Verlauf der Aufstandskämpfe

VERLAUF DES AUFSTANDES AB MITTE JANUAR BIS MITTE FEBRUAR 1919

Marek Rezler

Mitte Januar 1919 begann die zweite Phase des Großpolnischen Aufstandes, die vor allem in der Formierung einer regulären Armee und Erhaltung der bisherigen Errungenschaften bestand. Dieser Prozess begann am 16. Januar, im Moment der Unterzeichnung durch General Józef Dowbor Muśnicki des Tagesbefehls des Oberkommandos. Zu dieser Zeit hing die politische Lage der Region von dem Verlauf der auf der Friedenskonferenz in Paris geführten Gespräche, und vor allem von der Haltung Frankreichs ab, das Polen eine wichtige Position in dem nachkriegszeitlichen Kräfteverhältnis im zentralen Teil Europas zudachte. Es war im Interesse der Regierung dieses Staates, Deutschland maximal zu schwächen und eine starke Rzeczpospolita, als Gegengewicht im Osten bei eventuellen Vergeltungsbestrebungen der Deutschen in der Zukunft kam ihnen nur allzu gelegen.

General Józef Dowbor Muśnicki hat die Großpolen mit seiner Kompetenz, Entschlossenheit und auch mit seinen konservativen Ansichten schnell für sich eingenommen. Er war auf bedingungslose formale Disziplin eingestellt und tolerierte in der Armee keine Politik; diese seine Linie wurde konsequent realisiert, ohne Rücksicht auf Widerwillen oder Unzufriedenheit in der Armee. In dem am 11. Januar 1919 zwischen dem General und dem Kommissariat des Obersten Volksrates (KNRL) abgeschlossenen Vertrag wurde die Kompetenz des neuen Oberbefehlshabers genau bestimmt, den man ausdrücklich auf den übergeordneten Charakter des KNRL gegenüber der Armee hingewiesen hat. Die Kontrolle über die Armee hatte die Militärische Abteilung des KNRL inne, an deren Spitze Jan Maciaszek, Hauptmann Władysław Sczaniecki und Generalmajor Kazimierz Raszewski standen. Die Trennung der Kompetenzen des Oberkommandos und des KNRL kam bereits am 17. Januar zum Ausdruck, als KNRL die Verordnung über die Einberufung der Jahrgänge 1897-1898 erließ. Man begann mit der Vorbereitung der personalen Grundlagen für die Entstehung einer regulären Armee. Eine weitere Einberufung wurde noch zwei Mal verkündet: am 4. März 1919 – Einberufung der Jahrgänge 1895-1896 und am 24. April – Einberufung der Jahrgänge 1894 und 1901. Es war eine riesige Mobilisationsanstrengung, eine der größten in den polnischen Gebieten. Am 21. Januar 1919 legte das KNRL den Text der Eidesformel fest, die für alle Soldaten der Großpolnischen Streitkräfte gelten sollte: „In der Gegenwart des Allmächtigen, Einzigen Gottes in seiner Heiligen Dreifaltigkeit gelobe ich, dass ich Polen, meinem Vaterland und der Sache des gesamten Polnischen Volkes immer und überall dienen werde, und dass ich mein Vaterland und das Wohl der Nation bis zum letzten Tropfen Blut verteidigen werde, dass ich dem Kommissariat des Obersten Volksrates in Posen, den Befehlshabern und meinen durch jenes Kommissariat ernannten Vorgesetzten immer und überall gehorsam sein werde und dass ich mich im Allgemeinen so verhalten werde, wie es eines tapferen und rechtschaffenen polnischen Soldaten würdig ist, dass ich nach der Wiedervereinigung Polens einen Soldateneid leisten werde, der durch die polnische staatliche Obrigkeit festgelegt sein wird“.

Ab dem 19. Januar wurde die Struktur des Oberkommandos geändert, und man führte zwei gesonderte Abteilungen ein: organisatorisch-taktische Abteilung und Verwaltungsabteilung. Noch am selben Tag zog das Oberkommando von dem Hotel „Royal“ in seinen neuen Sitz um: das Gebäude am Platz Działowy, das früher durch das Kommando des V. Armee-Korps belegt wurde. Zeitgleich mit dem Ausbau der Führung und des Stabes fing General Muśnicki an, entsprechende Mitarbeiter auszuwählen, und zwar ganz unabhängig von den zum damaligen Zeitpunkt herrschenden politischen Tendenzen. Am 31. Januar übernahm die Pflichten des Stabschefs der nach Großpolen angereiste Władysław Anders – ein Offizier des I. Polnischen Korps. Der dritte Stabschef des Oberkommandos war Oberst Jan Wroczyński, der vom 18. April bis November 1919, bis zur Liquidierung des Oberkommandos, seine Pflichten wahrnahm. In Kürze kamen auch andere Offiziere aus dem I. Polnischen Korps nach Posen an, die auf Befehl des Generals Muśnicki viele führende Positionen in den Großpolnischen Streitkräften übernahmen. Die höheren Führungspositionen in der Armee wurden durch Offiziere besetzt, die nicht nur über die entsprechenden Dienstgrade verfügten, sondern auch theoretisch zu ihren Funktionen vorbereitet waren und Fronterfahrung hatten.

