Erinnerung

Aktualnie znajdujesz się na:

Die Linse und das Auge. Kazimierz Greger (1887–1967)

Piotr Grzelczak

Die charakteristische weiße Signatur „Fot. K. Greger & Co Poznań”, die man an der Rückseite der einzigartigen die Stadt Posen während des großpolnischen Aufstandes dokumentierenden Fotografien sieht, ist fast allen bekannt. Sie illustriert Dutzende von aufständischen Publikationen und Drucke zu besonderen Anlässen, wird regelmäßig in der Presse und in den digitalen Medien vervielfältigt, und auch die Autoren der Museumsausstellungen und Kuratoren der Jahrestags-Ausstellungen können nicht ohne sie auskommen. Ihren großen historischen Wert bestätigt die Eintragung in die angesehene Landesliste des Programms UNESCO „Pamięć Świata” („Gedächtnis der Welt“). Wenn wir so reichlich aus diesem in seiner Art einzigen fotografischen Nachlass schöpfen, vergessen wir manchmal, wem wir ihn im Grunde zu verdanken haben. Die karge Beschreibung, die sich nur auf die Angabe der Information einschränkt, dass der Autor der Fotografien Kazimierz Greger war, würde ihm nämlich bei weitem nicht gerecht werden. Jener „Fotograf des Aufstandes“, wie er manchmal vorgestellt wird, war nicht nur ein herausragender Dokumentarist, ein erfolgreicher Unternehmer und Philanthrop, sondern auch ein aufrichtiger Patriot, der sich nicht davor scheute, während des II. Weltkrieges mit der Unabhängigkeits-Untergrundbewegung zusammenzuarbeiten.

Kazimierz Greger wurde am 3. Februar 1887 in Inowrocław geboren, welches er allerdings schnell verließ und nach Posen umzog. Hier beendete er das Gymnasium, und hier wurde er wahrscheinlich durch die Leidenschaft fürs Fotografieren ergriffen. Diese Leidenschaft begleitete ihn mit Sicherheit während seines wirtschaftlichen Studiums in Berlin und während seiner Reise durch die größten deutschen Städte. Mit der Zeit wurde sie zur Idee für den Lebensunterhalt, wobei sicherlich die Kontakte aus der Zeit seines Praktikums in Dresden, eines der wichtigsten Zentren der Fotografie-Branche in Europa, hilfreich waren. Im Jahr 1910, nach der Rückkehr in die Hauptstadt Großpolens hat Greger seinen ersten Fotoladen in der Straße Wiktorii (heute: Gwarna-Straße) eröffnet, der dann schnell in die Berlińska-Straße (heute 27. Grudnia-Straße) umzog, wobei er mit der Zeit die gesamte Front des Mietshauses unter der Nummer 18 einnahm. Die Entwicklung der Firma förderte paradoxerweise der Ausbruch des Großen Krieges, als von einem Tag auf den anderen die Nachfrage nach Erinnerungsfotos und Soldatenfotos zunahm. Die Zeiten im Dezember 1918 zwangen Greger jedoch, sein sicheres Atelier verlassen. Sein Fotoreporter-Instinkt trieb ihn auf die Posener Straßen, auf denen sich die große Geschichte abspielte. Gerade zu der Zeit fertigte er hunderte von einzigartigen Fotografien an, auf welchen er die Beratungen des sog. Polnischen Teilsejms (Sejm Dzielnicowy), der berühmte Umzug der polnischen Kinder (27.XII.1918), die Ankunft von Józef Dowbor Muśnicki nach Posen (15.1.1919), die Vereidigung der Aufständischen auf dem Plac Wolności (Freiheitsplatz) (26.1.1919) und der Besuch der Interalliierten Kommission (1.-2.3.1919) festhielt.

Nach der Beendigung des aufständischen Epos widmete sich Greger seiner beruflichen Tätigkeit zu, indem er das ihm gehörende Unternehmen in den größten Fotoladen im vorkriegszeitlichen Polen verwandelte. Er gab „Wiadomości Fotograficzne” (Nachrichten der Fotografie-Branche) heraus und druckte auch den sich großer Beliebtheit erfreuenden „Poradnik Foto-Gregera” (Ratgeber des Foto-Gregers), dessen Auflagen sogar 130 tausend Exemplare erreichten. Der Ausbruch des II. Weltkrieges setzte dem Fotografie-Imperium von Kazimierz Greger ein Ende. Während des Krieges ließ sich der aus Posen (via Durchgangslager Glowna) vertriebene Kaufmann in Warschau nieder, wo er in einer 1938 eröffneten Filiale seiner Firma arbeitete. Es ist bekannt, dass er hier den Vertriebenen aus Posen half und konspirativ tätig war. Es war gerade sein Betrieb, den im August 1944 ein Fotoreporter des Warschauer Aufstandes, Korrespondent der Regierungsvertretung im Lande (Delegatura Rządu na Kraj) Jan Tomaszewski, Deckname „Jur“ aufsuchte, dem Greger sein Studio samt dem Fotolabor überließ. Hier wurden etwa 2 tausend Fotos des kämpfenden Warschaus entwickelt [!]. Ein anderer Dokumentarist des Aufstandes, Eugeniusz Haneman, arbeitete wiederum mit dem ihm durch Greger geschenkten Fotoapparat. Sein Aufstand-Zyklus wurde somit um eine dramatische Fortsetzung erweitert.

Nach dem Krieg lebte Kazimierz Greger in Krakau und in Wrocław. Von der sog. Volksrepublik Polen wurde er nicht allzu großzügig behandelt. Er erkrankte, geriet in Vergessenheit und starb am 23. Oktober 1967. Er ruht auf dem Powązki-Friedhof in Warschau.