GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

TACZAK Stanisław


Person
TACZAK Stanisław
Geboren
1874
Gestorben
1960
Beschreibung

Hütteningenieur, Oberbefehlshaber des großpolnischen Aufstandes, Brigadegeneral der Polnischen Armee. Er wurde am 8.4.1874 in der Siedlung Mieszkowo bei Jarocin als Sohn des Besitzers eines Gasthofes in Mieszkowo, Andrzej (1840-1900) und Balbina, geb. Warasiecka (1843-1900) geboren. Er besuchte das Gymnasium in Ostrowo, wo er bis 1885 an der Tätigkeit des geheimen Kreises TTZ (Towarzystwo Tomasza Zana - Tomasz-Zan-Gesellschaft) teilnahm. Nach dem Ablegen der Abiturprüfung am 21. März 1893 hat er ein Studium an der Bergbauakademie in Freiburg in Sachsen aufgenommen; er war dort im Verband der Polnischen Jugend „ZET“ und im Verband „Sarmacja“ tätig. Damals trat er der PPS (Polnische Sozialistische Partei) bei. Im Jahr 1897 hat er den Grad eines Hütteningenieurs erlangt, und im Jahr 1898 eines Dipl.-Ingenieurs. In der Zeit vom 1. April 1898 bis zum 26. März 1899 hat er den Militärdienst absolviert, und zwar im 155. Infanterie-Regiment in Ostrowo, während welchen er den Kurs für Offiziersanwärter abschloss. Er wurde (am 15. November 1904) zum Infanterie-Leutnant ernannt und (am 14. Oktober 1913) zum Oberleutnant. Das Berufspraktikum absolvierte er in Westfalen, wonach er als Assistent im Institut für experimentelle Forschung der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin eingestellt wurde. Dort arbeitete er unter der Leitung von Prof. Friedrich W. Hinrichsen, mit dem er die Arbeit „Die Chemie der Kohle“ (Leipzig 1916, Ausg. 3, Leipzig 1919) herausgegeben hat. Er war auch Redakteur der Fachzeitschrift „Der Ingenieur“, in dem er Artikel mit Bergbau-Thematik veröffentlichte. Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahr 1914 wurde er zur deutschen Armee einberufen und diente im 46. Infanterie-Regiment des Landschutzes. Am 11. Dezember 1916 wurde er zum Hauptmann befördert und auf eigene Bitte als Hauptausbilder dem 2. Bataillon des 6. Infanterie-Regiments der III. Brigade der Polnischen Legionen zugeteilt, welches in Nałęczów und später in Dęblin stationiert war. Im April 1917 wurde er zum Ausbildungsinspektorat der sich formierenden Polnischen Wehrmacht (Polska Siła Zbrojna) geschickt. Im November 1918 meldete er sich in Warschau in Ministerium für Militärische Angelegenheiten, und wurde am 15. November der VII. (Wissenschaftlichen) Abteilung des Generalstabs der Polnischen Armee zugeteilt. Am 17. November 1918 war er an der Organisation einer Demonstration der Polen und ehemaligen Soldaten der deutschen Armee beteiligt. In der zweiten Dezemberhälfte war er im Urlaub in Berlin und machte auf dem Weg nach Warschau am 28. Dezember in Posen halt, wo er noch am selben Tag über seinen Bruder Teodor Kontakt mit dem Mitglied des Kommissariats des Obersten Volksrates (NRL) W. Korfanty aufnahm und die Funktion eines provisorischen Oberbefehlshabers des Großpolnischen Aufstandes übernahm. Nachdem er am 2. Januar 1919 die Zustimmung des Generalstabs und von Józef Piłsudski erhielt, wurde er zum Major befördert und wurde zum Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte im preußischen Teilungsgebiet. Am 5. Januar 1919 wurden ihm alle polnischen Formationen im preußischen Teilungsgebiet