Am 18. Januar 1919 hat das Oberkommando den operativen Befehl Nr. 1 erlassen, in welchem die Aufteilung der Linie, die die Seite der Aufständischen von der Seite des Gegners trennte, in folgende Fronten eingeführt wurde: – Nordfront: von der Grenze mit Kongresspolen bei Inowrocław bis zum Weiss-See (Jezioro Białe) bei Czarnków; Befehlshaber: Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski; – Westfront: vom Weiss-See (Jezioro Białe) bis zum Obra-Kanal bei Wolsztyn; Befehlshaber: Oberst Michał Milewski; – Südwestfront (auch „Gruppe Leszno” genannt): vom Obra-Kanal bis zum Poniec; Befehlshaber: Leutnant Bernard Śliwiński; – Südfront: von Poniec entlang der Grenze mit der Provinz Schlesien bis zur Grenze mit Kon-gresspolen; dort hatte Leutnant Władysław Wawrzyniak das Kommando. Die Befehlshaber der Gruppen (Fronten) unterstanden in operativer Hinsicht unmittelbar dem Oberkommando, die Befehlshaber im Bereich der Versorgung und Verwaltung wiederum – unterstanden den Befehlshabern der Militärischen Bezirke. Der I. (Posener) Militärische Bezirk sollte eine operative Reserve formieren, die auf beliebigen Abschnitten, je nach Bedarf, agieren sollte. Die einzelnen Befehlshaber der Fronten und Abschnitte erhielten die Aufgabe, sofort mit dem Formieren der Schützen-Regimenter (Infanterie) im unterstellten Gebiet anzufangen. Am 19. Februar 1919 wurde die gesamte Struktur des durch den Aufstand erfassten militärischen Verwaltungsgebietes in drei Militärische Bezirke aufgeteilt, die mit den einzelnen Fronten korrelierten: I. Nördlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Wieleń, Czarnków, Piła, Chodzież, Wyrzysk, Bydgoszcz, Wągrowiec, Gniezno, Witkowo, Żnin, Szubin, Inowrocław, Strzelno; II. Westlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Posen – Ost, Posen – West, Oborniki, Szamotuły, Międzychód, Skwierzyna, Nowy Tomyśl, Międzyrzecz, Babimost, Kościan, Grodzisk, Śmigiel, Leszno, Wschowa; III. Südlicher Militärischer Bezirk: Kreise: Gostyń, Rawicz, Koźmin, Krotoszyn, Śrem, Jarocin, Pleszew, Września, Środa, Ostrów Wielkopolski, Odolanów, Kępno, Ostrzeszów. Gleichzeitig wurden die Befehlshaber der Militärischen Bezirke und zugleich der Fronten festgesetzt: I. – Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski, II. – Oberst Michał Milewski und III. – Oberst Adolf Jan Kuczewski. Demzufolge war ein und derselbe Offizier für Kampfhandlungen auf seinem Abschnitt sowie für die Versorgung und Vervollständigung der ihm unterstellten Armee verantwortlich. Zu diesem Zwecke wurde in jedem militärischen Bezirk eine Kontingent-Kommandantur berufen, die sich mit den Quartiermeister-Angelegenheiten befasste; sie hatte ihren Sitz (der Reihe nach) in: Gniezno, Posen und Jarocin. Während der Festlegung des Kontingents ließ man sich durch die Mobilisierungsmöglichkeiten der Region und die Bedürfnisse der Fronten leiten.

Ausgewählte Kämpfe der zweiten Phase des Aufstandes: 15. Januar - 16. Februar 1919 Der operative Befehl des Oberkommandos Nr. 1 vom 18. Januar regelte hauptsächlich strukturelle und organisatorische Angelegenheiten. Aber an den einzelnen Frontabschnitten dauerte der Kampf weiter an, und man bemühte sich, die Reichweite des Aufstandes zu erweitern. Dennoch musste man mit der Notwendigkeit rechnen, neue Gebiete bei eingeschränkter Möglichkeit der Unterstützung seitens der lokalen polnischen Bevölkerung – die immer mehr in der Unterzahl war und durch die deutschen Nachbarn kontrolliert wurde, zu befreien. Der Aufstand in Großpolen stärkte beachtlich nationalistische Positionen in den deutschen Kreisen. Die Regierung in Berlin stand der Gefahr gegenüber, dass ihr die Staaten der siegreichen Koalition strenge Bedingungen des Friedensvertrages stellen könnten, so dass es also notwendig war, die eigenen Reihen zusammenzuschließen und das größtmögliche Gebiet zu verteidigen, unter gleichzeitiger Beibehaltung der Kontrolle. Die Grenzschutz-Abteilungen und die Streitkräfte der deutschen Siedler waren viel zu schwach, um im offenen Kampf die aufständische Bewegung niederzuschlagen, aber sie waren vollkommen dazu geeignet, die Fortschritte der polnischen Abteilungen aufzuhalten. Im Frühling 1919 veränderte sich die Situation vollkommen, vor allem infolge des Plans eines demonstrativen Krieges gegen Polen, der mit der Niederschlagung des Widerstandes in Großpolen verbunden war. Vorläufig jedoch, hielt man im Januar und im Februar die Polen, oft sehr erfolgreich, zurück.

Kampf um Kąkolewo (Konkolewo) am 28. Januar 1919. Der am 28. Januar 1919 stattgefundene Kampf der Aufständischen von dem Abschnitt „Pawłowice” um Kąkolewo (Konkolewo) stellt ein Beispiel für einen gekonnt geführten Kampf gegen die Landungstruppen der zwei deutschen Panzerzüge. Diese kamen zur Eisenbahnstation in Kąkolewo angefahren und eröffneten Feuer zum Schutz der gleichzeitig aus den Zügen aussteigenden Landungstruppen. Den Deutschen gelang es anfänglich, die Eisenbahnstation zu erobern, aber ihr weiterer in Richtung Dorf fortgesetzter Angriff wurde durch das Feuer der polnischen Maschinengewehre aufgehalten. Infolge eines Gegenangriffs, dem sich die Kompanie aus Środa anschloss, wurden die Deutschen zum Rückzug aus dem Bahnhof und zum Wiedereinsteigen der Landungstruppen in die beschädigten Züge gezwungen. Ein erneuter Versuch, am 14. Februar Kąkolewo auf eine ähnliche Art und Weise zu erobern, war auch erfolglos.

