GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

ŚNIEGOCKI Henryk


Person
ŚNIEGOCKI Henryk
Geboren
1893
Gestorben
1971
Beschreibung

großpolnischer und schlesischer Aufständischer. Er wurde am 18. Januar 1893 in Kościan geboren, als Sohn eines Gerichtsdolmetschers Józef Franciszek und Maria, geb. Śmigielska. Er wurde in patriotischer Atmosphäre erzogen: sein Großvater Kazimierz war Teilnehmer der Revolutionen 1848/1849 (Völkerfrühling), und sein Vater Teilnehmer des Januaraufstandes von 1863. Nach dem Tod seines Vaters am 2. Juli 1902 zog er mit seiner Familie nach Posen um. Er besuchte zuerst eine 7-Klassen-Volkssschule, und seit 1903 besuchte er das Hl. Maria-Magdalena-Gymnasium, wo er 1911 die 9-te Klasse beendete. Er war an der Tätigkeit der folgenden Selbststudium-Vereine der polnischen arbeitenden und beruflich tätigen Jugend beteiligt: „Iskra”, „Ogniwo”, „Brzask”. Er gehörte zum Kathedralchor unter der Leitung von Bolesław Dembiński, und seit 1914 unter der Leitung des Pfarrers Wacław Gieburowski. Im Jahr 1909 hat er einen Fußballclub für die beruflich tätige Jugend „Fortuna“ gegründet, nach einem Jahr trat er dem Sportclub „Britania“ bei und dann in den Sportclub „Normandia“, den er 1912 in den Sportclub „Posnania“ umgestaltete. Im Jahr 1911 wurde er in den Reihen von „Iskra“ tätig, und wurde nach einem halben Jahr zu ihrem Vorstandsmitglied. Nach der Beendigung der Schule im Jahr 1911 begann er mit der Berufsausbildung in der Meliorationsschule in Bydgoszcz und nahm die Tätigkeit im Selbststudium-Jugendverein „Iskra“ auf. Im Jahr 1912 war er Mitbegründer der ersten Pfadfindergruppe in Posen. Er hat an patriotischen Demonstrationen teilgenommen. Im Jahr 1913 wurde er in TTZ (Towarzystwo Tomasza Zana - Tomasz-Zan-Gesellschaft) aufgenommen. Im August 1914 wurde er zur deutschen Armee einberufen, aber bereits im Januar 1915 wurde er aus ihr entlassen. Er arbeitete im Stadtmagistrat von Posen und setzte seine Pfadfindertätigkeit fort. Er übernahm das Kommando über die Pfadfindereinheit „Piast“. Im Jahr 1916 wurde er zum Pfadfinderführer der Pfadfindergruppen in Posen und gehörte  dem Pfadfinder-Hauptquartier des Deutschen Reiches (Główna Kwatera Skautowa na Rzeszę Niemiecką) an. Er war an der Herausgabe der Monatszeitschrift „Ruch skautowy” (Pfadfinderbewegung) mitbeteiligt, sowie auch an der Organisation der patriotischen Demonstrationen und Pfadfindertreffen. Er wurde am 4. Januar 1918 zu 600 Mark Geldstrafe verurteilt und es wurde ihm im Magistrat gekündigt. Er gehörte zur Gruppe der Mitbegründer von POWZP (Polnische Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes). Am 1. Juli 1918 wurde er erneut in die Reihen der deutschen Armee aufgenommen und unter Eskorte nach Głogów verlegt, aber bereits am 22. August 1918 wurde er erneut entlassen und kehrte zur Konspiration in den Gebieten der Kreise Gostyń, Śrem und Leszno zurück. Am 10. November 1918 hat er in Gostyń aus den unterstellten Kreisen die neuen Mitglieder von POWZP aufgenommen. Am 11. November 1918 kehrte er nach Posen zurück. Er trat dem Elferrat von POWZP bei und hat am 13. November an dem sog. Rathaus-Anschlag und an der Organisation der Kompanie des Wach- und Sicherheitsdienstes (SSiB) teilgenommen; er organisierte das „Rekrutierungsbüro“ für Soldaten mit polnischer Nationalität. Im Namen der Pfadfinder begrüßte er I.J. Paderewski im „Bazar“ (26. Dezember 1918). Am 27. Dezember amtierte er im Museumsgebäude, gegenüber von „Bazar”. Am 28. Dezember nahm er an der Pfadfinder-Kompanie teil, die Fort Grolmann eroberte. Am 6. Januar 1919 führte er die