untergeordnet: die Volkswehr (Straż Ludowa), der Wach- und Sicherheitsdienst; und die polnisch-deutsche Kommandantur der Stadt Posen wurde aufgelöst. Zusammen mit dem Hauptmann Stanisław Łapiński, Rittmeister Bronisław Wzacny und Oberstleutnant Julian Stachiewicz organisierte er die Abteilungen des Oberkommandos, denen er die Kreis-Kommandos unterordnete und formierte die Frontkommandos als bewegliche Einsatzkommandos. Er erschuf die organisatorischen Fundamente der regulären Großpolnischen Armee, und teilte in den Tagen vom 7. Zum 8. Januar das Gebiet Großpolen in neun militärische Bezirke auf; dann wurden am 13. Januar dreizehn Ergänzungs-Kreise gebildet und es wurde die Einberufung in die Armee vorbereitet. Auf den Befehl von Taczak wurde am 6. Januar 1919 der Flughafen in Ławica unter Kontrolle gebracht, es wurde der siegreich ausgehende Kampf bei Szubin (8.-13. Januar) sowie die mit Niederlage endende Aktion bei Zbąszyń vorbereitet. Taczak erhielt den Kontakt mit dem Generalstab in Warschau aufrecht, und die durch ihn angeführten aufständischen Streitkräfte zählten am 16. Januar ca. 14 Tsd. Personen. Am 16. Januar 1919 hat er seine Position des Oberbefehlshabers der Großpolnischen Armee dem General J. Dowbor-Muśnicki überlassen und übernahm selbst die Funktion des II. Quartiermeisters des Oberkommandos. Am 14. Februar 1919 war er Teil der durch den General Dowbor-Muśnicki berufenen Kommission, die die Regeln der Beförderung für Offiziere, die aus unterschiedlichen Armeen der Teilungsmächte stammten, festlegte. Am 5. Mai 1919 wurde er zum Mitglied des Gerichts und des Ehrenrates für Stabsoffiziere. Am 16. Mai wurde er zum Stellvertreter des Stabschefs des Oberkommandos berufen und wurde am 3. Juni 1919 zum Oberstleutnant befördert. Während des polnisch-sowjetischen Krieges wurde er am 20. April 1920 zum Befehlshaber des 69. Infanterie-Regiments bestimmt, welches zu der 34. Infanterie-Brigade (im Rahmen der 17. Infanterie-Division) gehörte. Während der Schlacht bei Bjaresina übernahm er am 21. Mai 1920 das Kommando über die gesamte Brigade (69. Und 70. Infanterie-Regiment) und wurde am nächsten Tag zum Oberst befördert. Während der Rückzugskämpfe kommandierte er zeitweilig die 17. Infanterie-Division, die der I. Armee angehörte. Sowohl bei den Untergeordneten als auch bei den Befehlshabern der benachbarten Einheiten (u.a. bei General Aleksandr Osiński) stand er im Ruf als eine mutige und tapfere Persönlichkeit, die sich durch große taktische Fähigkeiten und durch ein besonderes Verantwortungsgefühl für das Schicksal der ihm untergeordneten Abteilungen auszeichnete. Nach der Beendigung der Kriegshandlungen wurde er am 22. Januar 1921 zum Befehlshaber der 17. Infanterie-Division in Posen (seit Herbst 1921 in Gniezno). In der Zeit vom 15. November 1923 bis zum 15. August 1924 war er Gasthörer des I. Kurses des Zentrums für Militärische Hochschulstudien (Centrum Wyższych Studiów Wojskowych) in Warschau, in dessen Verlauf er am 31. März 1924 zum Brigadegeneral ernannt wurde. In dieser Zeit war er Initiator der Errichtung des Denkmals für den König Bolesław Chrobry in Gniezno. An der Posener Universität war er ein unterstützendes Mitglied, und später Ehrenmitglied der studentischen Körperschaft „Lechia“. Im Jahr 1925 kämpfte er für die Organisation