Vorstoß auf Nowe Kramsko (Neu Kramzig) 2.-3 Februar 1919 Nach dem Empfang der Nachricht über die Besetzung von Nowe Kramsko (Neu Kramzig) durch die Deutschen beschloss die polnische Führung, von Babimost aus einen Angriff auszuführen und das Dorf zurückzugewinnen. Die Informationen zu dieser Aktion, über die wir verfügen, sind zwar sehr allgemein gehalten, aber sie erlauben es dennoch, sich ausreichend zu orientieren, was die Taktik der Aufständischen betrifft. Vor allem sind die Nachnamen der polnischen Befehlshaber unbekannt, und man weiß auch nicht viel über die Ziele der gesamten Aktion – neben des Vergeltungsstrebens und dem Wunsch, auf die Offensivhandlungen der deutschen Seite zu antworten. Am 2. Februar 1919 um die Mitternacht versammelten sich auf dem Marktplatz von Babimost 152 Aufständische mit drei leichten Maschinengewehren. Diese Abteilung wurde in drei Gruppen aufgeteilt; in jeder von ihnen gab es Leute aus einem konkreten Gebiet, die aus Nowe Kramsko und der Umgebung stammten. Die erste Gruppe (28 Leute und 1 leichtes Maschinengewehr) führte einen Marsch entlang der Eisenbahngleise aus, die aus Babimost nach Sulechów führten, und besetzte die Stellungen entlang des Feldweges, in einer Entfernung von 1 km nördlich von Nowe Kramsko. Diese Gruppe sollte den Deutschen, die versuchen würden, sich über die nördlich vom Dorf gelegenen Wege fortzubewegen, den Rückzug abschneiden. Die zweite Gruppe (89 Leute) führte einen Marsch von Babimost nach Kuligów, und dann über die Waldschneisen durch die Wojnowskie-Wälder aus. Man sollte eine Schwarmlinie auf der Höhe des südlich von Nowe Kramsko gelegenen Friedhofes bilden, die Pfarrei einnehmen und das Dorf von den feindlichen Soldaten befreien. Die dritte Gruppe (27 Leute, vorwiegend Freiwillige) führte anfänglich einen Marsch mit der zweiten Gruppe aus, ging dann aber weiter über das eingefrorene Wojnowskie-See und nahm die Stellungen am Waldrand ein, nördlich von Stare Kramsko. Die Aufgabe dieser Gruppe war die Eroberung der deutschen Kanonen-Batterie, die am Waldrand, südlich von dem Ort Kolesin lokalisiert war. In Nowe Kramsko befand sich zu dieser Zeit eine Kompanie deutscher Infanterie, die etwa 150 Soldaten zählte und durch den Rittmeister von Kleist angeführt wurde; es waren vorwiegend infanterisierte Ulanen des 10. Regiments aus Sulechów. Diese Streitkräfte besetzten die Kirche, die Schule und das Landgut, welches noch zusätzlich mit einem Verhau aus Stacheldraht abgesichert wurde. Südlich von Kolesin wurde eine aus vier Kanonen bestehende Kanonen-Batterie, fast ohne Schutz lokalisiert. Um 4.00 Uhr nahmen alle polnischen Gruppen die geplanten Stellungen ein. Die dritte Kolonne, die nicht die Kanonen antraf, die sie erbeuten sollte, bewegte sich in Schwarmlinie weiter fort, in Richtung Kolesin. Sie wurde aus den Gebäuden im Dorf beschossen und schlug sich zwischen Kolesin und Wojnowskie-See nach Nowe Kramsko durch. Erfolgreich verlief auch der Angriff der zweiten Gruppe. Die überraschten Deutschen verteidigten sich nur in der Kirche, und nur sehr kurz in der Schule. Der Großteil der Einheit nutzte die Dunkelheit und die geringe Zahl der ersten Gruppe, und zog sich in nördlicher Richtung zurück. Die polnischen Verluste beliefen sich auf 6 Getötete und 17 Verletzte, und deutsche auf: 4 getötete Offiziere und 32 Soldaten, 30 Verletzte, 25 Gefangengenommene. Die Aufständischen erbeuteten: 7 schwere und 2 leichte Maschinengewehre, mehr als 40 Handgewehre, 15 Tsd. Stück Munition, 6 Pferde, eine Feldküche und einen Munitionswagen für schwere Maschinengewehre. Das Dorf wurde auf diese Weise eingenommen – wenn auch nur vorübergehend, da die Deutschen infolge eines Gegenangriffs es erneut besetzten.

