GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

PALUCH MIECZYSŁAW


Person
PALUCH MIECZYSŁAW
Geboren
1888
Gestorben
1942
Beschreibung

Unabhängigkeitsaktivist, Organisator und Befehlshaber der Aufständischen-Abteilungen, Major der Polnischen Armee. Er wurde am 10.10 1888 in Trzemżal (Gemeinde Trzemeszno) als Sohn eines Landwirts Jan und Józefa, geb. Mayor geboren. Im Jahr 1898 begann er seine Ausbildung im progimnazjum (d.i. um 1900 ein unvollständiges Gymnasium, das nur die unteren Klassen umfasste) in Trzemieszno. Er gehörte TTZ (Towarzystwo Tomasza Zana - Tomasz-Zan-Gesellschaft) an. Für seine Teilnahme an einem Schulstreik wurde er aus Trzemeszno ausgewiesen. Er wurde in einem Gymnasium in Gniezno aufgenommen und wurde erneut wegen seiner Tätigkeit bei TTZ ausgewiesen. Sein Vater bemühte sich um die Aufnahme seines Sohns im Gymnasium von Wągrowiec, und dann in Międzyrzecze, wo er als Externer sein Abitur gemacht hat (1909). Er hat ein Studium im Bereich Wirtschaft und Handel in Berlin aufgenommen, das er mit einem Examen und dem Erwerb eines Patents absolvierte, welches ihn zur Arbeit in Handelsunternehmen berechtigte. Sein Praktikum absolvierte er in Danzig. Am 13.10.1913 wurde er zum Militärdienst im 5. PAC (Schwere-Artillerie-Regiment) in Posen einberufen. Nach dem Ausbruch des Krieges diente er weiterhin in der Artillerie als Unteroffizier, hauptsächlich an der Westfront. Im Jahr 1917 erhielt er den Dienstgrad eines Leutnants. Im Herbst 1918 kehrte er nicht aus dem Urlaub seiner Einheit zurück. Er verbarg sich in seiner Heimat, auch bei seinem Bruder in Kępno, als „Maks”, „Polochowski”. Am 7.11.1918 kam er nach Posen und suchte nach Arbeit u.a. in den Cegielski-Werken. Er traf dort seinen Freund aus dem Gymnasium – Bohdan Hulewicz, der ihn in den Kreis der Personen einführte, die den Aufstand vorbereiteten. Am 10.11. war er Mitglied der Militärischen Kommission CKO (Zentrales Bürgerkomitee) und knüpfte Kontakte mit Bronisław Sikorski und Wojciech Korfanty. Das Kommissariat von NRL (Oberster Volksrat) erblickte in ihm einen Offizier, der die zum Aufstand drängenden Mitglieder der POWZP (Polnische Militärorganisation des Preußischen Teilungsgebietes) und der unterschiedlichen Unabhängigkeits-Kampftruppen disziplinieren könnte. Er übernahm ihre Betreuung und war ihr informeller Kommandant. Indem er gekonnt die Begeisterung der Jugend nutzte, trug er zum Erfolg des bravourösen Angriffs auf das Rathaus und zur Einnahme der Exekutivabteilung von RRiŻ (Arbeiter- und Soldatenrat) in Posen (am 13.11.) durch die Polen bei. Paluch wurde zum Delegierten des Rates bei V. KA (Armee-Korps). Paluch wurde sehr schnell zum Organisator der Kader und der legal gebildeten Kompanien SSiB (Wach- und Sicherheitsdienst). Das entstandene Bataillon zählte Mitte Dezember 1918 ca. 2000 Soldaten. Er nahm Kontakte mit anderen Zentren auf, u.a. in Gniezno, Jarocin, Pleszew und Września. Von November bis Dezember 1918 haben er und Hulewicz junge Offiziere und Unteroffiziere um sich versammelt und bildeten einen Ersatz für den geheimen Militärstab, der die Rolle eines Bereitstellungszentrums für die legalen und der Konspiration angehörenden polnischen Abteilungen in Posen und in der Provinz übernahm. Er erhielt Kontakt mit den Abgesandten des Generalstabes der Polnischen Armee aufrecht, indem er ihnen die Daten zu den Berichten über die Lage in der Provinz Posen übermittelte. Am 27.12.1918 hat er die Kompanien von SSiB in die Aktion einbezogen und bemühte sich, NRL zur Verkündung des Aufstandes auf dem gesamten Teilungsgebiet zu bringen. Er schickte auch Abgesandte und übermittelte die Empfehlung, auch in anderen Städten mit der bewaffneten Aktion anzufangen. Er organisierte Freiwillige für die Infanterie-, Artillerie- und Kavallerie-Abteilungen. Auf seine Initiative wurde die Mehrzahl der militärischen Objekte von Posen und Umgebung eingenommen. Nach der Bildung der polnisch-deutschen Stadtkommandantur kam es zum Streit mit Jan Maciaszek über die Unterordnung der SSiB-Abteilungen. Paluch hat dem Kommissariat von NRL das Projekt einer „kleinen Kriegserklärung“ an die Deutschen vorgestellt. Die politische Führung betrachtete dies als Ungehorsam und Konkurrenz gegenüber