GROSSPOLNISCHE AUFSTAND 1918-1919 - Auswahl an Biografien

KOPA Andrzej


Person
KOPA Andrzej
Geboren
1879
Gestorben
1956
Beschreibung

Oberstleutnant, Kommandeur des 10. Großpolnischen Schützen-Regiments. Er wurde am 16. Oktober 1879 in Trzcielin, Kreis Posen geboren. Er war der Sohn von Michał und Eufrozyna, geb. Niezielińska. Nachdem er die Hauptschule beendet hat besuchte er das Hl. Maria-Magdalena-Gymnasium in Posen. Er war auch in der TTZ (Towarzystwo Tomasza Zana - Tomasz-Zan-Gesellschaft) tätig. Er erlernte vier Jahre lang die Landwirtschaft auf den am besten bewirtschafteten landwirtschaftlichen Landgütern in Großpolen. Im Alter von 23. Jahren wurde er zum einjährigen Militärdienst im niederschlesischen Schwere-Artillerie-Regiment Nr. 5 in Posen einberufen, wo er nach der Beendigung der Unteroffiziersschule zum Unteroffizier ernannt wurde. Die nächste Ernennung zum Feldwebel erfolgte am 24. Juni 1904, und schloss das Recht ein, sich in Zukunft um den Dienstrang eines Offiziers bewerben zu können. Nach dem Tod des Vaters Michał übernahm er das Familienlandgut in Trzcielin. Er musste seine Mutter und seine Schwestern unterhalten. Bis zum I. Weltkrieg verbesserte er ständig seine Kompetenzen in der Landwirtschaft und war auch gesellschaftlich tätig. Er leitete landwirtschaftliche Schulungen für die Bauern aus der Umgebung, wurde zum Vorstand des Bauernkreises (Kółko Rolnicze) in Konarzewo gewählt. Er nahm aktiv an den Arbeiten von Towarzystwo Gimnastyczne „Sokół” (Turnverein „Der Falke“) teil. Als der I. Weltkrieg ausbrach, wurde er schon am 4. August 1914 mobilisiert und zog als Befehlshaber der Munitionskolonne an die Front. Am 5. Februar 1915 wurde er zum Leutnant befördert. Zuerst kämpfte er an der Ostfront, und später in Dänemark und Frankreich. Gegen Ende des Krieges, am 28. September 1918 wurde er ins Krankenhaus in Posen eingewiesen, wegen der sich verschlechternden Herzerkrankung. Am 12. November 1918 wurde in Posen, in der privaten Wohnung von Leon Pluciński aus Swadzim - Powiatowa Rada Ludowa (Kreisvolksrat) eröffnet. Andrzej Kopa wurde zum Kommandanten der Straż Ludowa (Volkswehr) im Kreis Posen-West ernannt. Auf einem Wege, der nur ihm bekannt war, legal, erhielt er von Sterznagl, dem Kommandanten der preußischen Polizei in Posen, 250 Gewehre samt Munition aus den Militärlagern. Die Waffen wurden mit Pferdewagen transportiert, die Antoni Szyfter aus Wiry gehörten und wurden dann in dem Wirtshaus von Teofil Kandulski in Dopiewo gelagert. Leutnant Andrzej Kopa begann energisch mit der Organisation der Volkswehr in jedem Ort des ihm unterstellten Gebietes an. Am 27. Dezember 1918 ist der Großpolnische Aufstand ausgebrochen. Am nächsten Tag, am 28. Dezember 1918, hat Andrzej Kopa die Mobilisierung der Volkswehr des Kreises Posen-West angekündigt. Diese fand in Dopiewo statt. Dieser Ort war ein perfekter strategischer Punkt, weil dort eine Eisenbahnlinie verlief, die eine Verbindung zwischen Posen und Berlin herstellte, und es befand sich dort ein Post- und Telegraphenamt. Kopa organisierte eine disziplinierte und gut bewaffnete Militärabteilung. Ein Teil der Aufständischen zog nach Wolsztyn, wo man viele Handwaffen, mehrere schwere Maschinengewehre und 4 Kanonen einnehmen konnte. In der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1919 eroberten die durch Andrzej Kopa angeführten Abteilungen der Aufständischen den Flughafen in Ławica. Die Aufständischen des Kreises Posen-West nahmen auch an den Kämpfen in Kargow, Zbąszyń, bei Żnin und an der Netze teil. Durch den Beschluss der Behörde in Posen wurde Leutnant A. Kopa samt der Abteilung nach Posen abkommandiert, und dann nach Biedrusk, wo er das 10. Großpolnische Schützen-Regiment organisierte, welches nach der Reorganisation der Polnischen Armee in das 68. Infanterie-Regiment umbenannt wurde. Anfänglich diente er als Leutnant. Als erfahrener Artillerist wurde er dann aber an die Ostfront geschickt. Schnell wurde er befördert. Am 30. März 1919 wurde er zum Oberleutnant und Hauptmann befördert. Durch den Beschluss des Marschalls Józef Piłsudski vom 1. Januar 1920 wurde der Hauptmann Andrzej Kopa aus Trzcielin zum Provisorischen Ordenskapitel Virtuti Militari berufen und mit dem Silbernen Kreuz Virtuti Militari mit