Die Kämpfe um Rawicz (Rawitsch): 3.-4. und 5.-6. Februar 1919 Sowohl die beiden Kämpfe um Rawicz (Rawitsch) als auch die etwas früher stattgefundenen Kämpfe in der Umgebung von Poniec und Kąkolewo bildeten einen Teil der Kämpfe an der Süd- und Südwest-Front des Aufstandes. Im Februar 1919 wurde die Südfront, an deren Spitze Leutnant Władysław Wawrzyniak stand, in vier Abschnitte unterteilt: I. (Góra-Abschnitt) – Befehlshaber Leutnant Alfons Breza, II. (Krotoszyn-Abschnitt) – Befehlshaber Leutnant Marian Modrzejewski, III. (Odolanów-Abschnitt) – Befehlshaber Feldwebel Feliks Witecki, IV. (Ostrzeszów-Abschnitt) – Befehlshaber Leutnant Stanisław Thiel. Am 13. Februar übernahm Oberst Adolf Jan Kuczewski das Kommando über die Front. Insgesamt zählten die polnischen Streitkräfte hier etwa 2100 Soldaten. Die Deutschen verfügten auf diesem Abschnitt über die Streitkräfte der Leszno-Garnison, und außerdem befanden sich in der Nähe: das 6. Grenadier-Regiment (früher Posener Regiment, gegenwärtig in Rawicz), das 11. Grenadier-Regiment (aus Wrocław), das 37. Infanterie-Regiment (aus Krotoszyn), das Freiwilligen-Bataillon der Hannoverschen Schützen, 1. Ulanen-Regiment (aus Milcz), 4. Ulanen-Regiment, 5. Kürassier-Regiment, 5. Schwere-Artillerie-Regiment (früher Posener Regiment), ein Infanterie-Bataillon und 2 Feldartillerie-Batterien in Międzyborze, ein Garde-Feldartillerie-Regiment in Twardogóra, Abteilungen aus Kępno, Bralin und Słupia Kapitulna (250 Leute), die Einheit aus Oleśnica. Trotz der großen Zahl von Einheiten muss man feststellen, dass ihre zahlenmäßige Zusammensetzung meist weit von dem Kontingent entfernt war, so dass das Missverhältnis der Streitkräfte doch groß war. Der Beschluss der polnischen Seite, Rawicz zu erobern hatte im Grunde genommen eine emotionale und prestigeträchtige Bedeutung. Die deutschen Streitkräfte in Rawicz und in der Gegend führte General Kurt von dem Borne an. Am 23. Januar 1919 beabsichtigten die Deutschen die Eroberung von Miejska Górka. Der Angriff misslang jedoch, trotz der Artillerie-Vorbereitung, und schließlich fing die deutsche Seite ihre Aktivität auf diesem Abschnitt auf den Beschuss der polnischen Positionen aus Geschützen einzuschränken. Angesichts dieser Lage beschlossen die Polen, Offensivhandlungen einzuleiten, um Rawicz zu erobern. Anfang Februar verfügten sie auf dem Rawicz-Leszno-Abschnitt über: das 6. und 11. Grenadier-Regiment, 37-Füsilier-Regiment, 50. Infanterie-Regiment (Leszno, Rawicz), 56. Leichte-Feldartillerie-Regiment, 5. Schwere-Artillerie-Regiment, 5. Pionier-Bataillon (Leszno). Die Zusammensetzung der polnischen Streitkräfte unterlag keiner Änderung. Gemäß dem durch den Stabschef der Front, Zygmunt Wieliczka, festgelegten Plan, beabsichtigte man Łaszczyn und Dębno Polskie zu erobern, die telegraphischen und Eisenbahn-Verbindungen nach Rawicz zu durchtrennen und dann den Angriff auf die Stadt vor einem eventuellen Entsatz für die Deutschen aus Sarnowa, Bojanowo und Gierłachowo abzusichern. Der endgültige Plan des Angriffs auf Rawicz wurde jedoch durch Leutnant Alfons Breza festgelegt, der damals schon das Kommando über den Rawicz-Abschnitt innehatte. Es wurden drei Stoßgruppen gebildet: Erste Gruppe (etwa 260 Leute): Zakrzew-Kompanie (Befehlshaber Wojciech Kozal, ca. 80 Leute), 1. Jarocin-Kompanie (Befehlshaber Feliks Nadolski, ca. 114 Leute), Jutrosin-Kompanie (ca. 40 Leute), Lubiń-Abteilung (ca. 20 Aufständische). Aufgabe der Gruppe: Rawicz von Norden, von der Region Zakrzewo-Kawcze zu attackieren. Die zweite Gruppe (ca. 330 Aufständische): Góra-Bataillon (Befehlshaber Konstanty Pietruszyński). Aufgabe: Angriff im Bereich des Streifens Żołędnica - Niemarzyn, in Richtung auf Sarnowa ausführen. Dritte Gruppe (ca. 500 Soldaten): Abteilung der Aufständischen u.a. aus: Chojno, Golejewo, Słupia Kapitulna, Zielona Wieś und Koźmin. Aufgabe: von Słupia Kapitulna und Zielona Wieś einen Angriff auf Dębno Polskie, Kąty und Szymanowo auszuführen. Man begann mit dem Angriff in der Nacht vom 3. zum 4. Februar. Trotz des anfänglichen Erfolges, der Besetzung von Łaszczyn und Szymanowo und des Erreichens der Vorstadt von Rawicz, zogen sich die Aufständischen in ihre Ausgangsstellungen zurück. Der erste Kampf um Rawicz endete mit Niederlage. Nach den Ereignissen am 3. und 4. Februar 1919 bereiteten sich beide Seiten zu einem weiteren Gefecht vor. Die Deutschen erhielten Verstärkung von den Abteilungen aus Żmigród, Leszno, und Bojanowo, und kurzfristig auch aus Oborniki Śląskie. Zum Rawicz-Abschnitt zogen auch 500 neue Aufständische heran: 3. Jarocin-Kompanie (Befehlshaber Stanisław Krystofiak), 4. Jarocin-Kompanie (Befehlshaber Alojzy Nowak). Das Kommando über die beiden Jarocin-Kompanien hatte Bronisław Kirchner inne. 2. Pleszew-Kompanie (Befehlshaber Antoni Kozłowicz), 2. Koźmin-Kompanie (Befehlshaber Franciszek Ciesielski). Das Frontkommando beschloss nach den in dem ersten Kampf um Rawicz gemachten Erfahrungen, Rawicz in der Nacht vom 5. zum 6. Februar zu erobern. Man sah also einen Angriff auf einer 6 km breiten Front in zwei Phasen vor: Eroberung von Konarzewo, Łaszczyn und Sarnowa, dann Angriff auf Rawicz von den auf diese Weise gewonnenen Ausgangspositionen. A. Breza hat eigenwillig in diesen Plan noch die Eroberung von Dąbrówka aufgenommen, wodurch er die Angriffsfront nach Nordosten verlängerte – wodurch er einen der grundlegenden Fehler des Kampfes vom 3.-4. Februar wiederholte. Man griff frontal, aus mehreren Richtungen gleichzeitig an. Der Angriff der 2. Koźmiń-Kompanie auf Dąbrówka misslang, trotz der Annäherung vom Dorfrand aus. Die zweite Gruppe, die zentrale, eroberte Sarnówka, und dann, nach einem erbitterten Kampf, auch Sarnowa. Das eroberte Gebiet ließ sich aber nicht halten, zumal das Kommando des Abschnitts es nicht absichern konnte; mehr noch, die Pleszew-Kompanie wurde versehentlich durch die Soldaten der 1. Góra-Kompanie angeschossen, die sich in der Situation nicht sofort orientierten. Indessen nutzten die Deutschen den Umstand, dass die Aufständischen die Eisenbahngleise unversehrt beließen und führten einen Panzerzug in den Kampf hinein. Gleichzeitig startete am 7. Februar ein Gegenangriff der durch diesen Zug unterstützten Soldaten des Hannoverschen-Schützen-Bataillons und des 50. Infanterie-Regiments. Die Deutschen eroberten Sarnowa und zwangen die Aufständischen zum Rückzug aus Sarnówka. Sie wurden erst durch die Kräfte der 3. Jarocin-Kompanie bei Miejska Górka aufgehalten. Im Endeffekt veränderten die beiden Schlachten von Rawicz nichts an der Lage der beiden Seiten. Eine ausgesprochene Inkompetenz der Führung und das Begehen immer wieder derselben Fehler – trotz der gewonnenen Erfahrungen – führten bei den Aufständischen zur Verbitterung und Resignation. Das Góra-Bataillon und die Pleszew-Kompanie gingen fort. An ihre Stelle kam das Śrem-Bataillon (Befehlshaber Stefan Chosłowski), der ca. 550 gut organisierte, ausgestattete, bewaffnete und disziplinierte Soldaten zählte. Währenddessen planten die durch die bisherigen Erfolge ermutigten Deutschen für den 10. Februar einen Angriff auf den linken Flügel des polnischen Abschnittes. Zu diesem Zwecke gruppierten sie in Szymanowo das Bataillon der Hannoverschen Schützen, welches auf Stwolno vorstoßen sollte. Ein Bataillon des 50. Infanterie-Regiments aus der Gegend bei Dębno Polskie sollte Zieloną Wieś attackieren, zwei Kompanien des 6. Grenadier-Regiments aus der Gegend bei Nowa Wieś sollten von Süden aus durch einen Angriff Wydawy erobern. Die letzten Gruppen sollten durch das Kanonenfeuer aus Dębno Polskie, Dębno (früher Dębno Niemieckie (Neudamm)) und Nowa Wieś unterstützt werden. Die polnische Seite erfuhr von einem Kriegsgefangenen von den deutschen Plänen, wonach die Aufständischen bereit waren, den Angriff abzuwehren. Am 10. Februar fügten die Deutschen den Verteidigern durch ihre vorbereitenden artilleristischen Aktionen große Verluste zu. Als sie dann endlich zum Angriff übergingen, gelang es ihnen, Wydawy, Zielona Wieś und Stwolno zu besetzen. Bei Zawady und Słupia Kapitulna boten die durch Marian Szulc und Michał Lorkiewicz angeführten Aufständischen wirksamen Widerstand. Die Deutschen verließen Stwolno und Wydawy, und wurden auch aus Zielona Wieś vertrieben. Im Endeffekt wurden um den Preis blutiger Verluste (ca. 300 Gefallene in den beiden Kämpfen um Rawicz) die bisherigen Stellungen gehalten.

