GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

NOGAJ Stanisław


Person
NOGAJ Stanisław
Geboren
1897
Gestorben
1971
Beschreibung

Unabhängigkeitsaktivist, Journalist, großpolnischer und schlesischer Aufständischer, Oberleutnant der Polnischen Armee. Er wurde am 8.11. in Posen als Sohn des Fuhrmanns Jan und Rozalia Chwiałkowska geboren. Er war Teilnehmer eines Schulstreiks im Jahr 1906. 1912 gehörte er zur militärischen Aufklärungs-Kampftruppe, die Jan Kąkolewski unterstellt war. Im Juni 1913 gehörte er mit seiner Pfadfindermeute zur Pfadfindereinheit „Piast“. Nach dem Ausbruch des I. Weltkrieges gehörte er unter dem Decknamen „Piłat” (Pilatius) der Zehner-Kampftruppe „Sęp” (Geier) an und bereitete sich zu Sabotageaktionen vor. Am 8.5.1915 gründeten die Mitglieder dieser Kampftruppe mit Nogaj an der Spitze den Sportklub „Unia“ (Union), indem sie öffentlich und in der Konspiration tätig waren. Im August 1916 wurde er zur deutschen Armee einberufen, in die Pionier-Abteilung in Wilda von der er desertierte. Zur Osterzeit 1917 führte Nogaj eine Propagandaaktion durch, indem er überall den Aufruf des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch des Jüngeren „An das polnische Volk“ aufhängte. Im Mai 1918 wurde er verhaftet. Mit Hilfe der Mitglieder der „Unia“ konnte er aus dem Gefängnis fliehen und unterordnete sich mit seiner Kampftruppe der POWZP (Polnische Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes). Laut unbestätigten Informationen war er Vertreter des Leutnants M. Andrzejewski – des Kommandanten von POWZP. Ende September wurde er erneut verhaftet und in Grolman festgehalten. Am 12.11. 1918 hat er an der Spitze seiner Kampftruppe die Baracken eingenommen, die als Lager hinter dem Kalischen Tor (Brama Kaliska) dienten, und am nächsten Tag war er an dem sog. Rathaus-Anschlag beteiligt. Er erkannte die Leitung der Sicherheitsabteilung von NRL (Oberster Volksrat) nicht an. Er gehörte zum Kreis der radikalsten Aufständischen und zur Aufklärungs- und Exekutivabteilung. In den ersten Tagen des Aufstandes war er sehr aktiv, er nahm mit seiner Kompanie abends am 27.12. an der Aktion vor dem Polizeipräsidium, an der Einnahme des Museumsgebäudes, welches seitdem der Sitz seiner Kompanie war, an der Eroberung des Stabs der 20. Brigade in der Skarbowa-Straße, an der Verhaftung im Oberkommando des 5. Armee-Korps der Führung und der Verwaltungsbehörden der Regierungsbezirke und Provinzen teil. Am 28.12. hat er die Überlegenheit des Oberleutnants J. Maciaszek als Kommandanten der Stadt nicht anerkannt. Nogaj agierte selbständig und hörte auf, auf die Befehle von J. Kalinowski zu hören, und als seinen Sitz hat er den Stab des 20. Feldartillerie-Regiments in der Solna-Straße erwählt. So erwirkte er eine erneute Verhaftung von Blankertz. Er unterordnete sich dem Leutnant M. Paluch und beteiligte sich an der Aktion in Ławica am 5.- 6.1.1919. Am 8.1. war seine Kompanie Teil des durch M. Paluch organisierten Zuges an die Nordfront. In Gniezno, wo die Aufständischen-Abteilungen zur Aktion in Szubin vorbereitet wurden, wurde er zum Helfer des Hauptmanns Jan Tomaszewski, des Anführers des Posener Bataillons. Dank seinen (sehr persönlichen) Erinnerungen kennen wir die Atmosphäre dieser Tage in Gniezno. Er kämpfte bei Szubin (am 11.1.), bei Kcynia und Szamocin, und dann am Abschnitt Paterek-Ludwikowo. Am 18.2.1919 hielt er sich in Posen auf der Beerdigung seines Unterstellten Edmund Edmund Mikołajczak. Am 21.2. wurde er wegen Bolschewismus verhaftet. Das Militärgericht verurteilte ihn zu 4 Monaten Haftstrafe, und setzte die Vollstreckung der Strafe für die Zeit des Krieges aus. Als die Unterstellten