GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

WIERZEJEWSKI Ireneusz


Person
WIERZEJEWSKI Ireneusz
Geboren
1881
Gestorben
1930
Beschreibung

Arzt, Professor an der Universität Posen, Sanitätsinspektor der Großpolnischen Armee, Titular-Brigadegeneral. Er wurde am 23. März 1881 in Kozłowo (bei Buk, früherer Kreis Grodzisk) als Sohn eines Forstdirektors Władysław und Maria, geb. Mojzykiewicz geboren. Er hat in Buk die Grundschule abgeschlossen, und besuchte dann das G. Berger-Gymnasium in Posen. Nach dem Abitur machte er ein Praktikum in der Fabrik von H. Cegielski. Im Jahr 1903 hat er ein Medizinstudium aufgenommen, zuerst in Greifswald (Gryfia), später in Berlin und Würzburg. Am 14. April 1908 hat er in München das Staatsexamen abgelegt und erlangte das Diplom eines Doktors der Medizin. Er arbeitete in chirurgischen und orthopädischen Kliniken, und seit August 1909 in der Berliner-Brandenburger Heil- und Erziehungsanstalt für Behinderte. Er promovierte an der Universität in Lipsk (am 3. Juni 1910). Im Jahr 1911 organisierte er die Abteilung für orthopädische Technik auf der Weltweiten Hygiene-Ausstellung in Dresden, und lebte ab September fest in Posen, wo er sich aktiv an dem Aufbau und an der Organisation des Posener Orthopädischen B. S. Gąsiorowski-Werks (am 1. April 1913) beteiligte, dessen Direktor und Chefarzt er wurde. Während des I. Weltkrieges wurde er zum Chef der Unfallabteilung des XIII. Deutschen Festungs-Krankenhauses berufen, wobei er gleichzeitig die Funktion eines Chefarztes der II. Chirurgie-Station des Hauptkrankenhauses in Posen übernommen, als Landsturm-Arzt, im Dienstgrad eines Hauptmanns. In derselben Zeit ernannte ihn das Preußische Kriegsministerium zum orthopädischen Berater – des V. Armee-Korps. Er leitete das Forschungszentrum für die Schussverletzung der peripheren Nerven und erreichte hervorragende Ergebnisse in ihrer Heilung. Im November 1918 trat er dem Arbeiter- und Soldatenrat bei, wo er die Pflichten des Sanitätschefs übernahm. Er gründete in Posen PCK (Polnische Gesellschaft des Roten Kreuzes), und später, auf die Empfehlung der Ärztlichen Abteilung PTPN (Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft), fing er an, Kurse für Sanitäter und Krankenschwestern zu organisieren. Er trug zur Sicherung der medizinisch-sanitären Materialien bei, die in großen Mengen im Sanitäts-Lagerhaus angesammelt wurden und durch die Deutschen für den Abtransport vorbereitet wurden. Ab dem 27. Dezember organisierte er eine Sanitätsaktion in Posen. Am 4. Januar 1919 wurde er offiziell zum leitenden Arzt des großpolnischen Aufstandes. Er leitete persönlich die Sanitätsabteilungen während der Kämpfe bei Szubin und Zbąszyń sowie während der Eroberung des Flughafens in Ławica. Im Februar 1919 hatte er die Funktion eines Sanitätsinspektors der sich bildenden Großpolnischen Streitkräfte mit den Berechtigungen eines Divisionskommandeurs inne. Er unterstand direkt dem Oberbefehlshaber. Das Kommissariat von NRL (Obersten Volksrates) ernannte ihn durch das Dekret Nr. 84 (vom 6.5.1919) für die Zeit, in der er eine entsprechende militärische Position innehatte, zum Arzt-Generalleutnant. Im August wurde er zum Sanitätsinspektor der Großpolnischen Front, und nach seiner Liquidation, ging er an die Ostfront und übernahm die Funktion