von Towarzystwo do Badań nad Historią Powstania Wielkopolskiego (Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes von 1918-1919). Er übernahm die Funktion des Vorstandes der Wissenschaftlich-Finanziellen Kommission des Komitees. Nach der Umbenennung des Komitees im Jahr 1927 in die Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes von 1918-1919 stand er an der Spitze seines Hauptvorstandes. Er hat Vorworte für die Ausgaben von „Problem ujęcia historii Powstania Wielkopolskiego 1918-1919” („Problem der Erfassung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes 1918-1919“) (Posen 1926) und „Towarzystwo badań nad Historią Powstania Wielkopolskiego...” („Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes...”) (Posen 1928) verfasst. Während des Maiputsches im Jahr 1926 stand er an der Seite der Regierung und ging am 14. Mai 1926 mit seiner Division nach Warschau; allerdings war sie nicht an den Kämpfen beteiligt und kehrte in den Tagen 18.-19. Mai in die Garnisonen zurück. Im September 1927 hatte er als Stellvertreter das Kommando über das Korps Nr. VII. in Posen. Am 19. Oktober 1928 beendete er das Kommando über die 17. Infanterie-Division und übernahm das Kommando über den Kreis des Korps Nr. II. in Lublin. Am 28. Februar 1930 wurde er in den Ruhestand versetzt. Er wurde als technischer Inspektor in die Landesversicherungsanstalt in Gdynia versetzt, kehrte aber nach sechs Monaten wieder nach Posen zurück, und wurde noch im selben Jahr zum Vorsitzenden des Großpolnischen Verbandes der Feuerwehren. Im Jahr 1934 wurde er zum Stellvertretenden Vorstand des Hauptverbandes der Feuerwehren der Republik Polen und verzichtete zugleich auf den Vorstand in der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Großpolnischen Aufstandes von 1918-1919. Im Jahr 1935 verzichtete er auch auf den Vorstand in Związek Weteranów Powstań Wielkopolskich RP 1914-1919 (Verband der Veteranen der Großpolnischen Aufstände der Republik Polen 1914-1919) und begründete seine Entscheidung mit Krankheit, der wirkliche Grund war aber die fehlende Reaktion der Regierung auf die schwierigen Lebensbedingungen der ehemaligen Aufständischen sowie ihre Auslassung bei der Verteilung der Auszeichnungen und Positionen. Er erhielt die Beziehungen zu dem Kreis der Kriegsveteranen aufrecht und nahm u.a. teil an den Feierlichkeiten der Aufständischen in vielen Orten Großpolens. Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges geriet er während der Suche nach dem Kommando der Armee „Poznań”, am 9. September 1939 in Łowicz in die deutsche Gefangenschaft. Am 13. September 1939 wurde er in dem Oflag (Offizierslager) II A in Prenzlau gefangen gehalten. Dann wurde er im Oflag IV C Colditz, in der Festung Konigstein, in der Festung Hohenstein, im Oflag VIII E Johannisbrunn, im Oflagu VII A Murnau festgehalten, von wo er am 25. April 1945 durch die amerikanischen Truppen befreit wurde. Am 10. Mai 1945 trat er in Paris in die Polnischen Streitkräfte ein, wonach er zur Genesung nach Nizza geschickt wurde. Im Mai 1947 kehrte er nach Polen zurück und lebte mit seiner Frau in Janikowo in Kujawien, bei der Tochter Aleksandra (und seit 1948, nach dem Wegziehen der Tochter mit ihrer Familie nach Sztum, nur noch mit seiner Frau). Im Jahr 1947 war er an der Organisation des