von Nogaj davon erfahren haben, haben sie die Stellungen an der Front verlassen und gingen allen Hindernissen zum Trotz nach Posen. Dank einer Intervention der Politiker wurde Nogaj freigelassen, und die Deserteure wurden im Fort VI in Golęcin kaserniert. Im April 1919 wurde aus Soldaten mit rebellischen Tendenzen, die auf das Militärgericht warteten, ein sog. Posener Todesbataillon gebildet, in dem Nogaj zum Befehlshaber der Sturmkompanie wurde. Bis zum Juni 1919 kämpfte er an der Litauisch-Weißrussischen Front. Er war kurz in Warschau und in Posen in ärztlicher Behandlung. In der Zeit von Juni 1919 bis November 1920 war er Offizier (Oberleutnant) der II. Abteilung von SG WP (des Generalstabs der Polnischen Armee) und leitete als Oberleutnant Stefan Wolski die Außenstelle in Praszka, indem er Abteilungen der Konspirationsbewegung im Kreis Kluczbork, Lubliniec und Olesno organisierte. Im Juli 1919 wurde er in Kluczbork durch die Deutschen verhaftet. Durch das deutsche Gericht in Oppeln wurde er zu 15 Jahre Freiheitsstrafe verurteilt, ist aber durch Amnestie freigekommen. Am 1.11. nahm er an der Volksabstimmungsaktion in Schlesien sowie auch in Ermland und in Masuren teil. Mitte August 1920 wurde er verwundet und im Krankenhaus in Działdowo behandelt. Nach dem III. Schlesischen Aufstand hat er in Posen den Verband Polnischer Sozialistischer Jugend (Zw. Pol. Młodzieży Socjalistycznej) gegründet. Im November 1921 wurde er aus der Armee entlassen. Bis heute ist es nicht gelungen, die Umstände und die Daten seiner Beförderungen als Offizier zu klären; in der deutschen Armee war er Gefreiter. Dann zog er um nach Schlesien und arbeitete in der Redaktion von „Polonia”, „Kurier Wieczorny” (Abendkurier) und „7 groszy” (7 Groszen), wo er sich der Beschreibung seiner Tätigkeit in Oberschlesien zuwendete. Er hat folgende Broschüren herausgegeben: „Bitwa pod Szubinem“ (Kampf bei Szubin), „Banda Hanysa Stolarza“ (Die Bande von Hanys Stolarz) (1933), „Bosogarda“ (1934). Im Jahr 1937 hat er eine Reportagen-Sammlung veröffentlicht: „Za drutami i kratami III Rzeszy“ (Hinter Draht und Gitter des III. Reiches) – eine Beschreibung des Lebens im Nazilager in Lichtenberg. Er hat in Katowice den Verband der Polnischen Aufständischen (Towarzystwo Powstańców Wielkopolskich) gegründet. Im September 1939 war er Befehlshaber des 3. Polnischen Korps der Arbeiter-Bataillone zur Verteidigung der Hauptstadt. Nach Warschaus Kapitulation kehrte er nach Schlesien zurück, hielt sich versteckt und gründete die Organisation „Odrodzenie” (Wiedererstehung). Am 9.3.1940 wurde er durch die Gestapo verhaftet und in Gusen eingesperrt, und später in Mathausen-Gusen, wo er in der Lager-Kanzlei arbeitete und (als Trainer) Fußballspiele organisierte. Nach dem Krieg arbeitete er in den Redaktionen in Katowice. Er ist Autor der Erinnerungen aus dem Lager Gusen; Tagebuch des Journalisten (Katowice 1945-1946), auch Autor umfangreicher Berichte über die Unabhängigkeitsarbeit in Posen. In Katowice lebte er zusammen mit seiner Familie in der Straße Składowska 7/2. Er war aktiv in ZBoWiD (Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie) tätig, schrieb umfangreiche Memoiren. Er starb am 27.1.1971 in Katowice. Er ruht auf dem Friedhof in der Francuska-Straße. Er wurde u.a. mit dem Tapferkeitskreuz (zweifach), dem Oberschlesischen Stern, dem Kavalierskreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet.

 

Bibliografie
J. Karwat, Nogaj Stanisław (1897-1971), (w:) J. Karwat, Ziemia Gnieźnieńska w Powstaniu Wielkopolskim 1918/1919. Wybrane aspekty z perspektywy 100 lat, red. G. Musidlak, Gniezno 2018, s. 240-242.
Autor des Eintrags
Janusz Karwat