Kämpfe um Babimost (Bomst) und Kargowa (Unruhstadt) vom 11.-12. Februar 1919 Einen zuvor festgelegten Offensive-Plan befolgend, leiteten die Deutschen am 11. Februar den Angriff auf Babimost und Kargowa, wobei der Angriff (im Falle des Erfolgs) weiter in Richtung Wolsztyn fortgesetzt werden sollte. Zur Realisierung dieser Aufgabe waren folgende Streitkräfte vorgesehen: 38. Füsilier-Regiment, 58. Infanterieregiment (aus Krosno), Infanteriekompanie aus Smolno, 2 Maschinengewehr-Kompanien – (Leichte) Feldartillerie-Regiment, Haubitzen-Division, Motorisierter Artillerie-Zug, Mörser-Abteilung, Schwadronen des 10. Ulanen-Regiments (aus Sulechów), zwei Panzerzüge, Pioniere-Kompanie, kleinere Grenzschutz-Unterabteilungen. Befehlshaber: Oberstleutnant Burchardi. Diese Streitkräfte wurden in fünf Stoßgruppen aufgeteilt, von welchen zwei in der Hauptrichtung agieren sollten, und die restlichen – in Hilfsrichtungen tätig sein sollten. 1. Gruppe A, bestehend aus: I. Bataillon des 38. Füsilier-Regiments, Infanterie-Abteilung aus Krosno, Grenzschutz-Kompanie, infanterisierte Schwadron des 10. Ulanen-Regiments, 2 Feldkanonen-Batterien, Schwere-Haubitze-Zug, 1 motorisiertes Geschütz, sie sollte unter dem Kommando des Hauptmanns Geisler Kargowa angreifen. Ihr unterstand die Gruppe B: Schwadron des 10. Ulanen-Regiments, Maschinengewehr-Abteilung, die Wąchalewo angreifen sollte – und in der Hilfsrichtung aktiv war. 2. Gruppe C, bestehend aus: III. Bataillon des 38. Füsilier-Regiments, 30 Ulanen aus dem 10. Regiment, 10 Haubitze, sie sollte unter dem Kommando von Major Trievenberg Babimost attackieren. Die restlichen Gruppen (ähnlich wie die Gruppe B) sollten Hilfsangriffe ausführen. 3. Gruppe D: Grenzschutz-Kompanie – 20 Ulanen aus dem 10. Regiment; sie sollte das Gebäude der Eisenbahnstation in Babimost attackieren und erobern, unter Mitwirkung eines Panzerzuges aus Zbąszyń (Befehlshaber Oberleutnant von Bose). 4. Gruppe E: 300 Freiwillige aus unmittelbarer Umgebung, 2 Kanonen-Batterien; sie sollte mit Feuer den Sturm von Babimost unterstützen. Trotz der ziemlich ungenauen Daten, die uns heute noch erhalten geblieben sind, lässt sich feststellen, dass die Deutschen eine breit angelegte Operation, die ihre zahlenmäßige und technische Überlegenheit nutzte, vorhergesehen haben. Es war hauptsächlich die reguläre Armee, die schon nicht mehr so schnell bereit zum Rückzug war, wie Ende Dezember Anfang Januar. Die Streitkräfte der Aufständischen waren deutlich schwächer; die Region Babimost und Kargowa beschützte das IV. Bataillon der West-Gruppe, welches durch Leutnant Siuda angeführt wurde. In demselben Babimost befand sich die Wolsztyn-Kompanie unter dem Kommando des Leutnants Stanisław Tomiak. Die Verteidigung der Kargowa leitete Leutnant Kazimierz Szcześniak, dem die Aufständischen aus Wielichów, Wilkowo und Kopanica zur Verfügung standen. Die polnische Seite war, was den geplanten Angriff auf Babimost angeht, durch einen polnischen Deserteur aus dem 38. Füsiliere-Regiment vorgewarnt. Weil die Deutschen dem Angriff einer Artillerie-Aktion vorangehen lassen wollten, befahl der darüber informierte Leutnant Siuda, die Stellungen um mehrere hundert Meter zu verschieben. Im Endeffekt hatte das Feuer der Geschütze seine Aufgabe nicht erfüllt, und der deutsche Angriff, der darauf folgte, wurde mit großen Verlusten abgewehrt. Und auch der zweite Angriff blieb erfolglos. Dann haben die Deutschen ihre ursprüngliche Absicht geändert und griffen Babimost aus drei Richtungen an: von Nowe Kramsko, von Süden und von Nordosten auf die Eisenbahnstation. Es wurden auch die beiden Panzerzüge eingesetzt – einem von ihnen gelang es, bis zur Eisenbahnstation vorzudringen. Die Aufständischen mussten trotz der durch die Soldaten aus Chobienice durchgeführten Gegenangriffe den Bahnhof verlassen. Die Deutschen wiederum fingen gleichzeitig damit an, den linken Flügel zu umzingeln, und den Aufständischen ging die Munition aus – so dass man letztendlich Babimost verlassen musste. Die polnische Einheit ging nach Grójec Wielki, und die sie verfolgenden Deutschen sind ihr zuvorgekommen und nahmen Chobienice ein. Durch den Beschluss von Leutnant Siuda wurde eine Stoßgruppe gebildet, die sich aus der sich aus Babimost zurückziehenden Einheit und einem Teil der Reserve zusammensetzte, welche dann die Deutschen aus Chobienice vertrieb. Während des Kampfes um Babimost attackierten die Deutschen Kargowa. Man griff in einem Bogen an, der das Gebiet von dem Weg Kargowa – Babimost, über den Weg nach Chwalimie, den Obra-Kanal (damals: Zgniła Obra, Obrzyca) entlang, bis zur Straße Kargowa-Karszyn umfasste. Die Stellungen der Aufständischen waren auf dem Vorgelände der Stadt lokalisiert, parallel zur Angriffsfront der Deutschen. Es wurde eine Aufteilung in den nördlichen, mittleren und südlichen Abschnitt vollzogen, von welchen jeder durch jeweils einen Zug Aufständischer besetzt war; ein Zug blieb in der Reserve. Am 11. Februar wurden die polnischen Trupps, die nördlich und westlich von Kargowa lokalisiert waren, weggedrängt, und am nächsten Tag erfolgte der richtige Angriff, dem eine Artillerie-Aktion voranging. Den Frontalangriff wehrten die Aufständischen zweifach durch einen wirksamen Feuerbeschuss aus kurzer Distanz ab. Dann fingen die Deutschen an, die aufständische Einheit von Kargowa von Nordwest zu umfassen, wobei sie den Angriff gleichzeitig durch das Feuer aus Kanonen und Maschinengewehren unterstützten. Anfangs kamen die Aufständischen gut zurecht, aber der Gegenangriff auf den linken Flügel des Gegners misslang. Letztendlich gelang es also den Deutschen, trotz der konsequent und kompetent durchgeführten Verteidigung, die Aufständischen nach Kopanica zu vertreiben, und sogar den südlich gelegenen Friedhof zu besetzen. Die nächste Phase des Kampfes war wiederum die Verteidigung von Kopanica, zumal die Deutschen außerhalb des Friedhofs den südlichen Teil des Ortes eroberten und den Angriff in nordwestlicher Richtung fortzusetzen beabsichtigten. Der Verteidigung schlossen sich sowohl die sich aus Kargowa zurückziehenden Aufständischen sowie die lokale Abteilung an, die durch Feldwebel Józefa Szwaba angeführt wurde. Das Ergebnis dieses Kampfes wäre jedoch schwer vorherzusehen, wenn nicht der Gegenangriff der Reserve-Kompanie unter dem Kommando von Leutnant Eckert zur Hilfe eilen würde. Die Deutschen wurden hinter den nördlichen Obra-Kanal verdrängt und der von ihnen am 13. Februar unternommene erneute Versuch, Kopanica zu erobern, hatte schon keinen Erfolg. Die misslungene, wenngleich tatkräftige Verteidigung von Babimost und Kargowa brachte den Aufständischen schwere Verluste ein: 40 Soldaten fielen, 70 wurden verletzt, 30 gerieten in Gefangenschaft. Die Deutschen hatten neben den 70 Getöteten, viele Verletzte.