Schwere-Maschinengewehre-Sektion an, während der Einnahme des Flughafens in Ławica. Angesichts der Auflösung von POWZP wendete er sich wieder der Pfadfinderbewegung zu. Nachdem am 30. März 1919 das bisherige Pfadfinder-Hauptquartier für das Deutsche Reich in die Leitung der Großpolnischen Pfadfindergruppen umgeändert wurde, wurde er zum Leiter der Männergruppen von ZHP (des Polnischen Pfadfinderverbands) in Großpolen. Er hat auch ein einjähriges Studium zur Vorbereitung für den Lehrerberuf aufgenommen und arbeitete dann im Schulwesen. Im Oktober 1919 wurde er durch das Ministerium des ehemaligen Preußischen Bezirks nach Ermland-Masuren mit einem Aufklärungsauftrag entsandt, um vor der dort bevorstehenden Volksabstimmung betreffend die Anbindung dieser Gebiete an Polen mit der polnischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen. Am 12. Februar 1920, nach dem Abschluss des Staatlichen Jährlichen Seminarkurses und dem Ablegen des Lehrerexamens reiste er in die Volksabstimmungsgebiete in die Region Kwidzyn. Er war als Volksabstimmungs-Kommissar im Kreis Sztum und Malbork tätig und war als Leiter der Bildungsabteilung des Schulinspektors Teil des Volksrates. Er organisierte dort die Pfadfinderorganisation, die Sokół (Falke)-Organisation, Volksbüchereien, Gesangsvereine. In den letzten Junitagen 1930 wurde er durch das Zentrale Volksabstimmungskomitee in Kwidzyn nach Westfalen entsendet, um dort die Emigranten aus Ermland und Masuren für eine Abstimmung für Polen zu agitieren. Dann hat er in Juli 1920 eine ähnliche Arbeit in Oberschlesien verrichtet, wo er als Mitglied der Polnischen Militärorganisation Oberschlesiens vereidigt wurde. Das Zentrale Volksabstimmungsbüro entsendete ihn zum Kreis Koźle, wo er als Stellvertretender Volksabstimmungs-Kommissar der Stadt und des Kreises Koźle und zugleich als Leiter der Kulturabteilung tätig war. Er hat an dem II. Schlesischen Aufstand teilgenommen. Am 1. August 1921 kehrte er, gesundheitlich angeschlagen nach Posen zurück, aber bereits Ende Februar 1921 wurde er erneut nach Oberschlesien bestellt. Diesmal hat ihn das Zentrale Volksabstimmungsbüro zum Kreis Lubliniec entsandt. Nach dem 20. März 1921 kehrte er nach Posen zurück und nahm Arbeit im Schulwesen auf: am 1. Juni 1921 hat ihm das Kuratorium des Posener Schulbezirks einen Lehrerposten in der 1. Klasse der Schule in Złotoryja an der Warthe bei Biedrusko zugeteilt, und ab dem 1. Oktober 1921 in der Wilda in Posen. Er nahm wieder seine gesellschaftliche Tätigkeit auf: er organisierte im Rahmen des Christlich-Nationalen Lehrerverbandes zahlreiche Inland- und Auslandausflüge. Er trat dem Sportclub „Warta“ bei (27. November 1921). Er war Ausbilder der Fähnlein-Führung von ZHP, und in den Jahren 1926-1928 war er als Führer des Großpolnischen Fähnleins ZHP tätig. Nach dem Maiputsch geriet er in einen Konflikt mit der Sanacja-Regierung. Am 14. Dezember 1927 wurde er zur Strafe in die Schule in Krobia (Kreis Gostyń) versetzt, was ihm die Arbeit bei ZHP durchkreuzte. Dieses Dekret hat er bei dem Höchsten Verwaltungstribunal in Warschau angefochten. Im Jahr 1928 wurde er der Funktion des Führers des Großpolnischen Fähnleins ZHP enthoben. Im Jahr 1929 trat er der Gesellschaft für Tierschutz der Republik Polen in der Woiwodschaft Posen bei und wurde zu ihrem aktiven Mitglied. Nach einem positiven Gutachten vom 5. Mai 1930 durch den Bezirksschulrat kehrte er wieder nach Posen zurück. Allerdings wurde er am 1. September 1930 durch das Ministerium erneut nach Krobia versetzt, und am 4. Juli 1933 nach Puczym (Kreis Pińsk in Polesien) zur 1. Schulklasse. Am 