dem gebildeten Oberkommando der Aufständischen-Truppen. Auf Empfehlung der Politiker hat das Oberkommando dem M. Paluch das Kommando über SSiB (am 4.1.1919) entzogen, und überließ ihm das Kommando über die noch nicht existierende Artillerie. Vom 5. zum 6.1. hat er an dem Überraschungsangriff auf die Flugstation in Ławica teilgenommen, die mit geringen Verlusten eingenommen wurde. Nach der Niederlage bei Szubin (7. - 8.1.) organisierte er eine freiwillige Kompanie aus Posen und der Umgebung und schickte sie nach Gniezno, dem Versammlungsort der aufständischen Gruppierung. Während der weiteren Überraschungsangriffe des Führungskaders überzeugte er K. Grudzielski von der Planänderung der Offensive auf Szubin. Er leitete persönlich die taktischen Handlungen bei Szubin, und später bei Kcynia. Er war Stabschef an der Nordfront und hat zur Erhaltung der Netze-Linie beigetragen. Hauptmann K. Grudzielski hat ihm freie Hand bei Handlungen in diesem Bereich gelassen. Durch das Dekret des Kommissariats von NRL Nr. 49 vom 5.5. wurde er zum Hauptmann befördert. Nach einer kurzen Zuteilung zum Artillerie-Inspektorat wurde er zum Kommandeur des 8. Großpolnischen Schützenregiments in Krotoszyn. Nach der Unterordnung seines Regiments dem Oberst A. A. Jasiński geriet er in einen scharfen Konflikt mit seinem Vorgesetzten. Die Sache endete mit Paluchs Versetzung zum Kommando der Großpolnischen Front (am 23.11.1919), und dann zur Artillerie-Inspektion von DOGen (Generalbezirkskommando) Posen. Am 2.3.1920 wurde er nach Oberschlesien versetzt, wo er das Kommando der Verpflegungsabteilung des Polnischen Volksabstimmungskomitees übernahm. Er nahm auch Kontakt mit POWGŚl (Polnischer Militärorganisation Oberschlesiens) auf. Als II. Schlesischer Aufstand ausbrach, wurde M. Paluch das Kommando bei diesem aufgetragen. Infolge einer Intervention der Interalliierten Kommission wurden die Kämpfe (am 24.8.1919) unterbrochen, und POWGŚl wurde formal aufgelöst. Ihre Aufgaben übernahm die legale CWF (Zentrale für Leibeserziehung) mit dem Hauptmann M. Paluch an der Spitze. Wegen Intrigen zog sich Paluch aus CWF zurück und war weiterhin im Volksabstimmungskomitee tätig. Ende November 1920 wurde er nach Gniezno entsandt, wo er am 29.3.1921 auf eigenen Wunsch in die Reserve versetzt wurde. Gleichzeitig wurde er seit dem 1.7.1919 zum Major mit vorrangiger Stellung (starszeństwo) befördert. Anfänglich leitete er ein Büro, das sich mit dem Handel landwirtschaftlicher Geräte befasste. Seit 1923 pachtete er ein ehemaliges deutsches Landgut, Piwnica bei Toruń. Seit 1922 war er in dem Verband der Gesellschaften der Aufständischen und Kämpfer (Związek Towarzystw Powstańców i Wojaków) tätig. Nach dem Maiputsch von 1926 wurde er zum Beauftragten im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit dem Sanacja-Lager. Im Jahr 1934 übernahm er die Stelle eines Direktors der staatlichen Aufsicht der Güter von Graf Hochberg-Pszczyński. Er war im Verband der Offiziere der Reserve und in BBWR (Parteiloser Block der Regierungsunterstützer) tätig. Im Herbst 1939 ging er nach Frankreich, und später nach England, wo er als Anhänger von Sanacja nach Bute in Schottland, zur Officer Concentration Station Rothesay geschickt wurde. Dort starb er am 18.7.1942. Er wurde auf dem Friedhof in Rothsay beigesetzt. Er wurde u.a. mit dem Orden Virtuti Militari V. Kl., dem Unabhängigkeitskreuz mit Schwertern, mit dem Orden Polonia Restituta IV. Kl. ausgezeichnet. In den Jahren 1921-1935 war er mit Jadwiga Prus-Wieczffińska verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Seit 2015 ist der Verband des Gedenkens an M. Paluch tätig. Es ist auch ein Dokumentarfilm über M. Paluch entstanden „Mieczysław Paluch, człowiek, powstaniec, dowódca” / „Mieczysław Paluch, Mensch, Aufständischer, Befehlshaber“ (Regie: Janusz Sidor).

 

Bibliografie
B. Polak, Paluch Mieczysław (1882-1942), (w:) Słownik biograficzny powstańców wielkopolskich 1918-1919, red. A. Czubiński, B. Polak, Poznań 2002, s. 267-269? J. Karwat, Paluch Mieczysław (1882-1942), (w:) J. Karwat, Ziemia Gnieźnieńska w Powstaniu Wielkopolskim 1918/1919. Wybrane aspekty z perspektywy 100 lat, red. G. Musidlak, Gniezno 2018, s. 243-245.
Autor des Eintrags
Janusz Karwat