der römischen Nummer XI. ausgezeichnet (Kreuze mit solchen Nummern erhielten nur die Mitglieder des ersten Provisorischen Ordenskapitels, alle anderen erhielten Kreuze mit arabischen Nummern). Schon am 8. März 1920 stellte Generalleutnant Daniel Konarzewski als Kommandeur der 14. Großpolnischen Infanterie-Division bei dem Ordenskapitel Virtuti Militari einen Antrag auf die Auszeichnung des Leutnants Andrzej Kopa mit dem Goldenen Kreuz. Diese Auszeichnung hat Leutnant Andrzej Kopa nie erhalten. Nach mehrwöchigem gesundheitsbedingtem Urlaub kehrte er in die Armee zurück. Am 31. März 1920 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Bereits am 29. Oktober 1920 wurde Oberstleutnant Andrzej Kopa als Befehlshaber der II. Brigade der Großpolnischen Freiwilligen-Division zur Beförderung zu einem Oberst vorgeschlagen. Der Antrag wurde durch den Generalleutnant Adam Koc unterschrieben. Im Jahr 1920 wandte sich Andrzej Kopa an den Minister für Militärische Angelegenheiten mit dem Antrag auf die Entlassung aus dem Militärdienst. Nach dem Ende des polnisch-sowjetischen Krieges kümmerte sich Oberst Andrzej Kopa um seine Landwirtschaft und nach dem Tod seiner Mutter um seine beiden Schwestern. Als am 1. September 1939 der II. Weltkrieg ausbrach blieb Oberst Andrzej Kopa wegen ernsthafter Herzerkrankung in Trzcielin. Schon Anfang 1940 hat die deutsche Regierung angefangen, sich für ihn zu interessieren. Nach Trzcielin kam ein Deutscher namens Kuntz, dessen Aufgabe es war, den Gutshof von Andrzej Kopa zu übernehmen. Allerdings fanden die beiden eine Einigung. Es stellte sich nämlich heraus, dass sie Offiziere desselben Regiments waren und während des I. Weltkrieges gemeinsam an der Westfront kämpften. Oberst Andrzej Kopa erhielt die vertrauliche Information, dass er innerhalb von drei Tagen nach der Übernahme des Gutshofes durch den neuen Eigentümer verhaftet und zu Tode verurteilt wird, und zwar für seine Tätigkeit in der Zeit des Großpolnischen Aufstandes im Gebiet des Kreises Posen-West. Der Deutsche Kuntz ermöglichte dem Oberst A. Kopa und seiner Schwester eine Flucht aus Trzcielin. Dieser fuhr heimlich mit einem Militärtransport, der kurz an der Eisenbahnstation in Dopiewo anhielt, zum Generalgouvernement. Er wohnte in Wierzchowiska, Kreis Janów Lubelski, wo er sich bis Anfang April 1945 aufhielt. Schon am 28. April 1945 kehrte er nach Trzcielin zurück. Die neue Situation und politische Veränderungen, die nach 1945 eintraten, waren für Andrzej Kopa nicht von Vorteil. Als Gutshofbesitzer wurde er dazu gezwungen, Trzcielin für immer zu verlassen. Anfangs wurde er als Leiter eines landwirtschaftlichen Betriebes in Głuszyna Leśna eingestellt. Er wurde auch als verdienter großpolnischer Aufständischer zum Mitglied des Kreisnationalrates (Powiatowa Rada Narodowa) in Posen berufen. Allerdings verzichtete er bald selbst auf die gesellschaftliche Arbeit, weil man in seinem Lebenslauf die Teilnahme am Krieg von 1920 an der Ostfront entdeckte. Später wurde A. Kopa zum Feldvorarbeiter versetzt. Er beendete endgültig seine berufliche Karriere als Hofarbeiter. Wegen seiner Herzerkrankung ging er in die Invalidenrente. Er wohnte mit seiner Schwester in Chomęcice bei seinem ehemaligen Kameraden aus den Kämpfen der ersten Phase des I. Weltkrieges, Władysław Szczerbowski, der seinem Befehlshaber einen Teil der eigenen Wohnung zur Verfügung stellte. Oberst Andrzej Kopa starb am 11. Juni 1956 und wurde im Familiengrab auf dem Pfarrei-Friedhof in Konarzewo, Gemeinde Dopiero beigesetzt. Neben dem bereits genannten Silbernen Kreuz Virtuti Militari wurde der Oberst Andrzej Kopa mit folgenden Auszeichnungen ausgezeichnet: Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta, Unabhängigkeitskreuz mit den Schwertern, zweifach mit dem Tapferkeitskreuz, dem Goldenen Verdienstkreuz, dem preußischen Eisernen Kreuz der I. und II. Klasse und dem österreichischen Kriegskreuz. Oberst Kopa hat keine Familie gegründet. Seinen Namen trägt eine der Straßen in Ławica und die Hauptstraße von Trzcielin.

 

Bibliografie
E. Tomkowiak, Kopa Andrzej (1879-1956), (w:) Powstańcy Wielkopolscy. Biogramy uczestników Powstania Wielkopolskiego 1918-1919, red. B. Polak, T. II, Poznań 2006, s. 95-98.
Autor des Eintrags
Eligiusz Tomkowiak