eines Sanitätschefs der I. Armee. Er organisierte und überwachte die Arbeit der Krankenhäuser und der Sanitätspunkte, leitete die Evakuierungsaktion während des Rückzugs der I. Armee im Mai 1920. Im Juli wurde er aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt und kehrte nach Posen zurück, indem weiterhin dem Oberkommando der Polnischen Armee zur Disposition stand. Am 23. August wurde ihm das Recht zuerkannt, sich des Titular-Dienstgrades eines Brigadegeneral-Arztes  zu bedienen. Ende August meldete er sich erneut an der Ostfront, als Anführer der Freiwilligen-Sanitätskompanie, die er selbst organisierte. Am 9. Oktober wurde er zum Sanitätsinspektor von DOGen (des Generalbezirkskommandos) von Posen und Pommern. Wegen seines gesundheitlichen Zustandes wurde er am 22. Oktober 1921 in die Reserve versetzt. Er nahm sofort seine Arbeit im Gąsiorowski-Werk auf, und der Rat der Ärztlichen Fakultät an der Universität Posen hat ihn mit klinischen Vorlesungen im Fach Orthopädie beauftragt. Im April 1922 habilitierte er in diesem Fach, und am 4. April 1923 wurde er zum außerordentlichen Professor und Leiter in der ersten im damaligen Polen Universitätsklinik für Orthopädie mit dem Sitz im Gąsiorowski-Krankenhaus. Er hielt Vorlesungen in der Studienrichtung Leibeserziehung, arbeitete mit dem Verein der Chirurgen und Orthopäden von Westpolen zusammen. Im Jahr 1923 gehörte er zum Redaktionskomitee von „Polski Przegląd Chirur­giczny" (Polnische Chirurgie – ein Überblick). Auf seine Initiative hin wurde 1928 der Polnische Verein der Orthopäden gegründet, dessen erster Vorsitzender er war. Er Organisierte in Posen das I. Treffen des Vereins, gründete sein Organ „Chirurgie des Bewegungsapparates und Polnische Orthopädie“ und war sein erster Chefredakteur. Er konstruierte einen orthopädischen Apparat zur Entfernung der Verstauchung des Kniegelenks. Er war auch Gründer und langjähriger Vorsitzender des Gesangsvereins „Echo“. Er publizierte mehr als 30 wissenschaftliche Arbeiten. Zu seinen Schülern gehörten bekannte Ärzte: F. Raszeja, H. Cetkowski, M. Grobelski und W. Dega. Im März 1928 wurde er zum Senat der Republik Polen gewählt und vertrat den Posener Bezirk im Rahmen von BBWR (des Parteilosen Blocks der Zusammenarbeit mit der Regierung). Er stand an der Spitze des Regionalen National-Staatlichen Komitees des Blocks der Zusammenarbeit mit der Regierung in Großpolen. Er war Mitglied der Polnischen Offiziere der Reserve und Vorsitzender der regierungsgetreuen Woiwodschaftlichen Verwaltung der Föderation der polnischen Heimatverbände. Er starb am 8. März 1930 in Warschau und wurde in Posen beigesetzt, und seit 1962 ruht er auf dem Friedhof der Verdienten Großpolen auf dem St.-Adalbert-Hügel. Er wurde u.a. mit: dem Unabhängigkeitskreuz, dem Tapferkeitskreuz (zweifach) ausgezeichnet. Er war mit Walentyna, geb. Ślążyk verheiratet, und das Paar hatte drei Kinder – Izabela (1912), Jędrzej (1914) und Janina (1917).

 

Bibliografie
E. Tomkowiak, Wierzejewski Ireneusz (1881-1930), (w:) Słownik biograficzny powstańców wielkopolskich 1918-1919, red. A. Czubiński, B. Polak, Poznań 2002, s.397-399? E. Tomkowiak, Powstańcy Wielkopolscy. Biogramy uczestników Powstania Wielkopolskiego 1918-1919, red. B. Polak, T. V, Poznań 2008, s. 185-188.
Autor des Eintrags
Eligiusz Tomkowiak