Kreises der Großpolnischen Aufständischen Danzig-Stadtmitte beteiligt. Er wurde durch die militärische Gegenspionage überwacht. Erst nach dem politischen Umbruch 1956 hat ihm der Minister für nationale Verteidigung am 14. Februar 1959 eine Spezialrente zuerkannt. Im Jahr 1959 wurde der in Posen sich aufhaltende Taczak nicht zu der zentralen Feier des 40-jährigen Jubiläums des großpolnischen Aufstandes zugelassen; dagegen nahm er an den lokalen Feierlichkeiten in Janikowo, Inowrocław und Gostyń teil, indem er der Einladung der Kriegsveteranen folgte. Seit 1959 wohnte er in Malbork bei seiner Tochter. In dieser Zeit hat er seine Erinnerungen für das Polnische Radio (Radio Polskie) aufgezeichnet. Er starb am 2. März 1960 in Malbork und wurde am 6. März auf dem Friedhof in Malbork-Kałdowo beigesetzt; die Staatsregierung hat ihm ein militärisches Begräbnis auf dem Friedhof der Verdienten Persönlichkeiten in Posen verweigert. Er wurde im Jahr 1988 exhumiert und am 30. November 1988 feierlich auf dem Friedhof der Verdienten Großpolen auf dem St.-Adalbert-Hügel in Posen beigesetzt. Stanisław Taczak wurde u.a. mit dem Kreuz Virtuti Militari V. Kl. (1921), mit dem Unabhängigkeitskreuz, dem Tapferkeitskreuz (zweifach), dem Kommandeurkreuz des Ordens Polonia Restituta (1928), mit dem Kreuz der Großpolnischen Aufständischen (1957), mit dem französischen Kavalierskreuz des Ordens der Ehrenlegion und mit dem deutschen Eisernen Kreuz I. Kl. Und II. Kl. ausgezeichnet. Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums des großpolnischen Aufstandes wurde ihm posthum, im Jahr 1998 das Großkreuz des Ordens Polonia Restituta zuerkannt. Am 27. Dezember 2018 wurde er – anlässlich des hundertsten Jahrestages des Sieges des Aufstandes – posthum durch den Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, mit dem Orden des Weißen Adlers ausgezeichnet. Der Orden wurde seinem Enkel – Jerzy Gogołkiewicz überreicht. Aus der am 22. September 1904 mit Ewa Wichmann (gest. 1953) geschlossenen Ehe, einer Absolventin des Kunststudiums, gingen der Sohn Stanisław Kazimierz und die Tochter Aleksandra, die mit Czesław Gogołkiewicz verheiratet war, hervor.

Am 16. Januar 2009 wurden ein Denkmal für General S. Tarczak, eine Arbeit des Künstlers Rafał Nowak, und eine Gedenktafel enthüllt. Den Namen des Generals trägt (seit 2005) die Woiwodschaftliche Abteilung der Freiwilligen Feuerwehren der Republik Polen in Posen, das 16. Flughafen-Reparatur-Bataillon aus Jarocin (seit dem 25. April 2010) sowie Grundschulen, u.a.  in Mieszków, Posen und Wąsów, sowie die Straßen u.a. in Bydgoszcz, Gorzów Wielkopolski, Mogilno, Ostrów Wielkopolski, Posen, Zbąszyń i Szczecin. Sein Name erscheint auf der Gedenktafel, die den Körperschaftsmitgliedern, den großpolnischen Aufständischen gewidmet ist, die am 25. Januar 2009 am Gebäude der St.-Adalbert-Bücherei in Posen enthüllt wurde. Der Verband der Schützenvereine der Republik Polen organisiert ein Schützenturnier zum Gedenken an General Stanisław Taczak.

 

Bibliografie
B. Polak, Generał Stanisław Taczak (1874-1960), Poznań 1997 (tamże źródła i literatura)? B. Polak, Taczak Stanisław (1874-1960), (w:) Słownik biograficzny powstańców wielkopolskich 1918-1919, red. A. Czubiński, B. Polak, Poznań 2002, s. 365-369.
Autor des Eintrags
Bogusław Polak