Der Versuch der Zurückeroberung des Brückenkopfes bei Grójec Wielki, 15. Februar 1919 Am 12.2.1919 eroberten die Deutschen den Brückenkopf bei Grójec Wielki, und gewannen auf diese Weise ein geeignetes Gebiet, um Wolsztyn von der Seite des Grójecki-Sees zu attackieren. Die Beseitigung dieses Brückenkopfes war also eine taktische Notwendigkeit. Der Verlauf des Kampfes ist heute ziemlich vage bekannt. Für den Angriff war u.a. das II. Posener Bataillon bestimmt. Der Brückenkopf wurde mit zwei gesonderten Gruppen attackiert. Der Erfolg schien zunächst offensichtlich zu sein, bis dann während des polnischen Angriffs in die Aktion unerwartet eine deutsche Abteilung intervenierte, die aus Grójec Wielki herbeimarschiert kam, um die sich dort befindende deutsche Einheit abzulösen. Der unerwartete Angriff und die plötzliche Verdoppelung der Zahl des Gegners entschieden über den Sieg der Deutschen. Eine der polnischen Gruppen wurde vertrieben, und die andere (nördliche) wurde umzingelt und vernichtet; ihr Anführer Leutnant Edmund Krause beging Selbstmord, es fiel auch Leutnant Maksymilian Moellenbrok. Insgesamt starben 32 Aufständische und es gab 35 Verletzte. Auf der deutschen Seite starben 40 Leute und es gab 70 verwundete Soldaten. Auch wenn es gelang, Grójec Wielki zu halten, konnte man den deutschen Brückenkopf nicht mehr liquidieren.