5. März 1934 wiederum kam er in Środa Wielkopolska an, und am 2. September 1935 war er in der Schule in Naramowice bei Posen beschäftigt. Erst am 1. März 1936 erhielt er eine Stelle in der 11. und 29. Öffentlichen Grundschule in Wilda. In diesem letzten Zeitraum wurde er Mitglied der Kommission für Außerordentliche Prüfungen in Grundschulen sowie zum Delegierten der Prüfungskommission im deutschen Friedrich Schiller-Gymnasium in Posen. Außerdem wurde er im Jahr 1937 zur Posener Pfarrei Christi Auferstehung als Mitglied des Pfarreirates gewählt. Am 3. März 1938 hat ihn der Stadtpräsident von Posen zum Gesellschaftlichen Betreuer für das XXI. Bezirk, Kreis 4, der Gemeinde, des Kreises und der Stadt der Woiwodschaft Posen berufen. Er organisierte im Jahr 1938 eine 3-wöchige Tourismusveranstaltung für die Lehrer, nach: Rumänien – Bulgarien – Türkei – Jugoslawien – Ungarn und Tschechoslowakei. Am 24.10.1939 wurde er verhaftet und im Fort VII. eingesperrt. Er wurde am 8. Dezember 1939 befreit, seine Familie wurde währenddessen in GG (das Generalgouvernement) ausgesiedelt. Er hat sie erst in Ostrowiec Świętokrzyski wiedergefunden. Die restliche Okkupationszeit hielt er sich in Częstochowa auf, wo er ein Gesellschaftliches Komitee für die Unterstützung der Heimatvertriebenen gründete, in dem er den Vorsitz über die Regionalen Betreuer innehatte (bis zur Liquidation des Komitees am 15. September 1940). Am 10. Januar 1941 hat er als Leiter eines Lebensmittelladens Arbeit aufgenommen. Er war an der Widerstandsbewegung und an geheimer Ausbildung beteiligt: er organisierte Selbststudium-Kreise, und in seiner Wohnung fanden Abiturprüfungen, Versammlungen und gymnasialer, lyzealer und Hochschul-Gruppenunterricht statt. Am 20. Februar 1945 kehrte er nach Posen zurück. Am nächsten Tag wurde er zum Direktor der Grundschule in Posen/Wilda nominiert. Er gründete eine Schule in der Straße Górna Wilda, wo das Gebäude abwechselnd durch die Schulen Nr. 12 und 28 genutzt wurde. Parallel zu seiner Arbeit als Lehrer stellte er den ZHP (den Polnischen Pfadfinderverband) wieder her. Im Jahr 1952 ging er in den Ruhestand. Er war gesellschaftlich in der Lehrer-Sektion der Rentner von ZNP (des Verbandes der Polnischen Lehrerschaft) tätig, er war u.a. ihr Vorsitzender, und seit 1957 hatte er den Vorsitz über die Landeskommission für Geschichte in der Woiwodschaftlichen Verwaltung von ZBoWiD (Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie). Er starb am 1. Dezember 1971 in Posen. Er wurde auf dem Friedhof von Junikowo beigesetzt. Er wurde mit dem Unabhängigkeitskreuz (am 17. September 1932 – als Beweis für die Anerkennung seiner Verdienste bei dem Großpolnischen Aufstand, bei der Volksabstimmung von Ermland und Masuren sowie bei dem Schlesischen Aufstand), mit dem Kavalierskreuz des Ordens Polonia Restituta (am 28. Juni 1967), mit dem Kreuz des Großpolnischen Aufstandes) (am 27. August 1957), mit dem Kreuz des Schlesischen Aufstandes (am 30. Juli 1964), mit dem Gedenkkreuz des Bürgerlichen Verdienstes (am 3. November 1919), mit der Auszeichnung von ZHP: Für den Verdienst (am 3. Juli 1921), mit der 3. Mai-Medaille (am 3. Mai 1925), mit der Medaille „Medal Rodła” (Rodło-Madaille) (posthum am 31. August 1988) ausgezeichnet. Er heiratete im Jahr 1923 Maria Karczewska, mit der er drei Kinder hatte: Jerzy, Urszula und Barbara.

 

Bibliografie
Z. Kościański, Śniegocki Henryk (1893-1971), (w:) Powstańcy wielkopolscy. Biogramy uczestników powstania wielkopolskiego 1918-1919, t. XII, red. B. Polak, Poznań 2015, s. 159-162.
Autor des Eintrags
Zdzisław Kościański