppe ehemaliger Befehlshaber des Aufstandes an, die den Beschluss gefasst haben, eine Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes von 1918-1919 zu gründen (20.1.1926). Wegen seines gesundheitlichen Zustandes wurde er (4.3.1926) aus dem Dienst entlassen und in die Reserve versetzt. Nach dem Septemberfeldzug von 1939 wurden gegen ihn Repressionen angewandt, und im Dezember wurde er durch die Deutschen in das Generalgouvernement deportiert. Er ließ sich in Jędrzejów bei Kielce nieder und beschäftigte sich mit dem Handel. Er starb am 22. Januar 1955 in völliger Vergessenheit. Er wurde auf dem ehemaligen Zisterzienser-Friedhof der hl. Dreifaltigkeit in Jędrzejów beigesetzt. Die Stadt und ZboWiD (Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie) hat auf seinem Grab ein bescheidenes Denkmal errichtet. Er wurde u.a. mit dem Orden Virtuti Militari V. Kl., dem Unabhängigkeitskreuz mit den Schwertern, dem Tapferkeitskreuz, der Ehrenlegion, dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet. Er gründete keine Familie.

 

Bibliografie
Z. Kościański, Zenkteler Kazimierz (1884-1955), (w:) Powstańcy wielkopolscy. Biogramy uczestników powstania wielkopolskiego 1918-1919, t. IV, red. B. Polak, Poznań 2008, s. 228-231.
Autor des Eintrags
Zdzisław Kościański