Kämpfe bei Nowa Wieś Zbąska (Neudorf) am 17. Februar 1919 Im Unterschied zur Situation bei Grójec Wielki hatten die Aufständischen bei Nowa Wieś Zbąska (Neudorf) den Brückenkopf unter ihrer Kontrolle. Um ihn zu beseitigen, attackierten die Deutschen den Ort aus drei Richtungen: von Norden - von dem Weg, der Nowa Wieś-Zamek mit Kosieczyn verband, von Westen – vom Waldrand aus, zwischen des Siedlung Zdzisław und dem Weg, der Wieś Zbąską mit Podmokle Wielkie verband, ab Mittag – vom Waldrand aus nach Norden von Grójec Wielki. Den Ort Nowa Wieś Zbąska verteidigte die 2. Kompanie des II. Posener Bataillons, die durch Leutnant Korneliusz Mann angeführt wurde. Die deutschen Streitkräfte waren sieben Mal zahlreicher. Die Deutschen attackierten zeitgleich. Anfänglich hielten die Aufständischen wirksam den Angriff des Gegners auf, mussten sich aber in Kürze doch zurückziehen. Letztendlich nutzte man die Unterstützung der ankommenden Entsatztruppen und verdrängte die Deutschen durch einen Gegenangriff. Es gab aber große Verluste: es starben 20 Aufständische (u.a. Leutnant K. Mann), und es gab auch Verletzte und Gefangengenommene.

Kämpfe an der Nordfront zwischen Łabiszyn (Labischin) und Kcynia (Exin): 21. Januar–17. Februar 1919 Die deutsche Januar-Februar-Offensive wurde besonders intensiv an der Nordfront geführt, zwischen Kcynia und Łabiszyn. Somit wurde diese Richtung von besonderer Bedeutung für die Erhaltung der Errungenschaften des Aufstandes überhaupt. Um die polnische Verteidigung zu durchbrechen, haben die Deutschen etwa 3 tausend gut ausgerüstete und ausgestattete Soldaten zum Einsatz gebracht. Durch einen Angriff im Gebiet zwischen Kcynia und Łabiszyn wollten die Deutschen die Verteidigung der Aufständischen durchbrechen und in die Tiefe Großpolens, in Richtung Gniezno, vordringen. Der Kampfgeist der Armee war nicht besonders groß, und außerdem verzögerten der Arbeiter- und Soldatenrat von Bydgoszcz und das örtliche Grenzschutz-Kommando die Handlungen und erschwerten den Lebensmittel-Transport. Der deutsche Angriffsplan sah wie folgt aus. Die Gesamtheit der Streitkräfte wurde in vier Stoßgruppen und Reserve aufgeteilt. Erste Gruppe: IV. Grenzschutz-Bataillon (Befehlshaber Just). Aufgabe: Besetzung von Chmielniki, Kontaktaufnahme mit dem rechten Flügel der eigenen Streitkräfte, Angriff auf Antoniewo und Nowa Wieś Wielka. Diese Aktion sollte von der Grundrichtung des Angriffs ablenken. Zweite Gruppe: I. Grenzschutz-Bataillon (Befehlshaber Major Schemmel). II. Grenzschutz-Bataillon (Befehlshaber Major von Meisel). Aufgabe: Kcynia attackieren und erobern. Dritte Gruppe: (?) Abteilung des 14. Infanterie-Regiments (aus Bydgoszcz) – Befehlshaber Rittmeister Scholl, Abteilung des Oberleutnants Greiffenberg. Aufgabe: Eroberung von Szubin. Vierte Gruppe: IV. Grenzschutz-Bataillon, Freiwilligen-Matrosen-Abteilung (Befehlshaber Oberleutnant Parsenow). Aufgabe: Einnahme von Rynarzewo. Reserve: II. Grenzschutz-Bataillon (Befehlshaber Hauptmann Huber). Das Kommando bei der Offensive hatte General von Belov inne. Die Deutschen planten es, die polnische Verteidigung zu durchbrechen und drei Hauptorte-Stützpunkte zu erobern: Kcynia, Szubin und Rynarzewo. Das war gezieltes Handeln, zumal 3 tausend Leute, über die Belov verfügte (de facto war es zahlenmäßig betrachtet kaum ein Infanterie-Regiment mit Kampfzusammensetzung, welches dazu noch uneinheitlich war und hinsichtlich der Qualität bedeutend von der regulären Formation abwich), nicht in der Lage waren, eine Offensive an einer 25-Kilometer messenden Front durchzuführen.

Die Einnahme der wichtigsten Orte in dieser Region erlaubte eine Bildung der eigenen Stützpunkte für den weiteren Angriff in Richtung Gniezno, und garantierte außerdem eine sichere Rückendeckung im Falle eines erfolgreichen Vorstoßes. Dem polnischen Nachrichtendienst gelang es, rechtzeitig an die Informationen über die Pläne der deutschen Seite zu kommen. Der Befehlshaber der Nordfront, Oberstleutnant Kazimierz Grudzielski hatte somit Zeit, die Verteidigung vorzubereiten. Zu diesem Zwecke wurde das gefährdete Gebiet in sieben Abschnitte aufgeteilt: erster Abschnitt Inowrocław – Befehlshaber Leutnant Paweł Cyms, zweiter Abschnitt, Łabiszyn und dritter Abschnitt, Szubin, unter gemeinsamer Führung von Hauptmann Jan Tomaszewski, vierter Abschnitt, Kcynia – Befehlshaber Leutnant Konrad Golniewicz, fünfter Abschnitt, Margonin – Befehlshaber Maksymilian Bartsch, sechster Abschnitt, Chodzież – Befehlshaber Oberleutnant Włodzimierz Kowalski, siebter Abschnitt, Czarnków – Befehlshaber Leutnant Michał Zenkteler. Im Lichte der deutschen Pläne waren am meisten die ersten vier Abschnitte gefährdet. Das Kräfteverhältnis war sehr ungünstig für die Aufständischen. Auf einen Aufständischen fielen drei deutsche Soldaten zu, und außerdem bestand ein großes Missverhältnis in der Bewaffnung und Ausrüstung mit Maschinenwaffen und Artillerie. Die Lage verbesserte sich am 21. Januar, als die Nordfront Verstärkung von der Schwere-Maschinengewehre-Kompanie bekam (Befehlshaber Leutnant Józef Trawiński) und von der Artillerie-Abteilung (Befehlshaber Leutnant Edmund Zagrodzki) bekam. Außerdem nutzten die Aufständischen die freie Zeit zwischen den Kämpfen für die technische Absicherung der Verteidigung und für die Verstärkung der Deckung bei den Überquerungen in Antoniewo und Dębionka. Die genauen Richtungen der deutschen Angriffe waren nicht bekannt, daher bereitete man sich zu einer eventuellen mobilen Verteidigung vor, indem man auf die Organisation entsprechend starker Reservetruppen Nachdruck legte. Schließlich beschloss die polnische Seite, die Initiative zu übernehmen und eine Reihe von Punkten im Gelände und in der Ortschaft einzunehmen, was den Deutschen erschweren sollte, den Angriff weiterzuentwickeln. Gemäß diesem Plan besetzten am 22. Januar Hauptmann Jan Tomaszewski und Leutnant P. Cyms den Ort Brzoza – in Kürze musste man sich aber von dort zurückziehen, wegen einer Gegenaktion des Grenzschutz-Bataillons, welches in den deutschen Plänen die erste Stoßgruppe der vorgesehenen Operation bildete. Dieselbe Gruppe zog nach der Besetzung von Brzoza weiter nach Antoniewo. Der entschlossen durchgeführte Angriff des Bataillons unter Hauptmann Just, mit der Unterstützung des Artillerie-Feuers, war anfangs effektiv, so dass die diesen Abschnitt verteidigende Barcin-Kompanie in Panik die eingenommenen Stellungen verließ. Das sich zum Angriff auf Nową Wieś vorbereitende Grenzschutz-Bataillon wurde erst durch das Feuer aus schwerem Maschinengewehr von Feliks Dziennik, und durch den durch das Kanonenfeuer unterstützten Gegenangriff der Kompanie unter Leutnant Tadeusz Fabian, die bislang in der Reserve blieb, aufgehalten. Am 23. Januar überquerten die Netze in der Umgebung von Rudy – wurden aber abgewehrt. Seitdem veränderte sich der Charakter des Kampfes auf dem gesamten Frontabschnitt von Kcynia bis Łabiszyn, es wurde nun eine Reihe von lokalen Gefechten ausgetragen, die durch die Aufständischen mit unterschiedlichem Erfolg geführt wurden. Erst zwischen dem 28. und 30. Januar führten die Deutschen alle vier Gruppen in die Aktion ein. Schon damals kam es zu schweren Kämpfen in der Umgebung von Nowa Wieś. Am 1. Februar gelang es den Deutschen erneut, die Netze zu überqueren, Szubin, Rynarzewo und Łachowo einzunehmen. In dieser Situation beschloss man einen Gegenangriff auf Rynarzewo unter Einsatz von drei Kompanien durchzuführen: der Kompanie unter dem Kommando von Leutnant Tadeusz Fabian: entlang der Straße Szubin-Rynarzewo, der Kompanie unter dem Kommando von Leutnant Władysław Wlekliński und des Zugunteroffiziers Wincenty Pluciński: Angriffsrichtung Rudy–Florentynowo–Rynarzewo, der Kompanie unter dem Kommando von Józef Dratwiński: Angriffsrichtung Dębionka. Die Kämpfe um Rynarzewo fanden am 2. und 3. Februar statt; dieser Ort wechselte mehrfach „seinen Besitzer“. Endgültig fiel er der polnischen Seite zu. Am 3. Februar verteidigten die Aufständischen sehr einfallsreich Kcynia. Es gelang ihnen nicht nur durch Feuer den Angriff der Deutschen aufzuhalten, sondern man umfasste den Gegner und zwang das Bataillon unter Major Meisel zum Rückzug, mit großen Verlusten; die Polen erbeuteten dabei u.a. 6 Kanonen. Es lässt sich feststellen, dass seitdem der deutsche Angriff deutlich an Schwung verlor. Es fanden noch Kämpfe in der Umgebung von Zamoście, Antoniewo, Brzoza, Rosko, Wrzeszczyna, Romanowo und Walkowice statt, die aber nicht mehr viel an der allgemeinen Frontordnung verändert haben. Am 3. Und 4. Februar besetzten die Deutschen unerwartet (trotz der vorangegangenen Vereinbarungen) Chodzież i Margonin. Am 7. Februar fanden noch Kämpfe in der Umgebung von Czarnków statt, doch erreichten die Deutschen damit nicht viel. Die deutsche Offensive an der Nordfront endete letztendlich mit einem Fiasko. An der Südfront, der unruhigsten Front, zählten die aufständischen Streitkräfte ca. 1000 Soldaten, und die größte Abteilung war das Ostrzeszów-Bataillon, das durch Leutnant Stanisław Thiel angeführt wurde. Es war eine Region mit der verhältnismäßig geringsten Kampfaktivität, aber mit einer intensiven Aufklärungsätigkeit auf beiden Seiten. Zwischen dem 15. und 16. Januar wurden siegreiche Gefechte bei Ligota und Kobyla Góra geführt, und drei Tage später kam es zu einem größeren Gefecht bei Rogaszyce. Etwa am 9. Februar eroberte man Mikorzyn, Jutrków, Mechnice und Lubczyna, und am 13. Februar wurden Handlungen in Richtung Kępno unternommen. Am 19. Februar erfuhren die Aufständischen eine Niederlage bei Korzeń. Schließlich gelang es, die Linie: Kotowskie, Szklarka Przygodzicka, Jezioro, Dąbrowa, Myślniew, Kobyla Góra, Zmyślona Parzynowska, Korzeń, Klin, Kierzno bis Mirków an der Prosna zu erreichen. In der Nacht vom 17. zum 18. Februar 1919 plante man einen Angriff auf Kępno, allerdings musste man auf dieses Vorhaben verzichten, weil die deutsche Seite früher von den polnischen Plänen erfahren hat.